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Grenzöffnung für Gaza-Hilfen lässt noch auf sich warten

Die humanitären Hilfsgüter für mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen stecken weiter in Ägypten fest. Grund seien die Auflagen, die an die Öffnung des Grenzpostens und die Weiterleitung zu den Bedürftigen gestellt wurden, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag direkt vor dem Grenzübergang Rafah auf ägyptischer Seite. "Wir müssen dafür sorgen, dass diese Lastwagen so schnell wie möglich in Bewegung gesetzt werden, und so viele wie möglich", sagte er.

Guterres appellierte an alle Seiten, eine humanitäre Kampfpause einzulegen. Er nannte Israel, Ägypten und die USA. Verhandlungen liefen nun auf Hochtouren, um die Bedingungen einzuschränken, damit die voll beladenen Lastwagen, die vor der Grenze stehen, in den Gazastreifen fahren können. Guterres nannte unter anderem Verifikationsprozesse - vermutlich wollen beide Seiten Kontrollen, dass mit den Lastwagen nichts außer humanitärer Hilfe über die Grenze gebracht wird.

"Hinter diesen Mauern haben wir zwei Millionen Menschen, die enorm leiden", sagte Guterres. "Sie haben kein Wasser, keine Nahrungsmittel, keine Medikamente, keinen Treibstoff, sie werden beschossen. (...) Und auf dieser Seite stehen die Lastwagen (...) mit genau den Sachen, die auf der anderen Seite gebraucht werden", sagte er. "Diese Lastwagen machen den Unterschied zwischen Leben und Tod für so viele Menschen im Gazastreifen."

Zuvor hatte sich bereits UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths ähnlich geäußert. Griffiths ist wie Guterres im Norden Ägyptens, um die Koordination der Lieferungen voranzutreiben. Die Verhandlungen liefen auf Hochtouren, sagte ein Sprecher von Griffiths.

Vor dem Grenzübergang stehen schon länger jede Menge Lastwagen mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Ägypten hält den Übergang bisher geschlossen und nennt als Grund dafür ungeklärte Sicherheitsfragen. Die Vereinten Nationen verlangen Sicherheitsgarantien von allen Seiten, auch Israel, dass die Güter im Gazastreifen sicher verteilt werden können.

Ägypten hat nach Angaben von US-Präsident Joe Biden zugesichert, in einem ersten Schritt bis zu 20 Lastwagen mit humanitären Gütern über den Grenzübergang Rafah zu lassen. Danach könnten weitere Lieferungen folgen. Biden betonte aber, sollte die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas die Lieferungen konfiszieren, "dann hört es auf".

Der staatsnahe ägyptische TV-Sender Al Kahera News hatte am Donnerstag gemeldet, der Grenzübergang Rafah, der einzige nicht von Israel kontrollierte Zugang zum Gazastreifen, werde am Freitag geöffnet. Die Regierung in Kairo erklärte aber, erst müssten durch israelische Luftangriffe beschädigte Straßen repariert werden.

Diese Reparaturarbeiten dauerten am Freitag noch an. Wie AFP von Augenzeugen an der Grenze erfuhr, waren Fahrzeuge und ägyptische Gerätschaften vor Ort, um die Straße auf der palästinensischen Seite der Grenze zu reparieren.

Israel, das den Gazastreifen nach dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober komplett abgeriegelt hatte, stimmte unter Bedingungen zu, dass zunächst 20 Lastwagen in den Gazastreifen fahren dürfen. Die Hilfsgüter dürfen nur im Süden des Gazastreifens an Zivilisten verteilt werden und nicht in die Hände der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas fallen.

Unter den 2,3 Millionen Bewohnern des Gazastreifen herrscht große Not, da Israel nach dem Großangriff der Hamas die Lieferung von Lebensmitteln, Wasser, Strom und Treibstoff eingestellt hat und Hilfskonvois bisher an der ägyptischen Grenze festhängen. Nach Angaben des Notfalldirektors der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michael Ryan, werden insgesamt 2.000 Lastwagen mit Hilfsgütern benötigt.

Mehr als eine Million Menschen sind angesichts einer erwarteten israelischen Bodenoffensive aus dem Norden des Gazastreifens in den Süden geflüchtet, wo auch Rafah liegt. Bei einem Truppenbesuch deutete Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant am Donnerstag einen baldigen Beginn der Bodenoffensive an. "Im Moment seht ihr Gaza von Weiten, bald werdet ihr es von innen sehen. Der Befehl wird bald kommen", sagte Gallant, der die Soldatinnen und Soldaten auf "schwierige" Kämpfe einstimmte.

ribbon Zusammenfassung
  • Die humanitären Hilfsgüter für mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen stecken weiter in Ägypten fest.
  • Grund seien die Auflagen, die an die Öffnung des Grenzpostens und die Weiterleitung zu den Bedürftigen gestellt wurden, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag direkt vor dem Grenzübergang Rafah auf ägyptischer Seite.
  • Griffiths ist wie Guterres im Norden Ägyptens, um die Koordination der Lieferungen voranzutreiben.