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Israel sieht sich in "Kriegssituation" mit Islamischem Jihad

Israel hat erneut mit einem Luftangriff auf den Gazastreifen einen ranghohen Kommandanten der palästinensischen Extremisten-Gruppe Islamischer Jihad getötet. Dabei handle es sich wieder um ein Mitglied des obersten Militärrates, teilte ein Vertreter der Gruppe am Freitag mit. Der Berater des Ratsmitglieds sei ebenfalls bei dem Angriff ums Leben gekommen. Es war das sechste Mitglied des Militärrates, das in dieser Woche bei den israelischen Luftangriffen getötet wurde.

Der Islamische Jihad feuerte weiter etliche Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel ab, während Israels Luftwaffe dort Stellungen der militanten Palästinenserorganisation angreift. Wegen des neuerlichen, heftigen Raketenbeschusses habe Israel die Gespräche über eine Waffenruhe abgebrochen, meldeten israelische Medien am Freitag. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Israels Außenministerium wollte "Gerüchte über den Waffenstillstand nicht kommentieren".

Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht heulten in Israel ab dem Vormittag wieder die Warnsirenen im Grenzgebiet. Erstmals seit Beginn der Kämpfe gab es Raketenalarm auch nahe Jerusalem. Israels Armee bombardierte daraufhin eigenen Angaben nach mehrere Stellungen des Islamischen Jihad sowie versteckte Raketenwerfer. In den vergangenen Tagen griff die Luftwaffe demnach mehr als 200 Stellungen im Gazastreifen an und tötete dabei auch gezielt mehrere hochrangige Mitglieder des Jihads, der eng mit dem Iran verbunden ist. Unter Experten sind gezielte Tötungen umstritten. Die Vereinten Nationen bemängeln beispielsweise, dass damit Rechtsgrenzen verwischt würden. Sie sprechen zudem von einer Verletzung des Völkerrechts.

Im Gazastreifen starben seit Beginn der israelischen Militäroffensive am Dienstag bisher 31 Menschen, unter ihnen sechs Kinder, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Mehr als 100 seien verletzt worden. Bei mindestens 17 der Toten handelte es sich palästinensischen Informationen zufolge um Zivilisten. Israels Armee sagte, vier zivile Opfer seien von fehlgeleiteten Jihad-Raketen getötet worden. Unabhängig war dies zunächst nicht zu überprüfen.

Der Islamische Jihad, die zweitgrößte militante Palästinenser-Gruppe im Gazastreifen nach der dort herrschenden Hamas, hat seitdem fast 1000 Raketen auf Israel abgefeuert. Bei dem gegenseitigen Beschuss wurden im dicht besiedelten Gazastreifen mindestens 31 Palästinenser getötet, darunter auch Frauen und Kinder. In Israel kam eine Person ums Leben, als eine Rakete in einer Wohnung in einem Vorort von Tel Aviv einschlug. Seit Beginn der Angriffe wurden 22 Menschen in Israel verletzt.

Für die Zivilbevölkerung im Süden Israels gelten derzeit spezielle Schutzmaßnahmen. Die Menschen dürfen dort etwa nur arbeiten gehen, wenn die Bürogebäude über einen bombensicheren Raum verfügen. Zudem dürfen sich nicht mehr als zehn Menschen im Freien treffen. Nachdem ein Open-Air-Konzert des israelischen Musikers Aviv mit Zehntausenden Besuchern am Donnerstag trotz Raketendrohungen stattfand und Kritik auslöste, wurden nun mehrere Konzerte abgesagt. So wurde etwa ein Auftritt der Backstreet Boys in der Nähe von Tel Aviv am Samstag gecancelt, wie die Armee mitteilte.

Der Islamische Jihad drohte Medien zufolge mit weiteren Eskalationen. "Wir werden nicht vor dem Flaggenmarsch aufhören." Bei dem umstrittenen Marsch ziehen seit Jahrzehnten jährlich am Jerusalem-Tag Menschen mit Israel-Flaggen durch das muslimische Viertel der Altstadt, was die Palästinenser als Provokation sehen. Am Jerusalem-Tag wird die israelische Eroberung Ost-Jerusalems während des Sechstagekrieges 1967 gefeiert. Die Palästinenser sehen den arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt eines eigenen Staates.

Experten zufolge kommt es für den weiteren Verlauf des Konflikts vor allem darauf an, ob sich auch die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas beteiligt. Dies sei derzeit nicht der Fall, sagte ein Armeesprecher am Donnerstagabend. Die Hamas verfügt nach israelischen Informationen über deutlich mehr und weiter reichende Raketen als der Jihad.

Die Hamas und der Islamische Jihad werden von den USA, der EU und Israel als Terrororganisationen eingestuft. Beide Gruppierungen haben sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben. Die Hamas gilt als schlagkräftiger als der Islamische Jihad.

ribbon Zusammenfassung
  • Israel hat erneut mit einem Luftangriff auf den Gazastreifen einen ranghohen Kommandanten der palästinensischen Extremisten-Gruppe Islamischer Jihad getötet.
  • Dabei handle es sich wieder um ein Mitglied des obersten Militärrates, teilte ein Vertreter der Gruppe am Freitag mit.
  • Der Islamische Jihad, die zweitgrößte militante Palästinenser-Gruppe im Gazastreifen nach der dort herrschenden Hamas, hat seitdem fast 1000 Raketen auf Israel abgefeuert.