Jahrestag
3 Jahre Ukraine-Krieg: Über 2.400 Kinder getötet
Drei Jahre auf den Tag genau ist es her, dass Russland in die Ukraine einmarschiert ist. Seitdem herrscht auf europäischen Boden wieder Krieg. Während die EU ein weiteres Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet hat, gab US-Präsident Donald Trump in einem historischen Kurswechsel der Ukraine die Schuld am Kriegsgeschehen. Er halte es nicht für wichtig, dass Präsident Wolodymyr Selenskyj an den Friedensverhandlungen beteiligt werde.
Der Frust über die Kehrtwende des einst mächtigsten Verbündeten ist auch in Kiew zu spüren. Dort leidet die Bevölkerung weiterhin unter dem russischen Beschuss, von einem "Diktatfrieden", d.h. einer De-facto-Kapitulation gegenüber Kreml-Chef Wladimir Putin, wie Trump es fordert, hält man daher wenig.
Die Zahl der Verletzten steigt weiterhin beinahe täglich, erst vor wenigen Tagen bombardierte Russland die Großstadt Cherson, auch zwei 13-Jährige wurden dabei verletzt. Gesicherte Zahlen zu den Todesopfern, Verwundeten oder dem Ausmaß der Zerstörung zu finden, ist schwierig, denn beide Seiten kolportieren unterschiedliche Einschätzungen. Zudem ist die Überprüfung der Zahlen schwierig, nicht in alle Gebiete können unabhängige Beobachter:innen entsandt werden.
-
Mehr lesen: "Wir wissen nicht, wann wir sterben"
PULS 24 hat sich auf die Suche gemacht: Wie groß ist das Ausmaß der Zerstörung nach drei Jahren Krieg in der Ukraine?
Die Folgen des Ukraine-Kriegs in Zahlen
- Mindestens 12.500 zivile Todesopfer sind bekannt, berichtet die UNO. Rund 28,400 weitere Menschen wurden verletzt. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher sein.
- Unter den Todesopfern sollen sich über 2.400 Kinder befinden. Jedes fünfte Kind in der Ukraine hat seit der Eskalation des Krieges den Verlust eines engen Angehörigen oder Freundes erlitten. Dies geht aus Umfragedaten von UNICEF hervor.
- Etwa 43.000 ukrainische Soldaten seien getötet worden, so Selenskyj.
- Laut dem Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) gibt es weltweit knapp 7 Millionen ukrainische Flüchtlinge. Innerhalb der Ukraine soll es zwischen 3,6 und 4,9 Millionen Binnenvertriebene geben. Die Zahlen variieren je nach Quelle.
- 12,7 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe, teilte die Hilfsorganisation CARE mit. Hunderttausende Menschen seien etwa ohne Medikamente oder medizinische Versorgung, so Ärzte ohne Grenzen Österreich.
- Über 1,5 Millionen Häuser wurden zerstört, berichtet die Diakonie Katastrophenhilfe.
- Massive Angriffe auf die Energieversorgung führten in den Haushalten im Vorjahr zu insgesamt fast 2.000 Stunden an Stromausfällen, heißt es aus ukrainischen Quellen. Im Dezember sei der Strom fast 40 Prozent der Zeit ausgefallen.
- Seit dem Kriegsbeginn wurden laut Caritas mehr als 1.600 Schulen beschädigt, über 200 ganz zerstört. Jede fünfte Schule musste geschlossen werden. Stattdessen findet der Unterricht in Kiew etwa bei Sirenenalarm im Luftschutzkeller statt.
Video: So gehen Schüler:innen mit Luftalarm um
Wie wird geholfen?
Um Zivilist:innen vor Ort zu helfen, sind weiterhin verschiedene Organisationen in der Ukraine tätig. So haben die Diakonie Katastrophenhilfe und ihre Partner geheizte Schutzräume in Gemeindezentren aufgebaut. Dort können sich Menschen bei Beschuss und Stromausfällen aufwärmen, Erste Hilfe in Anspruch nehmen, ihre Handys aufladen und etwas trinken oder essen.
Auch der Unterricht wird dort teils fortgeführt. Der Krieg habe Volkschüler:innern "erwachsen werden lassen", so Liudmyla Jaroslawzewa, eine Lehrerin am Kiewer Kunstlyzeum "Zmina". Während die Kinder am Anfang noch weinten, hätten sie mittlerweile gelernt, mit der ständigen Angst fertig zu werden. Allerdings mit Folgen: Über 50.000 Kinder suchten in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 professionelle Hilfe wegen psychischer Probleme - dreimal mehr als 2023, so Daten des ukrainischen Bildungsministeriums.
-
Mehr lesen: Trump gibt Selenskyj Schuld für Ukraine-Krieg
In der Ukraine betreibt daher das Hilfswerk International mittlerweile fünf "Help Points", an denen psychologische Unterstützung angeboten wird.
Wie es in der Ukraine weitergehen wird, ist angesichts der US-Kehrtwende aktuell so unsicher wie lange nicht mehr. Trump drängt auf ein rasches Friedensabkommen mit Russland, ob das ohne die Ukraine am Verhandlungstisch - wie es bisher der Fall ist - überhaupt möglich ist, scheint mehr als fraglich.
Zusammenfassung
- Am 24. Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg in der Ukraine.
- Seitdem wird beinahe täglich von zerstörten Häusern und Verletzten, teils auch Todesopfern, berichtet.
- Das Ausmaß des Kriegs wird immer deutlicher.
- Ein Überblick über die wichtigsten Zahlen und Fakten.