"Hinterhältiger Koalitionspartner": Opposition warnt Mückstein vor Kurz

Sowohl die NEOS als auch die SPÖ begrüßen, dass der neue Gesundheitsminister ein Arzt ist und einen kompetenten Eindruck mache, warnen aber vor dem Kanzler und seinen "60 PR-Beratern".

Der praktische Arzt Wolfgang Mückstein wird neuer Gesundheitsminister. Er folgt Rudolf Anschober, der am Dienstag seinen Rücktritt verkündete. Die Reaktionen der Opposition sind abwartend bis positiv. Worin sich alle einig sind, ist, dass er es neben Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht leicht haben wird. Bei der Kritik am Kanzler hält man sich nicht zurück. Einhellig wird ihm Wadlbeißerei und "Hinterhältigkeit vorgeworfen. 

"Hinterhältiger Koalitionspartner"

Die NEOS begrüßen, dass der neue Gesundheitsminister ein Arzt ist. Vom Fach zu kommen helfe sicher, "viele Dinge besser" zu verstehen, so Gesundheitssprecher Gerald Loacker. Vor politischen Intrigen müsse sich der neue Minister allerdings in Acht nehmen. Und zwar von der ÖVP. "Er wird die Herausforderung haben, dass er in einem ganz schwierigen politischen Spiel mit abgeputzten Landeshauptleuten und einem hinterhältigen Koalitionspartner seinen Weg finden wird müssen." Man müsse schauen, was der neue Minister "an PS auf die Straße bringt", gibt sich Loacker abwartend. Noch wolle er Mückstein nicht die politischen Fähigkeiten absprechen, in diesem Klima zu überleben. Es könne ja sein, dass er Landeshauptleute und Koalitionspartner "um den Finger" wickle.

Warnung für "Lockdown-Minister"

Man bräuche eine Balance zwischen unter anderem Gesundheit und Wirtschaft. Loacker warnt aber: "Wenn der neue Minister ein Lockdown-Minister ist, wird die Zusammenarbeit eine große Herausforderung." Wenn er allerdings Mut zu unangenehmen Entscheidungen beweisen würde und den Ländern "die Wadln viere richt", sie also zur Räson bringt, dann könne Mückstein berühmt werden. Niederösterreich und Wien, die besonders schlecht seien, die Alten zu impfen, bräuchten mehr Direktive. Das wäre eine Chance für den Neo-Minister, es besser zu machen als Anschober. 

Kucher: "Diese Hackl-Schmeißereien von Kurz in Richtung Anschober, (..) so geht man in einer Krise nicht um"

"Hackl-Schmeißerei" 

Philip Kucher, der Gesundheitssprecher der SPÖ, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Es sei "menschlich enttäuschend" gewesen, mit welcher Brutalität Kanzler Sebastian Kurz gegen Anschober vorgegangen sei. Kucher wirft dem Kanzler und der ÖVP vor, Corona-Ampel und Corona-App zum Scheitern gebracht zu haben. Erst habe Kurz das Impfen zur Chefsache gemacht, um sich dann "billig abzuputzen" als Anschober im Spital lag und ihm die Schuld zuzuschieben. Das sei menschlich letztklassig. Wir befänden uns in einer Krise, da ginge es nicht "um einen Beliebtheitswettbewerb". Es gehe um Menschenleben. "Die Hacklschmeißerei von Kurz in Richtung Anschober" sei "zutiefst unmenschlich" gewesen. 

"Dr. Mückstein scheint ein sympathischer Mensch zu sein", so Kucher. Er habe bei seinem Auftritt einen kompetenten Eindruck gemacht. Im Hintergrund würden aber "die fast 60 PR-Berater von Kurz lauern". 

ribbon Zusammenfassung
  • Der praktische Arzt Wolfgang Mückstein wird neuer Gesundheitsminister. Er folgt Rudolf Anschober, der am Dienstag seinen Rücktritt verkündete.
  • Die Reaktionen der Opposition sind abwartend bis positiv. Worin sich alle einig sind, ist, dass er es neben Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht leicht haben wird.
  • Gesundheitssprecher Gerald Loacker (NEOS): "Er wird die Herausforderung haben, dass er in einem ganz schwierigen politischen Spiel mit abgeputzten Landeshauptleuten und einem hinterhältigen Koalitionspartner seinen Weg finden wird müssen."
  • Loacker warnt aber: "Wenn der neue Minister ein Lockdown-Minister ist, wird die Zusammenarbeit eine große Herausforderung."
  • Philip Kucher, der Gesundheitssprecher der SPÖ, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Es sei "menschlich enttäuschend" gewesen, mit welcher Brutalität Kanzler Sebastian Kurz gegen Anschober vorgegangen sei.
  • "Dr. Mückstein scheint ein sympathischer Mensch zu sein", so Kucher. Er habe bei seinem Auftritt einen kompetenten Eindruck gemacht. Im Hintergrund würden aber "die fast 60 PR-Berater von Kurz lauern".