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Waffenruhe in Gefahr

Israel fordert Geiselfreilassung bis Samstag - sonst Krieg

11. Feb. 2025 · Lesedauer 3 min

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat der radikal-islamischen Hamas mit einer Fortsetzung des Gaza-Krieges gedroht, wenn sie die israelischen Geiseln nicht bis Samstag freilässt.

Das Militär werde sonst zu intensiven Kämpfen zurückkehren, bis die Hamas endgültig besiegt sei, betonte der Regierungschef in einem Video. Wie viele Geiseln freigelassen werden müssen, ließ er in einer Mitteilung seines Büros am Dienstag offen. 

Die Terroristen der Hamas hatten Israel am Montag vorgeworfen, das Waffenstillstandsabkommen nicht einzuhalten und deswegen angekündigt, vorerst keine weiteren Geiseln zu übergeben.

Trump hatte kurz danach erklärt, es werde die Hölle los sein, wenn nicht wie geplant kommenden Samstag weitere drei Israelis freigelassen werden. Er werde dann vorschlagen, den Waffenstillstand aufzukündigen. Die Hamas zeigte sich davon bisher allerdings unbeeindruckt. 

"Die Sprache der Drohungen hat keinen Wert und verkompliziert die Dinge nur", sagte der ranghohe Hamas-Funktionär Sami Abu Zuhri am Dienstag. "Trump muss sich daran erinnern, dass es ein Abkommen gibt, das von beiden Seiten respektiert werden muss, und dass dies der einzige Weg ist, die (israelischen) Gefangenen zu befreien", sagte Zuhri.

Geiseln werden zur Schau gestellt

Aus Sicht der Hamas hat Israel mit Verzögerungen der Rückkehr vertriebener Palästinenser, Bedrohung der Einwohner im Gazastreifen und Behinderungen der Hilfslieferungen die Waffenstillstandsvereinbarungen gebrochen. Israel hält der Hamas vor, die Geiseln durch das Zurschaustellen inmitten einer aufgebrachten Menschenmenge bei der Übergabe zu gefährden.

Das Abkommen gilt seit rund drei Wochen. Bisher sind 16 der 33 israelischen Geiseln, die in der ersten Phase des Abkommens freigelassen werden sollten, Israel übergeben worden. Weiters kamen fünf thailändische Arbeiter frei. Im Gegenzug hat Israel Hunderte palästinensische Gefangene und Häftlinge freigelassen.

Die Verhandlungen über eine zweite Phase der Waffenruhe haben in der vergangenen Woche begonnen. Ihr Ziel ist die Freilassung der verbleibenden Geiseln sowie die Vereinbarung eines vollständigen Abzugs der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen als Vorbereitung auf ein endgültiges Ende des Krieges.

Trump für Umsiedlung der Gaza-Bewohner

Belastet werden die Bemühungen um einen Waffenstillstand auch durch Vorschläge des US-Präsidenten. Am Montag bekräftigte er im Sender Fox News seinen Vorstoß, die Bewohner des Gazastreifens könnten umgesiedelt werden. Demnach könnten Ägypten und Jordanien die rund zwei Millionen Palästinenser aufnehmen. Beide Staaten haben dies bereits abgelehnt. Trump wird noch am Dienstag den jordanischen König Abdullah treffen.

Die Palästinenser befürchten eine Wiederholung der Naqba. Darunter wird die traumatische Vertreibung und Flucht Hunderttausender Palästinenser im israelisch-arabischen Krieg von 1948 verstanden. Damals hatten mehrere arabische Staaten den neu gegründeten Staat Israel angegriffen, hatten aber eine Niederlage erlitten.

Hamas hat "Wunsch nach Vernichtung nicht aufgegeben"

Journalistin Yvette Schwerdt (MENA) im Interview.

Zusammenfassung
  • Israels Premier Benjamin Netanyahu droht der Hamas mit einer Fortsetzung des Gaza-Krieges, falls bis Samstag keine israelischen Geiseln freigelassen werden. Bisher wurden 16 von 33 Geiseln freigelassen.
  • US-Präsident Trump droht mit der Aufkündigung des Waffenstillstands, sollten nicht weitere drei Israelis bis Samstag freikommen. Die Hamas ignoriert diese Warnungen und beschuldigt Israel, die Vereinbarungen zu brechen.
  • Trump schlägt vor, die Bewohner des Gazastreifens nach Ägypten oder Jordanien umzusiedeln, was von beiden Ländern abgelehnt wurde. Die Palästinenser fürchten eine Wiederholung der Naqba von 1948.