Jungwirth zu Herbert Kickl: "Abgrenzung zu Identitären schaut anders aus"

Michael Jungwirth, stellvertretender Chefredakteur der "Kleinen Zeitung", analysierte im PULS 24 Interview das Sommergespräch mit dem neuen FPÖ-Chef Herbert Kickl und den SPÖ-Konflikt zwischen Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil.

"Das war der Kickl, wie man ihn kannte, vielleicht ein bisschen gedämpfter", sagt Michael Jungwirth nach dem PULS 24 Sommergespräch mit dem neuen FPÖ-Chef. Kickl mache das "sehr geschickt", indem er sich als "Anti-Establishment" positionieren würde. 

Das beginne beim Ort, den er sich für das Interview ausgesucht hat. Kickl war - anders als die anderen Parteichefs bisher - nicht in Wien. Er wollte am Land, beim Wandern, im blauen Hemd auftreten. Auffällig war laut Jungwirth, dass das Thema Migration nicht vorkam, dafür aber das Thema Corona "zig-mal". "Er bedient sein Klientel. Er bedient die Corona-Leugner", sagt der Journalist. Ebenfalls als Einziger würde Kickl gegen Klimapolitik auftreten. "Er macht das rhetorisch geschickt", analysiert Jungwirth, denn Kickl würde sich als Naturliebhaber präsentieren, Klimaschutz aber als "radikale Position" darstellen. 

"Kickl sitzt fest im Sattel"

"Eine Abgrenzung zu den Identitären sieht anders aus", sagt der Journalist zu Kickls Aussagen zu den Rechtsextremen. Kickl hatte diese auch schon als "NGO von rechts" relativiert. Hier würde Kickl einen "Schlingerkurs" fahren, denn früher hätte er eine härtere Grenze gezogen. 

Kritiker in der FPÖ seien aber mittlerweile verstummt. Es habe in der FPÖ nach Kickls Wahl zum Parteichef Skeptiker gegeben, diese hätten die Wahl nun aber akzeptiert. Sie hätten gesehen, dass es nichts bringt, in der Öffentlichkeit zu streiten, so Jungwirth. Kickl sitze fest im Sattel.

SPÖ-Gespräch erinnert an "Kalten Krieg"

Anders sieht es in der SPÖ aus. Nach den Querelen zwischen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat es nun ein angebliches Versöhnungsgespräch in Kärnten gegeben. Der dortige Landeshauptmann Peter Kaiser habe vermittelt. Das ist eine "eigenartige Sache", sagt Jungwirth. Das Treffen "auf neutralem Boden" erinnere ihn an den Kalten Krieg oder an Friedensgespräche im Nahen Osten. 

Der Journalist ist aber "eher vorsichtig", wenn es um das Ergebnis des Treffens geht. Denn die Grundprobleme der Partei seien nicht gelöst. Da gebe es die Skepsis daran, dass Rendi-Wagner die Partei bei der nächsten Wahl zur Nummer 1 machen könne, es gibt das "Alphatier" Doskozil und schließlich auch inhaltliche Differenzen in der Partei. Vor allem, wenn es um Migrationsfragen geht.

Den Spagat zwischen den Positionen in der Partei könne nur eine Parteichefin schaffen, "die so strahlt, dass sie alle Konflikte zudeckt", sagt Jungwirth. Doskozil selbst schloss aber abermals aus, dass er in die Bundespolitik wolle. Er habe sich beim Parteitag nicht aufgestellt, weil er befürchtet habe, selbst "ein Streichorchester" zu erleben, sagt Jungwirth.

ribbon Zusammenfassung
  • "Das war der Kickl, wie man ihn kannte, vielleicht ein bisschen gedämpfter", sagt Michael Jungwirth nach dem PULS 24 Sommergespräch mit Herbert Kickl (FPÖ). Der FPÖ-Chef mache das "sehr geschickt", indem er sich als "Anti-Establishment" positioniere.
  • Er bedient die Corona-Leugner", sagt der Journalist. Ebenfalls als Einziger würde Kickl gegen Klimapolitik auftreten.
  • "Eine Abgrenzung zu den Identitären sieht anders aus", sagt der Journalist zu Kickls Aussagen zu den Rechtsextremen.
  • Es habe in der FPÖ nach Kickls Wahl zum Parteichef Skeptiker und Kritiker gegeben, diese hätten die Wahl nun aber akzeptiert. Sie hätten gesehen, dass es nichts bringt, in der Öffentlichkeit zu streiten, so Jungwirth. Kickl sitze fest im Sattel.
  • Anders sieht es in der SPÖ aus. Nach den Querelen zwischen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hat es nun ein angebliches Versöhnungsgespräch in Kärnten gegeben.
  • Der Journalist ist aber "eher vorsichtig", wenn es um das Ergebnis des Treffens geht. Denn die Grundprobleme der Partei seien nicht gelöst.