Kongo-Rebellen erklären Einnahme von Millionenstadt Goma
Eine Bestätigung durch die Armee oder der Regierung in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa gab es dafür zunächst nicht. Einwohner von Goma berichteten in der Früh der Nachrichtenagentur dpa, noch immer werde in der Stadt geschossen. Es gebe zudem Plünderungen. Am Vormittag hieß es von Bewohnern, in Goma seien Kämpfer der M23 zu sehen, ebenso wie Soldaten der Armee mit weißen Flaggen, die ihre Waffen und Fahrzeuge verließen. Lediglich im Stadtzentrum würden die Kämpfe andauern, hieß es.
Die nach UNO-Angaben von Ruanda unterstützte M23 war in den vergangenen Tagen auf die Millionenstadt Goma, Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, vorgerückt. Bereits am Sonntagabend waren die Rebellen bis nach Munigi vorgedrungen, einem etwa neun Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Vorort. Laut Nangaa durften Soldaten der Armee nach Verhandlungen Goma per Boot in Richtung Bukavu verlassen.
Truppen aus der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda haben einander unterdessen über die gemeinsame Grenze in Goma beschossen, hieß es aus Kreisen der Vereinten Nationen am Montag.
UNO-Sicherheitsrat verlangt sofortigen Abzug Ruandas
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kam am Sonntag zusammen, um die Lage zu erörtern. Das wichtigste Gremium der Vereinten Nationen nahm eine Erklärung an, in dem die Rebellen zum Stopp der Offensive aufgefordert wurden. Zugleich wurden "externe Kräfte" zum sofortigen Rückzug aufgerufen. Gemeint ist das Nachbarland Ruanda, wenngleich es nicht explizit genannt wurde.
"Die Straßen sind blockiert und der Flughafen kann nicht mehr für Evakuierungen oder humanitäre Hilfe genutzt werden", berichtete Bintou Keita, Leiterin der UNO-Mission im Kongo, dem Sicherheitsrat. "Mit anderen Worten: Wir sitzen in der Falle."
Ruanda weist Vorwürfe zurück
Die US-Regierung, Frankreich und Großbritannien verurteilten die mutmaßliche Unterstützung der Rebellen durch Ruanda. Das Nachbarland weist die Anschuldigungen zurück. "Die gegenwärtige Krise hätte vermieden werden können, wenn die kongolesische Regierung ein echtes Engagement für den Frieden gezeigt hätte", sagte Ruandas UNO-Botschafter Ernest Rwamucyo.
Die ostkongolesischen Grenzregionen gelten seit dem Völkermord in Ruanda 1994 als äußerst instabil. Die M23 ist die jüngste in einer langen Reihe von Tutsi-geführten Rebellengruppen. Seit Beginn der jüngsten Offensive der M23 am 23. Jänner flohen UNO-Angaben zufolge Hunderttausende Menschen aus den Kampfgebieten, was die humanitäre Lage weiter verschärft. Aufgrund der Gewalt musste das Welternährungsprogramm seine Nothilfe vorübergehend einstellen.
Zusammenfassung
- Die M23-Rebellen behaupten, Goma, die größte Stadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo, eingenommen zu haben und forderten die Soldaten auf, sich bis 3 Uhr Ortszeit zu ergeben.
- Der UNO-Sicherheitsrat fordert den sofortigen Rückzug der Rebellen und externer Kräfte, wobei Ruanda als Unterstützer der M23 im Fokus steht; die humanitäre Lage verschärft sich, da über 100.000 Menschen flohen.
- Die Kämpfe in Goma dauern an, während der Flughafen blockiert ist und Plünderungen gemeldet werden; Ruanda weist Vorwürfe der Unterstützung zurück und kritisiert die kongolesische Regierung.