Ist Erdoğan krank? Was an den Spekulationen dran ist

Recep Tayyip Erdoğans Wahlkampf ist angeschlagen. Der türkische Präsident ist seit 20 Jahren an der Macht, im aktuellen Wahlkampf wirkt er schlapp. Jetzt macht ihm offenbar auch seine Gesundheit Probleme. Am Donnerstag hätte Erdoğan das erste türkische Atomkraftwerk in Akkuyu in der Provinz Mersin einweihen sollen - er wird nur per Video teilnehmen können.

Was ist passiert?

Die Türkei debattiert heftig über den Gesundheitszustand des 69-Jährigen. Am Dienstagabend hatte Erdogan ein Fernsehinterview wegen Magenproblemen unterbrechen müssen. Anschließend legte er eine Wahlkampfpause ein und sagte alle Auftritte für Mittwoch ab.

Seither kursierten insbesondere auf Twitter wilde Gerüchte über einen möglichen Herzinfarkt, sogar von Vergiftungen war die Rede.

Daran sei nichts dran, so die offizielle Stellungnahme des Präsidenten. Auf Twitter teilte Erdoğan mit, es habe sich nur um geringfügige Beschwerden gehandelt. Er ruhe sich auf den Rat seiner Ärzte hin aber aus.

Fahrettin Altun, der Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten, teilte am Mittwoch Bilder von Tweets, in denen behauptet wurde, Erdogan habe einen Herzinfarkt erlitten und schrieb dazu: "Wir weisen solche unbegründeten Behauptungen bezüglich der Gesundheit des Präsidenten kategorisch zurück." 

Der Vizepräsident Fuat Oktay sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, Erdogan gehe es gut. "Wir stehen ständig in Kontakt. Er hat sich etwas erkältet."

Wahlen am 14. Mai

Auch wenn es schon früher oft Gerüchte um Erdoğans Gesundheitszustand gab, die sich als haltlos erwiesen: Der Präsident präsentiert sich in diesem Wahlkampf alles andere als stark und kämpferisch.

Die Türkei leidet immer noch unter den katastrophalen Erdbeben vom Februar, bei denen laut offiziellen Angaben mehr als 50.000 Menschen gestorben sind. Das Land befindet sich seit Jahren in einer Wirtschaftskrise, die türkische Lira ist auf dem tiefsten Stand seit 2005.

In den allermeisten Umfragen ist Erdoğans unbeliebt wie nie zuvor. Sein Gegner Kemal Kılıçdaroğlu von der kemalistisch-sozialdemokratischen CHP hat gute Chancen, ihn am 14. Mai zu überholen.