Karner: Raketeneinschlag in Polen "für Bündnisfall nicht ausreichend"
Die Explosion in einem polnischen Dorf im Grenzgebiet zur Ukraine ist nach Angaben der Regierung in Warschau von einer Rakete aus russischer bzw. sowjetischer Produktion ausgelöst worden.
Kein Bündnisfall
Wenn ein NATO-Mitgliedstaat seine nationale Sicherheit bedroht sieht, berate sich die NATO darüber, wie nun vorgegangen wird. Aus Sicht des Militärexperten Gerald Karner würde "dies jedoch erst schlagend werden, wenn klar wird, dass die Rakete tatsächlich von Russland aus abgefeuert worden war". Im Moment deute jedoch vieles darauf hin, dass es sich um eine "fehlgeleitete ukrainische Rakete" gehandelt habe.
Einen Bündnisfall sieht Karner in der Situation nicht. "Ich halte diesen Anlass für einen Bündnisfall bei weitem nicht ausreichend", erklärt der Militärexperte im Interview.
NATO versucht "nicht zu eskalieren"
"Beide Seiten, aber auch vor allem die NATO" versuche diesen Vorfall jetzt eher "herunterzuspielen", die Situation zu beruhigen und "nicht zu eskalieren", meint Karner.
Befürchtung wahr geworden
Bereits seit dem Frühling, seit Russland begonnen hatte "auch die Westukraine mit ballistischen Lenkwaffen und Waffenkörpern" zu bekämpfen, sei eine "derartige Situation immer wieder befürchtet worden".
Man müsse nun auch berücksichtigen, dass "beide Seiten natürlich auch propagandistisch versuchen, die Situation für sich auszunützen". Es gehe schließlich nicht nur um lokale Schäden, sondern die "Eskalationsmöglichkeit in einen größeren Krieg", meint Karner.
Zusammenfassung
- Der Einschlag einer wahrscheinlich ukrainischen Rakete in Polen zieht eine NATO-Dringlichkeitssitzung nach sich.
- Aus Sicht von Militärexperte Karner würde der NATO-Bündnisfall "erst schlagend werden, wenn klar wird, dass die Rakete tatsächlich von Russland" kam.