Ex-Kanzler Kern: "Am Ende ist der König tot"
"Kann ich Kanzler?", fragt Nina Proll für PULS 4 (ab Donnerstag, 20:15 Uhr auf PULS 4 und JOYN) unter anderem Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ). Nicht als kritische Journalistin, sondern als Schauspielerin, die mit diversen Aussagen zu Corona und #MeToo polarisierte und damit schon eine Eigenschaft der Politik mitbringt: Sie ist streitbar.
Während sie für Ex-Kanzler Kurz damit schon einen Pluspunkt hat, enthält sich Kern bei dieser Frage einer Antwort.
Für Kern ist es grundlegend nötig, dass man Idealismus hat, wenn man Kanzler werden will. Für ihn sei der Gang in die Politik keine Selbstverständlichkeit gewesen. Der Weg sei nicht vorgezeichnet gewesen. Und natürlich habe das "persönlich eine massive Umstellung aller Lebensumstände bedeutet", so Kern. Man sei plötzlich eine riesige öffentliche Figur. Und in seinem Fall nehme man "massive Einkommensverluste hin". Und das tue man natürlich alles nur, "wenn du ein Anliegen hast".
Dass Kern ein Anliegen hatte, als er 2016 die SPÖ und das Kanzleramt von Werner Faymann übernahm, bestreitet bis heute niemand. Seine Amtszeit war recht kurz. Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) übernahm 2017 die ÖVP und rief Neuwahlen aus, die die ÖVP klar gewann.
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Auch für Kern war die Zeit "viel zu kurz". "Die Kurzatmigkeit ist nicht nur durch die Wahltermine bedingt, sondern auch durch die Abläufe im politischen Geschäft", erklärt der Ex-ÖBB-Chef. Man müsse sehr konsequent sein und nicht dabei mitmachen, jeden Tag eine andere Sau durchs Dorf zu treiben.
"Wettbewerb um die Pointe"
Für Kern hat sich die Struktur des Politischen verändert. Es gehe vielfach nicht mehr um die Substanz, um die Ziele, die man konsequent abarbeite. "Es ist ein Wettbewerb um die Pointe, um die Schlagzeile des nächsten Tages", so Kern. "Dieser Populismus frisst die politische Ernsthaftigkeit auf und die wenigsten können sich entziehen."
99,7 Prozent Inszenierung
Er habe einmal gesagt, dass 95 Prozent der Politik Inszenierung sind. Mittlerweile glaube er, "es sind 99,7 Prozent". Allein die Themen, die diskutiert und in die Öffentlichkeit getragen werden. Bei den Ankündigungen werde "bei der Hälfte davon sowieso nie gedacht, dass sie umgesetzt werden".
Die andere Hälfte seien Versprechungen, um bei der Wählerschaft ein "wohliges Gefühl" zu inszenieren. "Aber es hat mit der Substanz, mit der Welt, in der wir leben, oft wenig zu tun."
Bezüglich Kanzlerschaft und Politik könne man alles bei "Shakespeare nachlesen". "Die Königsdramen sind die perfekte Blaupause." Dort passiere jede nur erdenkliche Katastrophe. Und wenn man sich politische Karrieren anschaue, sei es ähnlich. Zuerst der Hype und dann das Ende. Es gebe eine Gewissheit: "Am Ende ist der König tot und liegt in einer riesigen Blutlache."
Die gesamte Doku "Nina Proll: Kann ich Kanzler?" sehen Sie am 5.9. und 12.9. ab 20:15 Uhr auf PULS 4 oder beide Teile ab Donnerstag auf JOYN.
Zusammenfassung
- "Kann ich Kanzler?" fragt Nina Proll für PULS 4 (ab Donnerstag, 20:15 Uhr auf PULS 4 und JOYN) unter anderem Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ).
- Nicht als kritische Journalistin, sondern als Schauspielerin, die mit diversen Aussagen zu Corona und #MeToo polarisierte und damit schon eine Eigenschaft der Politik mitbringt: Sie ist streitbar.
- Während sie für Ex-Kanzler Kurz damit schon einen Pluspunkt hat, enthält sich Kern bei dieser Frage einer Antwort.
- Bezüglich Kanzlerschaft und Politik könne man alles bei "Shakespeare nachlesen".
- "Die Königsdramen sind die perfekte Blaupause." Dort passiere jede nur erdenkliche Katastrophe.
- Es gebe eine Gewissheit: "Am Ende ist der König tot und liegt in einer riesigen Blutlache."