Nahost-Expertin: Zerschlagen der Hamas ist "weit entfernt"

Das israelische Militär kämpft sich weiter im Gazastreifen vor. Die humanitäre Lage vor Ort wird immer dramatischer, doch die islamistische Hamas sei noch lange nicht zerschlagen, so Nahost-Expertin Gudrun Harrer. Rufe nach einer Feuerpause hätten zudem auch politische Gründe.

Seit rund einer Woche kämpft die israelische Armee auch am Boden im Gazastreifen. Das sei "eigentlich schon eine volle Bodenoffensive, ohne dies völlig erklärt zu haben", erklärt Gudrun Harrer, Nahost-Expertin und leitende Redakteurin bei "Der Standard", im PULS 24 Interview. 

Obwohl bereits einige führende Mitglieder der Hamas getötet wurden, sei die israelische Armee "vom Zerschlagen" der Terrororganisation "noch weit entfernt", so Harrer.

Feuerpause statt Konflikterweiterung

Im Gazastreifen spitzt sich die Lage für die Zivilbevölkerung unterdes immer weiter zu. Es fehlt vor allem an Strom und Wasser, Spitäler müssen Operationen teils ohne Anästhesie durchführen. Die Rufe nach einer Feuerpause werden lauter, sogar US-Präsident Joe Biden sagte am Donnerstag, dass es eine Pause brauche, damit Gefangene den Gazastreifen verlassen können.

"Wenn einmal die USA eine Feuerpause fordert, dann hat das einen Grund", betont Harrer. Denn die USA würde das militärische Vorgehen Israels bisher "bedingungslos" unterstützen. Das US-Repräsentantenhaus stimmte erst am Donnerstag für neue Hilfen für Israel in Höhe von 14,3 Milliarden Dollar (13,5 Milliarden Euro)

Die geforderte Feuerpause habe auch politische Hintergründe, erläutert Harrer. Es gehe den USA darum, eine "Konfliktausweitung" zu verhindern. Es könnte etwa die Hisbollah aus dem Libanon "an der Leine des Irans" in den Konflikt eintreten. Das wolle die USA verhindern.

Bereits jetzt "eskaliert" die Lage im Westjordanland, so die Nahost-Expertin. Bei israelischen Einsätzen starben erst am Donnerstag dort neun Menschen. Zudem sollen jüdische Siedler dort erst vor kurzem ein Haus angezündet haben. Dort "finden regelrechte Racheakte statt", so Harrer.

Die blutigen Übergriffe von israelischen Siedlern im Westjordanland hat am Freitag auch Bini Guttmann vom Vorstand des World Jewish Congress verurteilt.

ribbon Zusammenfassung
  • Das israelische Militär kämpft sich weiter im Gazastreifen vor.
  • Die humanitäre Lage vor Ort wird immer dramatischer, doch die islamistische Hamas sei noch lange nicht zerschlagen, so Nahost-Expertin Gudrun Harrer.
  • "Wenn einmal die USA eine Feuerpause fordert, dann hat das einen Grund", betont sie.
  • Nun "eskaliert" auch die Lage im Westjordanland, so die Nahost-Expertin. Bei israelischen Einsätzen starben erst am Donnerstag dort neun Menschen.