Nehammer: Unser Deal wird besser als der deutsche
Aktuell befinden sich Bundesminister Karl Nehammer (ÖVP), Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf Staatsbesuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit dabei sind auch Vertreter der Wirtschaft: OMV-Chef Alfred Stern und die Vorstände der österreichischen Staatsholding ÖBAG. An der OMV ist die ÖBAG mit 31,5 Prozent beteiligt und der Staatsfonds von Abu Dhabi, Mubadala, mit 24,9 Prozent.
Engere Zusammenarbeit
Österreich will sich noch enger mit Abu Dhabi vernetzen, bereits im März hatte die damalige Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) in Abu Dhabi eine Absichtserklärung unterzeichnet. Auch der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte unlängst einen Gas-Deal mit den Emiraten abgeschlossen. Für Nehammer würde der österreichische Deal "sogar besser" als der von Scholz werden.
OMV-Speicher voll
Über Details hält man sich vorerst noch sehr bedeckt, erst am Nachmittag will man mit Zahlen und Fakten aufwarten. Aufhorchen ließ OMV-Chef Stern mit der Aussage, dass die Erdgasspeicher der OMV bereits zu "über 100 Prozent" gefüllt seien.
Auf die OMV entfallen laut Stern etwa 25 Prozent der österreichischen Gasspeicher-Kapazität, "und Österreich hat insgesamt Speicherkapazität, um ungefähr ein Jahr auszukommen". Schon jetzt sei die OMV in der Lage, ihre Kundenverpflichtungen zur Gänze mit nicht-russischem Gas zu erfüllen. Die OMV habe in Österreich ungefähr 45 Prozent Marktanteil. "Zur Zeit liefert die Gazprom und es fließt dieses Gas weiterhin nach Österreich. Das ist auch teilweise der Grund dafür, warum die Preise in den letzten Wochen doch signifikant reduziert wurden."
"Ziel ist es, mit Flüssiggas nach Hause zu kommen" und dazu brauche es die verstärkte Partnerschaft mit den Emiraten, so Bundeskanzler Nehammer. Man gehe davon aus, dass das Abkommen "noch besser" sein werde als jenes, das im September beim Besuch des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz in den Vereinigten Arabischen Emiraten abgeschlossen wurde. Der deutsche Energiekonzern RWE vereinbarte damals eine erste Lieferung von 137.000 Kubikmetern LNG nach Deutschland.
Neue Abhängigkeit?
Auf die Frage, ob man sich hier in eine neue Abhängigkeit begibt, antwortet Nehammer, dass es kurzfristige und langfristige Ziele gäbe. Unternehmen und Privatpersonen sollen mit Gas versorgt sein und der Ausstieg aus fossilen Energien soll anvisiert werden.
Zwei "Agreements" sollen unterzeichnet werden, berichtet PULS 24 Reporterin Magdalena Punz aus Abu Dhabi. Diese Vereinbarungen werden auf politischer Ebene und auch von den Wirtschaftspartnern getroffen. Auch erneuerbare Energien wie Grüner Wasserstoff stehen in Abu Dhabi an der Tagesordnung.
Auch Finanzminister Magnus Brunner sieht Unabhängigkeit von russischem Gas und will die "langfristige Zusammenarbeit" mit dem Partner in Abu Dhabi. Der Staat habe über die ÖBAG Anteile an der OMV, deshalb sei es wichtig, auch deren Vertreter in Abu Dhabi mitzuhaben. Die Zusammenarbeit müsse "auf allen Ebenen intensiviert" werden und dazu Brauche es die Bundesregierung und die OMV. Die Versorgung solle differenziert werden, denn eine Abhängigkeit von einem Partner sei nicht gut, so der Finanzminister.
Strategische Transport-Kooperationen
Auch wenn Flüssiggas in den Vereinigten Arabischen Emiraten gekauft werden könne, sei der Transport nach Österreich ein Problem. Österreich ist ein Binnenland ohne Hafen, hier bräuchte es Kooperationen in Bezug auf Pipelines und Flüssiggasterminals.
Sollte tatsächlich ein LNG-Liefervertrag mit Abu Dhabi zustandekommen, könnte dieses verflüssigte Erdgas nach Rotterdam geliefert und regasifiziert werden. Von dort würde es dann über Pipelines nach Österreich transportiert werden. "Wir haben für dieses Gasjahr bereits 40 Terawattstunden Pipeline-Kapazität gebucht", sowohl aus Deutschland als auch Italien, erklärte der OMV-Chef Stern.
Aus für russisches Gas
Um Österreichs Gas-Abhängigkeit von Russland so schnell wie möglich zu minimieren, wurde für den Winter 2023 auf Gaseinkauf aus Ländern wie Norwegen gesetzt. Für die aktuelle Heiz-Saison sei der vollständige Ausstieg aus russischem Gas noch nicht möglich, das habe auch Ministerin Gewessler wiederholt bestätigt.
"Wir gehen jetzt mit einem verlässlichen Sicherheitspolster in diesen Winter", sagte Gewessler. Mit 1. November verfüge Österreich auch über strategische Reserven von 20 TWh. Aber es gehe auch darum, die Speicher für den nächsten Winter füllen zu können.
Zusammenfassung
- Vertreter:innen der Bundesregierung und der österreichischen Wirtschaft sind zum Flüssiggaseinkauf in Abu Dhabi.
- Ziel ist die Absicherung der Energieversorgung Österreichs für die Winter 2023 und 2024.