Kiew: Moskau beschießt AKW und verhindert IAEA-Mission
Die destruktive russische Position, ungerechtfertigte Bedingungen und der Beschuss hätten einen Besuch von IAEA-Expertinnen und Experten bisher verhindert. Gleichzeitig warnte Kyslyzja vor den möglichen Folgen eines atomaren Zwischenfalls. "Niemand von uns kann den Wind aufhalten, wenn er Radioaktivität verbreitet, doch wir können den Terrorstaat (Russland) gemeinsam aufhalten".
Entminung aller Atomanlagen gefordert
Der 52-Jährige forderte Russland auf, die Atomanlage zu entminen. Moskau solle zudem alle Soldaten, Waffen und Technik vom Kraftwerksgelände abziehen. Kiew sei bereit, die Sicherheit einer IAEA-Mission in ukrainisch-kontrolliertem Gebiet zu garantieren. Dieser müssten aufgrund der Situation auch Militärexperten angehören. Moskau hatte Kiew mehrfach vorgeworfen einen Besuch von IAEA-Experten im Kraftwerk zu verhindern.
Die Sitzung des Sicherheitsrats war von Russland einberufen worden. Zuvor war das Kraftwerksgelände erneut mit Raketen beschossen worden. Kiew weist zurück, für den Beschuss verantwortlich zu sein, und wirft Moskau vor, das Kraftwerksgelände als Schutzschild für die eigene Artillerie zu nutzen. Die auf dem gegenüberliegenden Ufer des Dnipro-Stausees liegenden Kleinstädte Nikopol und Marhanez waren zuletzt mehrfach von der russischen Armee beschossen worden.
Im Mai hatte die ukrainische Atomaufsicht einen kompletten Abzug Russlands als Bedingung für eine IAEA-Mission zum Kraftwerk gemacht. Das mit sechs Reaktoren und einer Nettoleistung von 5.700 Megawatt größte Atomkraftwerk Europas wurde von russischen Truppen Anfang März besetzt. Kurz vorher war Russland in die Ukraine einmarschiert.
Gegenseitige Vorwürfe
Der Kreml und Kiew werfen sich gegenseitig vor, für den Beschuss am Atomkraftwerk in Saporischschja verantwortlich zu sein und damit eine nukleare Katastrophe zu riskieren. Die für den Süden verantwortliche ukrainische Kommandantur wies solche Anschuldigungen am Freitag zurück. "Die ukrainischen Streitkräfte beschädigen nicht die Infrastruktur, greifen nicht an, wo es eine Gefahr von globaler Tragweite gibt", meinte Sprecherin Natalia Humeniuk im Fernsehen. "Nach unserem Verständnis verstecken sich die Invasoren hinter diesem Schutzschild, weil ein Angriff dort unmöglich ist."
Der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Wassily Nebensja, sagte, die Welt stehe "am Rande einer nuklearen Katastrophe", vergleichbar mit dem Super-GAU im ukrainischen Tschernobyl im April 1986. Er bekräftigte, Inspekteure der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA könnten das Kraftwerk noch in diesem Monat besuchen.
Russische Kritik an G7
Führende russische Politiker lehnten unterdessen die Forderung der G7 nach einer Übergabe des Atomkraftwerks Saporischschja an die Ukraine abgelehnt. "Nein und nochmals nein", beantwortete Konstantin Kossatschow, Vizechef des russischen Parlamentsoberhauses Föderationsrat, am Freitag der Agentur Interfax zufolge die Frage nach einer möglichen Rückgabe des AKW. Er begründete dies mit Sicherheitsbedenken.
Zusammenfassung
- Die Ukraine hat Russland erneut den Beschuss des Atomkraftwerks Saporischschja und die Verhinderung einer Mission der Internationalen Atomenergie-Organisation vorgeworfen.
- Kiew und Moskau werfen sich indes gegenseitig den Beschuss des Kraftwerks vor.
- Der 52-Jährige forderte Russland auf, die Atomanlage zu entminen.
- Im Mai hatte die ukrainische Atomaufsicht einen kompletten Abzug Russlands als Bedingung für eine IAEA-Mission zum Kraftwerk gemacht.