Krisper ein Jahr nach dem Brand in Moria: Das wird "sehr bewusst zugelassen"

Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper und EU-Abgeordneter Erik Marquart (Grüne) sprechen im PULS 24 Interview ein Jahr nach dem Brand im Flüchtlingscamp Moria von nach wie vor "unmenschlichen" Bedingungen vor Ort.

Das Camp Moria, das bis zum Brand größte Flüchtlingslager Europas, war in der Nacht von 8. auf 9. September vollständig abgebrannt, rund 12.000 Menschen mussten damals Hals über Kopf aus ihren notdürftigen Unterkünften vor den Flammen fliehen. Die Zustände im danach eilig errichteten Ausweichcamp Mavrovouni wurden von Beginn an immer wieder kritisiert.

Seit dem Brand in Moria auf der Insel Lesbos lebten tausende Menschen, unter ihnen viele Kinder und Familien, unter katastrophalen Umständen im provisorischen Flüchtlingslager Kara Tepe II (Mavrovouni). Die nun geplanten, neuen Flüchtlingslager auf den Inseln zielten darauf ab, die Bewegungsfreiheit von Migranten einzuschränken und Hilfsorganisationen den Zugang zu den Menschen zu erschweren, kritisieren zahlreiche NGOs. 

Auf Samos wird am 18. September ein erstes solches Lager eröffnet; auf Chios und Lesbos sollen die Lager im Laufe des nächsten Jahres fertiggestellt werden. Kritisiert wird, dass die Anlagen weitab der Insel-Infrastruktur lägen und die Menschen sie nicht ohne Weiteres verlassen dürften. Das griechische Migrationsministerium bezeichnet die Einrichtung auf Samos als "geschlossenes Zentrum mit kontrolliertem Zugang".

Krisper: "Eine Schande für Europa"

NEOS-Nationalratsabgeordnete Stephanie Krisper, die sich selbst ein Bild von der Lage auf Lesbos gemacht hatte, berichtet im PULS 24 Interview, dass die Hilfslieferungen, die Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) nach Griechenland brachte "Scheinlieferungen" gewesen sein. Von 100 Zelten wurden 50 aufgebaut, diese hätten den Witterungen im Winter nicht Stand gehalten.

Es würden immer noch "unmenschliche Zustände" auf den Inseln herrschen - nicht erst seit dem Brand. Ratten würden Zelte anbeißen, die Menschen müssten mit Feuer heizen. Das Lager Kara Tepe sei "ein Gefängnis" aus dem die Menschen nur wenige Stunden in der Woche rausdürfen. Dieses "Bollwerk an menschlichem Leid" werde laut Krisper aber "bewusst zugelassen, um abzuschrecken". Das sei in ihren Augen "eine Schande für Europa" und "moralisch verwerflich".

Viele in den Lagern seien asylberechtigt, "irgendwann" aufs Festland gelassen und würden dann" chaotisch" weiterziehen. Mit dem griechischen Migrationsminister, der das zulasse, würde Nehammer "gemeinsame Sache machen", kritisiert Krisper. Dieses System würde Chaos schaffen und Kontrolle und Fairness verhindern. 

Marquardt: In Flüchtlingslagern wird "Menschenwürde nicht beachtet"

Auch Erik Marquardt, EU-Abgeordneter der Grünen, sagt, dass es keinen politischen Willen gebe, um die Lage in den Lagern zu verbessern. In der EU zeige jedes Land mit dem Finger auf andere, damit würden aber keine Probleme gelöst werden.

SOS-Kinderdorf Geschäftsführer Christian Moser bemängelt, dass es die europäische Asylpolitik seit Jahren nicht schaffe, einen gemeinsamen Weg zu gehen und vor allem menschen- und kinderrechtskonforme Zustände herzustellen. 

SOS-Kinderdorf fordert "Solidaritätspool"

Zwar sei der neue EU-Pakt für Migration und Asyl ein "kleiner Hoffnungsschimmer, doch mit Blick auf die aktuelle Situation und auf die vielen Asylsuchenden aus Afghanistan hat man den Eindruck, dass sich nichts ändert und die europäische Asylpolitik stagniert", erklärte die Hilfsorganisation. Österreich habe eine große Verantwortung, sich mit aller Kraft für die Kinderrechte in der europäischen Politik einzusetzen.

Das SOS-Kinderdorf schlägt etwa die Sicherstellung einer kindgerechten Unterbringung und Zugang zu Expertinnen wie Kinderärzten und Psychologen vor. Nach einer raschen Entscheidung im Asylverfahren wird zudem ein "permanenter europäischer Solidaritätspool für besonders gefährdete Gruppen" wie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Familien mit minderjährigen Kindern empfohlen. In diesen Solidaritätspool sollen Nationalstaaten, genauso aber Kommunen und Gemeinden freie Kapazitäten melden können.

"Symbolisches Feuer" am Ballhausplatz

Am Donnerstag erinnerten in Wien Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen (MSF), die Diakonie, die Caritas sowie die Initiative Courage, mit einem "symbolischen Feuer" am Ballhausplatz in der Innenstadt daran, dass sich "die Situation für die Betroffenen nicht verbessert hat". "Die Flammen in Moria mögen erloschen sein - doch das Leid in den griechischen Elendslagern lodert weiter", hieß es im Vorfeld der Aktion. 

Schauspieler Cornelius Obonya spricht im PULS 24 Interview ein Jahr nach dem Brand im griechischen Flüchtlingscamp Moria über die aktuelle Situation in Griechenland. Er verstehe nicht, was Hilfe vor Ort heißen soll, wenn jemand aus einem Zelt kommt und man ihm ein neues Zelt hinstellt, kritisiert der Schauspieler.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Camp Moria, das bis zum Brand größte Flüchtlingslager Europas, war in der Nacht von 8. auf 9. September vollständig abgebrannt, rund 12.000 Menschen mussten damals Hals über Kopf aus ihren notdürftigen Unterkünften vor den Flammen fliehen.
  • Seit dem Brand in Moria auf der Insel Lesbos lebten tausende Menschen, unter ihnen viele Kinder und Familien, unter katastrophalen Umständen im provisorischen Flüchtlingslager Kara Tepe II (Mavrovouni).
  • NEOS-Nationalratsabgeordnete Stephanie Krisper berichtet im PULS 24 Interview, dass die Hilfslieferungen, die Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) nach Griechenland brachte "Scheinlieferungen" gewesen sein sollen.
  • Es würden immer noch "unmenschliche Zustände" auf den Inseln herrschen - nicht erst seit dem Brand. Ratten würden Zelte anbeißen, die Menschen müssten mit Feuer heizen.
  • ieses "Bollwerk an menschlichem Leid" werde laut Krisper aber "bewusst zugelassen, um abzuschrecken". Das sei in ihren Augen "eine Schande für Europa" und "moralisch verwerflich".
  • Auch Erik Marquardt, EU-Abgeordneter der Grünen, sagt, dass es keinen politischen Willen gebe, um die Lage in den Lagern zu verbessern. In der EU zeige jedes Land mit dem Finger auf andere, damit würden aber keine Probleme gelöst werden.