"Kommandant" von vereiteltem Pariser Anschlag aus Wien
Von der iranischen Botschaft in Wien gab es am Freitag auf APA-Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Der frühere Dritte Botschaftssekretär der iranischen Vertretung in Österreich A. sitzt wegen des vereitelten Anschlags auf einen Kongress des im Iran verbotenen Nationalen Widerstandsrates (NWRI) der Volksmujaheddin seit 2018 in Belgien in Haft. Festgenommen wurde der in Wien lebende A. zuvor an einer Autobahnraststätte in Deutschland. Der Prozess gegen ihn und drei weitere Angeklagte soll am 27. November beginnen. Die "Presse" berichtet unter Berufung auf Prozessunterlagen über weitere Details des bekannten Falls.
So soll A. bereits 2015 erstmals in München unter dem Codenamen "Daniel" Kontakt zu dem mitangeklagten Paar aufgenommen haben. Weitere Treffen gab es den Gerichtsunterlagen zufolge unter anderem in Venedig, Mailand und auch in Österreich. Während einer gemeinsamen Zugfahrt von Wien nach Salzburg soll einem Geständnis zufolge der Anschlag in der französischen Stadt Villepinte besprochen worden sein. Laut der Aussage soll A. dabei erklärt haben, dass die Sprengvorrichtung erst im Iran getestet werden müsse. Übergeben worden sein soll die Bombe bzw. die Bestandteile dafür bei einem Treffen in einem Fast-Ford-Restaurant in Luxemburg.
Ermittler gingen dem Verdacht nach, dass A. den Zünder am 22. Juni 2018 auf einem AUA-Flug von Teheran nach Wien geschmuggelt haben könnte, und holten im Innenministerium in Wien Auskünfte über alle Flügen des Diplomaten zwischen Österreich und dem Iran seit 2014 ein. Beweise fanden sich offenbar keine, denn Diplomatengepäck wird nicht untersucht.
Laut dem Medienbericht kommunizierte A. von einer österreichischen Handynummer per SMS mit dem Paar. Auch zu dem vierten Angeklagten - einem mutmaßlichen Maulwurf unter den Volksmujaheddin - soll der Diplomat Kontakt gehabt haben. Bei dem belgisch-iranischen mutmaßlichen Komplizen, der bei der Versammlung in Villepinte verhaftet wurde, fand die Polizei ein Mobiltelefon mit einer österreichischen SIM-Karte. Darauf sei nur eine Nummer gespeichert gewesen, jene des Diplomaten, so die "Presse" unter Berufung auf einen Zivilkläger mit Einblick in die Gerichtsakten.
Der in Wien akkreditierte Diplomat soll außerdem ein Jahr vor dem vereitelten Anschlag im Juni 2017 in Wien mit seiner Visa-Karte ein Auto gemietet haben und von Wien aus in die Gegend von Villepinte gefahren sein. Die Route konnten die Ermittler anhand der GPS-Daten auslesen.
Zusammenfassung
- "Operationeller Kommandant" war demnach der in Belgien wegen Terrorverdachts angeklagte frühere Diplomat an der iranischen Botschaft in Wien.
- Von der iranischen Botschaft in Wien gab es am Freitag auf APA-Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen.
- Der Prozess gegen ihn und drei weitere Angeklagte soll am 27. November beginnen.
- Die "Presse" berichtet unter Berufung auf Prozessunterlagen über weitere Details des bekannten Falls.