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Kennedy sieht keinen Schaden durch Kurz-Trump-Nähe

Die neue US-Botschafterin Victoria Kennedy sieht keinen Schaden für das bilaterale Verhältnis der USA zu Österreich durch das Naheverhältnis des früheren Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) zum umstrittenen Ex-Präsidenten Donald Trump. "Nein, ganz und gar nicht. Es gibt eine sehr positive Beziehung zwischen den USA und Österreich, und das bleibt auch so", sagte Kennedy im APA-Interview. Die Latte für einen neuerlichen Kanzlerbesuch im Weißen Haus liegt dennoch hoch.

Österreich und die USA "sind schon sehr lange Zeit Freunde", betonte Kennedy. Auch wenn Wien und Washington "nicht immer ganz einer Meinung sind", so hätten die beiden Staaten doch "gemeinsame Interessen, Werte und Ziele". "Österreich ist ein starker Partner für die USA und wir schätzen unsere Partnerschaft mit Österreich sehr", sagte sie unter Verweis auf die Beteiligung an Friedensmissionen am Balkan, im Libanon und Mali sowie die Rolle Österreichs als "starke Stimme" für die Staaten des Westbalkan innerhalb der EU. Bezüglich des Westbalkan seien die USA und Österreich nämlich "auf einer Linie".

Kennedy würdigte auch die Gastgeberrolle Österreichs für die Iran-Atomgespräche als "großen Beitrag". Auch in den Gesprächen mit Russland werde Österreich weiterhin Gastgeber sein, betonte sie. "Wien hat hier historisch eine sehr wichtige Rolle, und das wird auch in Zukunft so sein."

Kennedy hob auch die wirtschaftlichen Beziehungen hervor. So seien die USA der zweitgrößte Exportmarkt für Österreich, das umgekehrt der am zweitschnellsten wachsende Investor in den USA sei. "Ich freue mich, darauf aufbauen zu können", sagte die Witwe des legendären US-Senators Edward Kennedy. Auf die Frage nach ihren persönlichen Schwerpunkten für ihre Amtszeit nannte sie den Ausbau von Austauschprogrammen für junge Menschen. Diesbezüglich wolle sie Kontakt mit jungen Menschen in ganz Österreich aufnehmen.

Kennedy trat ihren Job Anfang Jänner an. Seitdem hat sie schon zahlreiche Spitzenvertreter von Politik und Gesellschaft getroffen. Vor ihrer Ankunft in Österreich habe sie "mit so vielen meiner Vorgänger wie möglich gesprochen". "Sie alle haben mir gesagt, dass es ein wunderschöner Arbeitsort ist und dass ich in Wien und Österreich sehr glücklich sein werde, und damit hatten sie völlig recht", so Kennedy. Zudem hätten sie alle gesagt, "dass ich auf einer sehr starken und wachsenden Beziehung zwischen den USA und Österreich werde aufbauen können (...) und ich freue mich sehr, sagen zu können, dass das ebenfalls wahr ist". Entsprechend wolle sie am Ende ihrer Amtszeit sagen können, "dass ich diese wunderbare Verbindung, die zwischen uns besteht, weiter gestärkt habe".

Auf ihre Zugehörigkeit zum sagenumwobenen US-Politclan ist Kennedy "sehr stolz". "Es ist ein unglaubliches Vermächtnis. Ich spüre das jeden Tag", sagte die Botschafterin schmunzelnd mit Blick den frequentierten Wiener Verkehrsknotenpunkt "Kennedybrücke", den sie täglich auf dem Weg von ihrer Residenz in Wien-Hietzing zur Botschaft in Wien-Alsergrund passiert.

"Ich nehme das Vermächtnis, den Familiennamen meines Mannes zu tragen, sehr ernst", betonte sie. Es handle sich nämlich um "ein Vermächtnis des Dienstes (am Gemeinwesen, Anm.)", so Kennedy. Doch aus diesem Grund trage sie auch den Namen ihres Vaters Edmund Reggie, der sich in den 1950er Jahren ebenfalls für die US-Demokraten und konkret für den späteren US-Präsidenten John F. Kennedy engagiert hatte. "Aber letztlich geht es darum, was ich mache und daran will ich gemessen werden", so Kennedy.

Zu US-Präsident Biden hat Kennedy eine "sehr, sehr starke persönliche familiäre und freundschaftliche Beziehung". Sie kenne den jetzigen Präsidenten nämlich "schon seit seiner Zeit als Senator". "Er und mein verstorbener Mann waren gemeinsam im Senat und wir befreundeten uns mit ihm und seiner Frau Jill, die jetzt unsere First Lady ist", sagte die Botschafterin. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2009 "wurde meine Beziehung zu den Bidens noch enger".

Zugriff auf Bidens Terminkalender habe sie aber nicht, sagte Kennedy scherzhaft auf die Frage nach einem möglichen Österreich-Besuch des US-Präsidenten. "Wäre das nicht großartig? Wir wären hocherfreut, ihn begrüßen zu dürfen", betonte sie. Auf einen Termin für Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Weißen Haus wollte sie sich ebenfalls nicht festlegen. "Danke dafür, dass Sie mir die Latte hoch legen", sagte sie auf die Frage, ob sie einen Kanzlerbesuch im Oval Office zustande bringen werde. Doch werde es weiterhin "Gespräche auf höchster Ebene zwischen Mitgliedern der österreichischen Regierung und der US-Regierung" geben.

Diplomatisch zurückhaltend äußerte sich Kennedy auf Fragen nach Trump und Kurz, die beide auf schmähliche Weise aus dem Amt geschieden waren. Biden habe angekündigt bei den Präsidentenwahlen im Jahr 2024 wieder antreten zu wollen, betonte Kennedy, und was eine mögliche Kandidatur Trumps betrifft, sei es "zu früh", darüber nachzudenken. "Drei Jahre sind eine Ewigkeit in der Politik und ich denke derzeit nicht an die Präsidentenwahl", so Kennedy. Vielmehr denke sie an "die großen Erfolge", die Biden im ersten Jahr seiner Amtszeit erreicht habe. Zugleich ist sie überzeugt, dass die USA eine weitere Amtszeit Trumps überstehen werden. "Die USA haben viele Dinge im Laufe der Jahrhunderte überlebt, unsere Demokratie ist stark, blühend und widerstandsfähig".

Auf Fragen nach der Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis des neuerdings in den USA arbeitenden Ex-Kanzlers Kurz verwies Kennedy darauf, dass sie das aufgrund von Datenschutzregeln nicht wissen könne. "Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wo er arbeitet oder was er tut", sagte sie. Nicht eingehen wollte sie auch auf die Frage, ob die USA alles in ihrer Macht Stehende tun werden, um Kurz nach Österreich zu bringen, wenn er sich entsprechenden Vorladungen des Parlaments oder der Justiz verweigern sollte. Die Frage basiere nämlich auf "drei oder vier hypothetischen Annahmen", sagte die frühere Topanwältin.

(Das Gespräch führten Edgar Schütz und Stefan Vospernik/APA)

ribbon Zusammenfassung
  • Die neue US-Botschafterin Victoria Kennedy sieht keinen Schaden für das bilaterale Verhältnis der USA zu Österreich durch das Naheverhältnis des früheren Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) zum umstrittenen Ex-Präsidenten Donald Trump.
  • Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2009 "wurde meine Beziehung zu den Bidens noch enger".
  • Die Frage basiere nämlich auf "drei oder vier hypothetischen Annahmen", sagte die frühere Topanwältin.