Israel beschießt Abschussrampen im Gazastreifen
Zuvor war demnach eine ungenannte Zahl von Raketen in der Gegend der Stadt Sderot niedergegangen, die nur etwa drei Kilometer vom Grenzzaun im Norden des Gazastreifens entfernt ist. Auch der Kibbuz Nahal Oz sei am späten Donnerstagabend mit Raketen angegriffen worden, hieß es. Über Opfer oder Schäden wurde zunächst nichts bekannt.
Bei Kämpfen im Zentrum des Gazastreifens und in der im Süden gelegenen Stadt Khan Younis tötete die Armee nach eigenen Angaben etwa 30 islamistische Terroristen. Zudem seien Tunnel zerstört und Waffen sichergestellt worden.
Das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen rief Israel unterdessen unmissverständlich dazu auf, eine seit längerem geplante Offensive auf die Grenzstadt Rafah im Gazastreifen zu unterlassen. "Sollte Israel seine angedrohte Militäroffensive in Rafah starten, wohin 1,5 Millionen Menschen unter beklagenswerten, unmenschlichen Bedingungen vertrieben wurden, würde jeder Bodenangriff auf Rafah einen massiven Verlust an Menschenleben nach sich ziehen und das Risiko weiterer Gräuelverbrechen erhöhen", sagte Jeremy Laurence, Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros am Freitag. "Es darf nicht zugelassen werden, dass das passiert."
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte am Donnerstagabend erneut die Absicht bekräftigt, auch Rafah anzugreifen. "Heute sage ich deutlich: Die Armee wird ihren Kampf im gesamten Gazastreifen fortsetzen - und das gilt auch für Rafah, die letzte Bastion der Hamas", sagte er bei einer Abschlusszeremonie in einer Ausbildungsakademie für Offiziere. "Wer auch immer uns sagt, nicht in Rafah tätig zu werden, sagt uns damit zugleich, wir sollten den Krieg verlieren - und das wird nicht geschehen", fügte Netanyahu hinzu. In Rafah wird auch die Führungsriege um den Chef der islamistischen Hamas im Gazastreifen, Yahya (Jihia) al-Sinwar, vermutet.
Israel bereitet die Militäroffensive auf die an Ägypten grenzende Stadt seit einiger Zeit vor. Wegen der unabsehbaren Folgen für die dort untergekommenen Binnenflüchtlinge stoßen die Pläne international auf heftige Kritik auch bei Israels westlichen Partnern. Zudem wird befürchtet, dass die irantreue Hisbollah-Miliz dann ihre Raketenangriffe auf Israel erheblich ausweiten könnte.
Gespräche in Kairo über eine vorübergehende Waffenruhe im Gazastreifen führten zunächst weiter zu keinem Erfolg. Am Donnerstag verließen Teilnehmer der Hamas und Katars, das als Vermittler fungiert, die ägyptische Hauptstadt Kairo, wie es aus Sicherheitskreisen am Flughafen hieß. Einige Stunden zuvor seien auch Vertreter der USA aus Ägypten abgereist.
Auslöser des Krieges war ein Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Organisationen am 7. Oktober in Israel verübt hatten.
Zusammenfassung
- Nach Raketenangriffen auf Sderot und Nahal Oz hat Israel mit Artillerie und Kampfjets Abschussrampen im Gazastreifen beschossen.
- Bei Gefechten im Gazastreifen wurden etwa 30 islamistische Terroristen getötet, Tunnel zerstört und Waffen sichergestellt.
- Internationale Kritik an Israels geplanter Militäroffensive auf Rafah, wo sich hunderttausende Zivilisten versammelt haben.