Rauch: Sozialhilfe auch für Ukraine-Vertriebene
"Es darf da keine Denkverbote mehr geben", sagte er im Interview mit dem "Standard". Zuvor hatte sich auch Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) vorsichtig positiv zu dieser Möglichkeit geäußert. Beim Koalitionspartner ÖVP gibt es dazu unterschiedliche Ansichten.
Leichtere Integration in Arbeitsmarkt
"Ich bin der Meinung, der Anspruch auf Sozialhilfe ist eine gute Möglichkeit, um Ukrainer leichter in den Arbeitsmarkt zu integrieren", sagte Rauch wörtlich. Im Ö1-"Mittagsjournal" ergänzte er, es sei "verrückt, dass wir händeringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Pflege und Betreuung suchen, während es Menschen gibt, die in Österreich leben und denen wir bürokratische Hürden in den Weg legen". Das betreffe eben Menschen aus der Ukraine, die arbeiten möchten.
Kocher hatte am Dienstag im ORF-"Report" gemeint, ihm wäre es recht, wenn möglichst viele der aus der Ukraine Geflüchteten am Arbeitsmarkt tätig würden. Man müsse aber beachten, dass bei einer Integration der Vertriebenen ins Sozialhilfesystem für diese dann die Pflicht bestehe, Arbeitsplätze in Österreich anzunehmen.
ÖVP lehnt Weg über Sozialhilfe ab
Gegen Kopfs Vorschlag hatte sich bereits Anfang November Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) ausgesprochen. Am Freitag meinte sie in einer Stellungnahme gegenüber der APA, Ziel sei es zwar, Ukrainerinnen und Ukrainer möglichst rasch von der Grundversorgung in den Arbeitsmarkt zu bringen. Dafür brauche es aber keinen Umweg über das Sozialsystem bzw. die Sozialhilfe. "Alle Betroffenen sollen direkt in den Arbeitsmarkt vermittelt werden."
Ukrainer und Ukrainerinnen seien in der Regel gut ausgebildet und qualifiziert, die notwendigen Deutschkurse werden ohnehin zur Verfügung gestellt, argumentierte Raab weiter. "In einer Zeit des Arbeitskräftemangels ist es wichtig, dass diese Gruppe dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht. Den Umweg über die Sozialhilfe lehnt die Volkspartei daher ab."
Zusammenfassung
- Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) unterstützt den Vorschlag von AMS-Chef Johannes Kopf, Vertriebene aus der Ukraine in die Sozialhilfe hineinzunehmen.
- "Es darf da keine Denkverbote mehr geben", sagte er im Interview mit dem "Standard".
- Beim Koalitionspartner ÖVP gibt es dazu unterschiedliche Ansichten.