Tote Journalisten in GazaAFP / MAHMUD HAMS

Israel, Libanon, Gaza: Bereits 36 tote Journalisten in vier Wochen

Die Zahl der Todesopfer in Israel und Gaza klettert immer weiter in die Höhe, auch für Journalist:innen ist die Lage prekär. Mindestens 36 von ihnen wurden in den vergangenen vier Wochen getötet. Es sei der "gefährlichste Konflikt" für Medienmitarbeiter:innen seit 30 Jahren, so das Komitee zum Schutz für Journalisten. Auch ein ARD-Team wurde bedroht.

Am 7. Oktober überfiel die islamistische Terrorgruppe Hamas Israel, seitdem kontert Israel mit einem Dauerbeschuss des Gazastreifens. Nach israelischen Angaben wurden 1.400 Menschen ermordet, großteils Zivilisten, rund 240 wurden als Geiseln nach Gaza verschleppt. Auf Seiten der Palästinenser:innen kamen mehr als 9.700 Menschen ums Leben, wie die Hamas vermeldete.

Unter den Toten befinden sich auch 36 Journalist:innen in Israel und Gaza. Zum Vergleich: Im Vorjahr wurden innerhalb von zwölf Monaten weltweit 68 Journalist:innen und Medienmitarbeiter:innen getötet.

Große Bedrohung für Journalist:innen

"Das ist der gefährlichste Konflikt für Journalisten, den das Komitee zum Schutz von Journalisten jemals dokumentiert hat", betont die Komitee-Präsidentin Jodie Ginsberg im BBC Interview. Die NGO erfasst bereits seit über 30 Jahren Angriffe gegen Pressemitarbeiter:innen.

Gefährliche Situation in Gaza

Besonders gefährdet seien die Journalist:innen im Gazastreifen, so der aktuelle Bericht des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ). "Viele haben Kollegen, Familien und Medieneinrichtungen verloren und sind auf der Suche nach Sicherheit geflohen, obwohl es keinen sicheren Hafen oder Ausweg gibt", schildert CPJ-Programmdirektor Sherif Mansour.

Mindestens drei Journalist:innen würden noch als vermisst gelten. Erst am Freitag wurde das Büro der französischen Nachrichtenagentur AFP in Gaza durch den Einschlag eines Geschosses schwer beschädigt worden. Verletzt wurde niemand, die Mitarbeiter:innen waren evakuiert worden.

Toter Journalist durch "absichtlichen Beschuss" im Libanon

Auch im Grenzbereich zum Libanon wurde vor kurzem ein Reuters-Journalist getötet und mehrere weitere schwer verletzt. Reporter ohne Grenzen wirft der israelischen Armee gezielten Beschuss der Reportergruppe vor, obwohl diese sichtbar als "Presse" gekennzeichnet war.

Mehr dazu:

ARD-Team von israelischen Soldaten bedroht

Die Bedrohung für Pressemitarbeiter:innen ist aber auch im Westjordanland präsent. Ein ARD-Team wurde dort nach eigenen Angaben von israelischen Soldaten vorübergehend festgehalten und bedroht

Korrespondent Jan-Christoph Kitzler sei mit einem palästinensischen Mitarbeiter sowie einer deutschen Mitarbeiterin auf dem Rückweg von einem Interview gewesen, als sie südlich der palästinensischen Stadt Hebron von israelischen Soldaten gestoppt worden seien, berichtete u.a. "tagesschau.de".

"Die Soldaten haben uns mit ihren Waffen bedroht und uns gefragt, ob wir Juden seien. Unsere Kollegin wurde als Verräterin beschimpft", wird Korrespondent Kitzler zitiert. Erst nach mehr als einer Stunde habe sich die Situation entspannt, nachdem weitere Soldaten und auch Polizeikräfte hinzugezogen worden seien.

Das israelische Militär teilte auf Nachfrage am Montag in der Früh mit, die Handlungen der Soldaten seien nach dem Vorfall untersucht und die Vorschriften bekräftigt worden. Die Armee entschuldige sich "für jegliche entstandenen Unannehmlichkeiten".

Laut ARD war es bereits der zweite solche Vorfall innerhalb einer Woche.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Zahl der Todesopfer in Israel und Gaza klettert immer weiter in die Höhe, auch für Journalist:innen ist die Lage prekär.
  • Mindestens 36 Journalist:innen wurden in den vergangenen vier Wochen getötet.
  • "Das ist der gefährlichste Konflikt für Journalisten, den das Komitee zum Schutz von Journalisten jemals dokumentiert hat", sagt die Komitee-Präsidentin Jodie Ginsberg im BBC Interview.
  • Die NGO erfasst bereits seit über 30 Jahren Angriffe gegen Pressemitarbeiter:innen.
  • Die Bedrohung für Pressemitarbeiter:innen ist aber auch im Westjordanland präsent.
  • Ein ARD-Team wurde dort nach eigenen Angaben von israelischen Soldaten vorübergehend festgehalten und bedroht.