kardinäle beim KonklaveAPA/AFP

Franziskus im Spital

Der kranke Papst und die "Krähen", die aufs Konklave hoffen

Heute, 15:09 · Lesedauer 4 min

"Jemand da draußen betet, dass der Papst bald in den Himmel kommt", witzelte Papst Franziskus vergangene Woche mit Giorgia Meloni. Immer wieder hat der Pontifex erwähnt, dass Teile der Kirche bereits auf seinen Tod warten. Laut italienischen Medien soll sich vor allem in den USA eine starke Anti-Franziskus-Lobby für die nächste Papstwahl rüsten.

Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus ist weiter kritisch. Immer noch kämpft er nicht nur mit einer beidseitigen Lungenentzündung, sondern auch mit einer "beginnenden leichten Niereninsuffizienz", wie am Wochenende vermeldet wurde. Das mit 88 Jahren hohe Alter des Papstes und seine seit Jahrzehnten angeschlagene Lunge machen die Infektion hochgefährlich.

Immer wieder hatte Papst Franziskus in den vergangenen Jahren schwere gesundheitliche Probleme. Das sorgte immer wieder für Spekulationen um einen bevorstehende neue Papstwahl - das sogenannte Konklave. Doch Papst Franziskus werde nicht zurücktreten wie sein Vorgänger Benedikt XVI., betont der Vatikan immer wieder.

"Ich lebe noch!"

Was das in der Konsequenz bedeutet, darüber witzelt der Papst selbst immer wieder gerne: "Jemand da draußen betet, dass der Papst bald in den Himmel kommt", soll er beim Besuch der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni gescherzt haben. Schon 2021 sagte er nach einer Darmoperation etwas grimmiger: "Ich lebe noch, auch wenn mich manche tot sehen wollen."
 

Papst FranziskusAFP

Die "Krähen" aus den USA kreisen schon

"Es ist schrecklich, dass Priester, Bischöfe, Kardinäle und Ordensleute über das Konklave nachdenken und bereits daran arbeiten, während der Papst noch lebt", sagte auch der Papst-Vertraute Kardinal Jean-Claude Hollerich der italienischen Zeitung "La Stampa".

Der "Corriere" schrieb bereits vergangene Woche über die "Krähen", die hoffnungsvoll auf ein Konklave warten. Bei jedem Krankenhausaufenthalt des Papstes würden sie "düstere Gerüchte" schüren. Das Zentrum der Anti-Franziskus-Fraktion, die seit Jahren das nächste Konklave vorbereitet, befinde sich demnach in den USA.

Wie Rechte sich aufs Konklave vorbereiten

Der Journalist Nicolas Senèze sprach 2019 in einem Buch von einem "Amerikanischem Schisma". Die katholischen extremen Rechten in den USA würden sich schon seit Jahren akribisch auf das nächste Konklave vorbereiten. 2018 wurden eine "Gruppe für eine bessere Kirchenführung" ("Better Church Governance", BCG) ins Leben gerufen, die Spendern einen "Red Hat Report" (angelehnt an den roten Kardinalshut) schmackhaft machte.

Ziel des Berichts ist es, umfangreiche Dossiers über alle wahlberechtigten Kardinäle (aktuell sind es 137 von insgesamt 252) anzulegen - besonders in Hinblick auf mögliche Verfehlungen und Gerüchte. Obwohl sich die Initiative betont "unpolitisch" gibt, dürfte die Stoßrichtung klar sein: Es gilt, einen Papst wie Franziskus, der nicht nur aufgrund seiner Nähe zur Befreiungstheologie als progressiv gilt, künftig zu verhindern.

In weiterer Folge sollen die Informationen aus diesen Dossiers den Weg auf die englischsprachigen Wikipedia-Seiten der Kardinäle finden. Denn dort informierten sich beim letzten Konklave viele in und außerhalb der Kirche über mögliche Papst-Kandidaten. Für den "Red Hat Report" sammelte die Gruppierung demnach eine Million Dollar an Spenden - wohl vor allem aus erzkonservativen bis rechten Kreisen - ein.

Feindbild Franziskus

Bei den extremen Rechten in den USA ist der Katholizismus seit Jahren sozusagen "en vogue". Reaktionäre wie der aktuelle Vizepräsident J.D. Vance konvertieren zum Katholizismus als vermeintlich konservativere christliche Konfession. Franziskus ist ideologisch jedoch das komplette Gegenteil dieser reaktionären Rechten, wie er kürzlich bewies.

J.D. Vance behauptete vor einigen Wochen in einem Twitter-Posting, die christliche Nächstenliebe gelte zuerst für die eigene Familie und erst dann in weiteren Etappen für Freunde, Mitbürger und schließlich für Fremde und Einwanderer. Der Papst wies den Vizepräsidenten in einer Stellungnahme zurecht, dass die christliche Nächstenliebe gemäß der katholischen Lehre unterschiedslos für alle Menschen gleichermaßen gelte.

AFP

Im gleichen Statement kritisierte Franziskus auch die US-Bischöfe, weil diese zu Trumps Plänen für Massendeportationen großteils schwiegen. Manche unterstützten Trump und die Republikaner sogar.

Für Verstimmung in konservativen Kirchenkreisen, nicht nur in den USA, sorgte auch der päpstliche Umgang mit Theodore McCarrick. Der einstige Erzbischof von Washington war nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen 2018 von Papst Franziskus nicht nur suspendiert, sondern aus dem Kardinalsstand entlassen worden.

Es war die erste Entlassung aus dem Kardinalsstand seit 90 Jahren und sorgte für öffentliche Unmutsäußerungen und Intrigen von Kirchenmännern gegen den amtierenden Papst.

Die USA stellen gerade einmal 10 von insgesamt 137 wahlberechtigten Kardinälen. Ob sie mit ihrem "Red Hat Report" ihren Einfluss auf die nächste Papstwahl ausweiten können, muss sich erst zeigen.

Papst mit Lungenentzündung: "Jeder Fünfte überlebt nicht"

Zusammenfassung
  • "Jemand da draußen betet, dass der Papst bald in den Himmel kommt", witzelte Papst Franziskus vergangene Woche mit Giorgia Meloni.
  • Immer wieder hat der Pontifex erwähnt, dass Teile der Kirche bereits auf seinen Tod warten.
  • Laut italienischen Medien soll sich vor allem in den USA eine starke Anti-Franziskus-Lobby für die nächste Papstwahl rüsten.
  • Dort ist der als progressiv geltende Papst viele konservativen bis reaktionären Katholiken ein Dorn im Auge.
  • Zuletzt hat der Papst den (konvertierten) Katholiken und Vizepräsidenten J.D. Vance theologisch zurechtgewiesen und die US-Bischöfe kritisiert.