Fußi: Causa Schilling ist "moralisches Bankrott" der Grünen
Schwere Vorwürfe wurden am Dienstagabend über die Zeitung "Der Standard" zur Grünen EU-Wahl-Spitzenkandidatin Lena Schilling bekannt. Die 23-Jährige Aktivistin soll mit System gelogen haben, um so Weggefährten und Freunde gegeneinander auszuspielen.
Prompt nach Bekanntwerden der Vorwürfe rückte die Grüne A-Mannschaft aus: Vizekanzler Werner Kogler, Umweltministerin Leonore Gewessler und Klubchefin Sigi Maurer deckten der Jungpolitikerin Schilling den Rücken. Man zeigte sich entsetzt, über "anonyme Furze" in dem "Standard"-Artikel, dass Privatangelegenheiten an die Öffentlichkeit gezerrt würden und auch darüber, wie gegen Schilling als junge Frau kampagnisiert werde.
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Kein "Gefurze"
Die Vorwürfe seien politisch höchst relevant und keinesfalls Privatsache, so Star-Strafverteidiger Manfred Ainedter. "Schwere Verleumdungen", wie sie in dem Text beschrieben worden seien, seien relevant. Schilling dürfe laut Artikel keine Gewaltvorwürfe gegen des Ehepaar Bohrn-Mena verbreiten. "Die anderen Vorwürfe im Standard seien auch nicht unter 'Geschwurble und Gefurze' einzuordnen", so Ainedter.
Außerdem habe Schilling bei der Pressekonferenz die Vorwürfe aus dem Standard nicht bestritten. "Ich sag's nur wie es ist".
Video: Analyse - Grüne-Pressekonferenz zu Schilling-Vorwürfen
Zu Gast bei Moderator Werner Sejka sind neben Ainedter auch "Die Presse"-Journalistin Anna Wallner und Politik-Berater Rudi Fußi. Auch sie finden, man sollte die Vorwürfe ernst nehmen. Wie relevant sind Charaktereigenschaften, fragt sich Wallner.
Für Fußi ist klar, dass die Geschichte des "Standards" gut recherchiert sei, Gerald Riedmann, der neue Chefredakteur des "Standards" habe mit Sicherheit jeden Aspekt der Geschichte rechtlich prüfen lassen.
Ist das Österreichs Politik-Stil?
Aber die Vorwürfe würden nicht bei Verleumdung enden. Die Frage sei nun, so Fußi, wolle man jemanden in der Politik, der oder die bereit sei, all das zu tun, Belästigung zu erfinden und für die eigene Sache Existenzen in Bedrohung zu bringen.
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"Erbärmlichster" Tag der Grünen
Auch Wallner ist sich sicher, dass hier nie berichtet worden wäre, wenn die Geschichte nicht bis auf das kleinste Detail geprüft worden wäre. Außerdem seien innerhalb der journalistischen Blase die Vorwürfe gegenüber Schillings Charakter bekannt gewesen, so Wallner. Fraglich sei auch, inwieweit diese Vorwürfe für Menschen außerhalb dieser Blase überhaupt noch verständlich seien.
Blase hin oder her - Politikberater Fußi sieht die Marke "Grüne" durch die Causa "massiv" beschädigt. Die Grünen seien immer eine feministische Partei gewesen und bei der Pressekonferenz der Grünen, habe es "kein einziges Wort der Entschuldigung bei den Opfern" gegeben.
Und sie hätten laut Fußi die "Frauenkarte" für Schilling "missbraucht" und das sei "unmoralisch". Man habe eine Täterin verteidigt, so Fußi, "das ist eine moralische Bankrotterklärung der Grünen gewesen". Für ihn war der heutige Tag, "das Erbärmlichste, was er von den Grünen je gesehen hat."
Zusammenfassung
- Lena Schillings angebliches Verhalten war am Donnerstag die Causa Prima der österreichischen Innenpolitik. Ist das Private in diesem Fall politisch?
- Ainedter, Fußi und Wallner sind sich sicher, dass die Grünen hier versagt haben.
- Die Opfer der Vorwürfe seien egal, und Schilling habe die Vorwürfe auch nicht abgestritten.
- Für Fußi war der heutige Tag, "das Erbärmlichste, was er von den Grünen je gesehen hat."