Joe Biden sichert sich Nominierung der US-Demokraten
Der Präsidentschaftskandidatur des US-Demokraten Joe Biden steht nichts mehr im Wege: Der ehemalige Vizepräsident unter Barack Obama teilte am Freitag mit, er habe sich nach den jüngsten Vorwahlen die für die Nominierung nötigen 1991 Delegiertenstimmen gesichert. Bidens Sieg stand bereits seit dem Ausscheiden des Senators Bernie Sanders aus den Vorwahlen der Demokraten fest.
"Leute, heute haben wir die 1991 Delegiertenstimmen gesichert, die wir brauchen, um die demokratische Nominierung zu bekommen", richtete sich Biden im Kurzbotschaftendienst Twitter an seine Anhänger. "Ich werde jeden Tag darum kämpfen, eure Stimmen zu verdienen, damit wir gemeinsam den Kampf um die Seele dieser Nation gewinnen können."
Die USA erleben derzeit eine Welle an Protesten gegen Rassismus. Hintergrund ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. "Dies ist eine schwierige Zeit in der amerikanischen Geschichte. Und Donald Trumps wütender und spaltender Politikstil ist keine Antwort", schrieb Biden in einem Beitrag auf der Website "Medium". "Das Land schreit nach Führung. Einer Führung, die uns vereinen kann", schrieb Biden weiter.
Biden hatte den Tod Floyds zuvor als "Weckruf für unsere Nation" bezeichnet und Trump vorgeworfen, die USA zu einem "von alten Vorurteilen und neuen Ängsten zerrissenen Schlachtfeld" zu verwandeln. Der 77-jährige Biden versprach, sich im Falle seiner Wahl ins Weiße Haus gegen "systematischen Rassismus" stark zu machen.
Mit Spannung wird erwartet, wen Biden als Stellvertreterin nominiert. Er hatte versprochen, dass es jedenfalls eine Frau sein wird. Als Favoritin für den wichtigen Posten gilt die Senatorin Kamala Harris. Die 55-jährige Ex-Anwältin mit jamaikanischen und indischen Wurzeln hatte sich selbst um die demokratische Präsidentschaftskandidatur beworben und unterstützt seit ihrem Ausscheiden aus dem Vorwahlkampf Biden.
In der Gerüchtebörse werden auch mehrere afroamerikanische Politikerinnen hoch gehandelt, darunter die Ex-Abgeordnete Stacey Abrams und die Bürgermeisterin von Atlanta, Keisha Lance Bottoms, beide aus dem umkämpften Staat Georgia, sowie Ex-UNO-Botschafterin Susan Rice. Biden hatte angesichts seines hohen Alters versprochen, eine Kandidatin auszuwählen, die aufgrund ihrer Erfahrung schon "am ersten Tag" für ihn einspringen könne.
"Es war eine Ehre, mit einer der talentiertesten Gruppen von Kandidaten zu konkurrieren, die jemals für die Demokratische Partei angetreten sind", erklärte Biden. Er sei stolz, dass die Partei geeint in die Wahl ziehe. Zwischenzeitlich bewarben sich mehr als 20 Kandidaten um das Amt des demokratischen Präsidentschaftsanwärters. Biden startete schwach in die Vorwahlen, nahm dann aber Fahrt auf. Am Ende verdichtete sich das Rennen auf einen Zweikampf zwischen dem als moderat eingestuften Biden und dessen linksgerichtetem Konkurrenten Bernie Sanders. Schließlich warf auch Sanders das Handtuch.
Laut der Website RealClearPolitics liegt Biden in den landesweiten Umfragen im Schnitt aktuell 7,1 Prozentpunkte vor Trump. Allerdings hatte Trump die Wahl 2016 gewonnen, obwohl er landesweit weniger Stimmen als seine demokratische Kontrahentin Hillary Clinton erhalten hatte, dank knappen Siegen in besonders umkämpften Staaten wie Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. In diesen Staaten führt Biden derzeit den meisten Umfragen zufolge.
Formell ist der Vorwahlprozess noch nicht zuende. In acht US-Bundesstaaten und drei US-Territorien müssen noch Vorwahlen stattfinden. Am Dienstag waren die Abstimmungen in sieben Staaten und dem District of Columbia mit der Hauptstadt Washington abgehalten worden.
Zusammenfassung
- Bidens Sieg stand bereits seit dem Ausscheiden des Senators Bernie Sanders aus den Vorwahlen der Demokraten fest.
- In diesen Staaten führt Biden derzeit den meisten Umfragen zufolge.