Handels-KV: Gewerkschaft fordert 10 Prozent Gehaltserhöhung
Die Gewerkschaft des Handels scheint sich von den Metallern inspiriert haben zu lassen und fordert bei den Lohnverhandlungen eine Erhöhung von 10 Prozent.
Verhandlungen ohne Kompromiss
GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger den Wunsch der Arbeitgeber, die Teuerungshilfen der Regierung in den Kollektivvertragsverhandlungen zu berücksichtigen, zurück. "Die Beschäftigten würden sich dann ihre Gehaltserhöhung mit ihrem Steuergeld selbst bezahlen", argumentiert sie in einer Aussendung. Als Verhandlungsbasis wurden gemeinsam 6,9 Prozent Inflation vereinbart.
Zusätzlich zur Gehaltserhöhung fordert die Gewerkschaft für Lehrlinge einen Fixbetrag von 150 Euro pro Monat, den Erhalt aller Überzahlungen, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche und einen Zuschlag für Mehrarbeit ab der ersten Stunde der Überschreitung.
Seitens der Arbeitgeber gibt es noch keine Stellungnahme. Bereits im Vorfeld hatten sich schwierige Verhandlungen abgezeichnet. Auch wenn beide das gute Gesprächsklima hervorhoben, waren die Bruchlinien schnell klar. Fichtiger forderte "dauerhafte, kräftige Gehaltserhöhungen". Trefelik will hingegen die staatlichen Teuerungshilfen im Gesamtpaket eingerechnet sehen und geht davon aus, dass diese jedenfalls 2,5 Prozentpunkte der Inflation wettmachen. "Die Inflationsrate ist nur ein Puzzle-Stein", so Trefelik. Eine sechste Urlaubswoche, eine jahrelange Forderung der Gewerkschaft, sei "nicht finanzierbar".
Im Interview mit PULS 24 Reporterin Nadja Buchmüller betonte die Gewerkschafts-Verhandlerin Helga Fichtinger (GPA), dass die Metaller mit einer Forderung in Höhe zehn Prozent das richtige Ziel gesteckt hätten. Die Arbeitnehmer hätten aber mit den von ihnen gebotenen 4,1 Prozent zum "Tiefschlag" ausgeholt.
GPA will mehr Geld für mehr Kaufkraft
"Die Kaufkraft kann man erhöhen, wenn man die Gehälter erhöht", entgegnete dem Fichtinger. Eine dauerhafte Erhöhung der Löhne sei auch wichtig, "weil das Bruttoeinkommen die Basis für Leistungen aus der Pensionsversicherung oder dem Arbeitslosengeld ist", ergänzte Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereiches Handel in der Gewerkschaft GPA. Die Beschäftigten im Handel hätten "wirklich keinen finanziellen Spielraum mehr", so Fichtiger, "jeder Zehntelpunkt" mehr Gehalt mache bei 430.000 Handelsangestellten einen Unterschied. Das Angebot der Metaller-Arbeitgeber über 4,1 Prozent Lohnerhöhung könne jedenfalls für den Handel nicht richtungsweisend sein. Wenn nun eine Rabattschlacht angezettelt werden sollte, "dann ich nur klar sagen: Handelsbeschäftigte sind keine Schnäppchen". Es werde von beiden Seiten eine Kraftanstrengung brauchen.
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Fichtinger und Trefelik waren um gute Stimmung bemüht, im Gegensatz zu den Metallern laufen KV-Verhandlungen in dieser Branche meist ohne Säbelrasseln ab. Aber Trefelik sagte doch, "ich gehe davon aus, dass wir uns länger austauschen werden".
Nach der Verhandlungsrunde erklärte Trefelik in einer Aussendung, Wunsch und Wirklichkeit würden noch ein großes Stück auseinander liegen. Bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 3. November wollen die Arbeitgeber die Forderungen der Gewerkschaft analysieren und dieser dann ein Paket unterbreiten, wie es am Dienstagabend hieß.
Gewerkschaft "verwundert"
Die Gewerkschaftsseite zeigt sich nach der Verhandlungsrunde "verwundert", dass die Arbeitgeber quasi erst jetzt zu rechnen beginnen. "Die Zahlen und Eckdaten sind ja schon lange bekannt", so Fichtinger. Die Forderung nach einer dauerhaften und kräftigen Gehaltssteigerung bleibe im vollen Ausmaß aufrecht. In den nächsten Tagen würden vorsorglich Betriebsversammlungen für die Zeit zwischen dem 7. und 9. November 2022 einberufen, sollte es am 3. November zu keinem Abschluss kommen.
Zusammenfassung
- Bei den heutigen Kollektivvertragsverhandlungen fordert die Gewerkschaft des Handels 10 Prozent Gehaltserhöhung.
- Zusätzlich zur Gehaltserhöhung fordert die Gewerkschaft für Lehrlinge einen Fixbetrag von 150 Euro pro Monat, den Erhalt aller Überzahlungen, die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche und einen Zuschlag für Mehrarbeit ab der ersten Stunde der