Folter in Erdbebengebiet: Schwere Vorwürfe gegen Türkei
Zwei Monate nach den verheerenden Beben im Südosten der Türkei haben Menschenrechtsorganisationen schwere Vorwürfe gegen die türkische Polizei und die Gendarmerie erhoben. In den betroffenen Gebieten hätten Einsatzkräfte Menschen gefoltert und anderweitig misshandelt, teilte Amnesty International am Mittwoch mit. Ein Mensch sei in Folge von Misshandlung in Gewahrsam gestorben.
"Inmitten der schlimmsten Naturkatastrophe, die das Land je erlebt hat, missbraucht die türkische Polizei und Gendarmerie ihre Macht", so Amke Dietert, Türkei-Expertin bei Amnesty International. Türkische Behörden müssten unverzüglich Ermittlungen zu den Vorfällen einleiten.
Am 6. Februar richteten zwei Erdbeben der Stärke 7,7 und 7,6 verheerenden Schäden im Südosten der Türkei und in Nordsyrien an. Mehr als 55.000 Menschen starben in der Folge. Die Regierung hatte kurz darauf für drei Monate den Ausnahmezustand in betroffenen Provinzen verhängt.
Gemeinsam mit der Organisation Human Rights Watch habe man 34 Opfer befragt und Videomaterial gesichtet, hieß es von Amnesty. Die Menschenrechtsexpertinnen und Menschenrechtsexperten gehen aber von noch mehr Betroffenen aus. Zwölf Menschen hätten Folter oder anderen Misshandlungen erlebt, zwei Personen seien von Gendarmen mit Waffen bedroht worden. Unter den Opfern seien auch syrische Staatsbürger. "Die Angriffe deuten auf zusätzliche rassistische Motive hin." Die beschuldigten Institutionen äußerten sich vorerst nicht öffentlich zu den Vorwürfen.
Zusammenfassung
- Der türkische Staat soll Menschen in den Erdbebengebieten gefoltert haben.