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Huawei-Verbot? 5G-Handynetze "zu 99,8 Prozent sicher"

Medienberichten zufolge prüfe Deutschland ein Verbot von Bauteilen chinesischer Hersteller im 5G-Netz. Laut dem Chef der österreichischen Telekom-Regulierungsgesellschaft sei diese Debatte "medial aus dem Ruder gelaufen". In Österreich prüfe man die Netzsicherheit permanent. Ein Verbot wäre vor allem für den Netzempfang von Millionen von Handynutzern eine Hiobsbotschaft.

Das deutsche Innenministerium schickte am Montag einen Brief an die Netzbetreiber. Sie sollen auflisten, welche Komponenten der chinesischen Hersteller Huawei und ZTE in den Netzen verbaut seien. Im Anschluss solle eine Sicherheitsüberprüfung stattfinden. In Berlin sei man besorgt, dass China Zugriff auf Daten der Handynutzer haben könnte - und im großen Stil spionieren könnte.

Die Tageszeitung "Die Presse" berichtete am Mittwoch, dass Österreich nun ebenfalls einen Ausschluss von Huawei und ZTE aus dem Mobilfunknetz prüfe. Auf PULS 24-Nachfrage heißt es dazu aus dem Büro von Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP): "Aktuell ist noch unklar, was Deutschland in Bezug auf chinesische Lieferanten genau plant. Wir werden dies jedoch zum Anlass nehmen, den für diese Zwecke eingerichteten Netzsicherheitsbeirat mit den deutschen Erkenntnissen zu befassen, um daraus allfällige Maßnahmen in Österreich abzuleiten."

Telekom-Regulator: "Das wissen wir alles" 

Für den Geschäftsführer der Rundfunk und Telekom Regulierungsgesellschaft (RTR) für den Fachbereich Telekommunikation und Post, Klaus Steinmaurer, ist die Debatte nicht nachvollziehbar. Er ist erstaunt, weil Österreich in der Regulierung und Überwachung der Handynetze "eigentlich vor den Deutschen" ist. Was die Deutschen in Erfahrung bringen wollen, "das wissen wir", so Steinmaurer im PULS 24 Interview. 

Seit 2018 prüft die RTR die Sicherheit der österreichischen Handynetze und erstellt eine Risikoanalyse, die über Österreich hinaus geht. "Unsere Netze sind zu 99,8 Prozent sicher", sagte der Telekom-Regulator. Man habe das Recht, "alles, was in den Netzen verbaut ist, anzuschauen".

"Keine Verdachtsmomente bekannt"

Mit der Netzsicherheitsverordnung habe man den gesetzlichen Rahmen, sehr schnell reagieren zu können und gemeinsam mit dem zuständigen Ministerium einzelne Bauteile zu verbieten. Zur Zeit gebe es laut Steinmaurer keinen Handlungsbedarf bezüglich der chinesischen Hersteller ZTE und Huawei: "Aktuell sind uns keine Verdachtsmomente bekannt".

Sollten die Behörden in Deutschland jedoch besorgniserregende Erkenntnisse erlangen, "müssen wir uns das anschauen". Die Spionagebedenken der deutschen Behörden seien bei Bauteile wie Handymasten und Antennen ohnehin unbedenklich, stellt Steinmaurer klar: "Da passiert keine Spionage". 

Chinesische Technik in österreichischen Handynetzen

Um nicht abhängig von chinesischen Herstellern zu sein, ist rechtlich festgelegt, dass die Netze diversifiziert werden müssen. Laut Informationen der RTR gibt es noch einen großen Anteil an verbauten Teilen von ZTE und Huawei.

Bei Drei sei dieser am stärksten - der Großteil der Antennen werde mit Technologie von ZTE ausgerüstet. Bei Magenta gebe es im Zugangsnetz (RAN) hohen Anteil von Huawei. Man hat bei Magenta aber schon mit der Diversifizierung begonnen. A1 sei am besten diversifiziert aufgestellt und verwende "schwerpunktmäßig Nokia". 

Bei Verbot "wären unsere Netze halb tot"

Würden chinesische Hersteller kurzfristig verboten werden, hätte das schwerwiegende Folgen. Der Netzausbau würde "ins Stocken kommen, wir würden massiv an Netzabdeckung verlieren und es wäre kein Geld mehr da für weiteren Ausbau", sagte Steinmaurer. Die Vorreiterrolle beim Mobilfunk, die Österreich im europäischen Vergleich hat, wäre damit "erledigt". Die Kosten bei einem kompletten Austausch wären enorm: "Wir reden hier von mehreren Milliarden Euro", so der Telekom-Regulator. 

Sollten chinesische Anbieter verboten werden, müsste man sich laut Steinmaurer ein Vorbild an Großbritannien nehmen. Dort verbannte man Huawei 2020 aus dem 5G Netz - mit einer Übergangsfrist bis 2027. Das sei laut Steinmaurer ein sinnvoller Zeitraum, denn "innerhalb von sieben Jahren kann ich relativ kostenschonend ein ganzes Netz austauschen".

Alternativen zu ZTE und Huawei gebe es zwar in Europa - nämlich mit Nokia oder Ericsson. Die Konzerne hätten laut Steinmaurer aber nicht die Lieferkapazitäten, um Netze in Europa kurzfristig umzurüsten. 

ribbon Zusammenfassung
  • Mehrere Medien berichten, Deutschland prüfe ein Verbot von Bauteilen chinesischer Hersteller wie Huawei und ZTE für das 5G-Netz.
  • Laut dem Chef der österreichischen Telekom-Regulierungsgesellschaft sei diese Debatte "medial aus dem Ruder gelaufen".
  • In Österreich prüfe man die Netzsicherheit permanent. Was die Deutschen in Erfahrung bringen wollen, "das wissen wir", so Klaus Steinmaurer im PULS 24 Interview. 
  • Ein Verbot wäre vor allem für den Netzempfang von Millionen von Handynutzern eine Hiobsbotschaft.