"Ein herber Rückschritt": Proteste gegen US-Abtreibungsurteil
Der Oberste Gerichtshof der USA hat mit einer wegweisenden Entscheidung das liberale Abtreibungsrecht des Landes gekippt. Sechs der neun Richter stimmten für diese Entscheidung, wie der Supreme Court am Freitag mitteilte. Das Gericht machte damit den Weg für strengere Abtreibungsgesetze frei - bis hin zu kompletten Verboten in einzelnen US-Staaten. US-Präsident Joe Biden nannte die Entscheidung einen "tragischen Fehler".
"Es ist nicht vorbei"
"Es ist meiner Ansicht nach die Verwirklichung einer extremen Ideologie und ein tragischer Fehler des Obersten Gerichtshofs", sagte Biden am Freitag in Washington. "Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diesen zutiefst unamerikanischen Angriff zu bekämpfen." Der US-Kongress müsse jetzt handeln, um in der Sache das letzte Wort zu haben. "Es ist nicht vorbei", so Biden.
Die Vereinten Nationen wiesen auf die Gesundheitsrisiken für Frauen hin. "Daten zeigen, dass die Einschränkung des Zugangs zur Abtreibung die Menschen nicht davon abhält, eine Abtreibung durchzuführen - sie macht sie nur tödlicher", teilte der UNO-Bevölkerungsfonds am Freitag mit.
Der britische Premierminister Boris Johnson bezeichnete die Entscheidung als "großen Rückschritt". Er sei immer schon der Ansicht, dass die Entscheidung bei den Frauen liegen müsse, sagte Johnson am Freitag bei einem Besuch in Ruanda.
"Erschreckende Nachrichten"
Kanadas liberaler Premier Justin Trudeau zeigte sich entsetzt. "Keine Regierung, kein Politiker oder Mann sollte einer Frau sagen, was sie mit ihrem Körper machen kann und was nicht", schrieb Trudeau am Freitag auf Twitter und versicherte kanadischen Frauen, für ihr Recht auf Abtreibungen einzustehen. Die Nachrichten aus dem Nachbarland USA seien "erschreckend".
https://twitter.com/JustinTrudeau/status/1540362024051408897
Der Sohn von Ex-Präsident Donald Trump dagegen feierte die Supreme-Court-Entscheidung als Sieg seines Vaters. "Stolz auf meinen Vater für das, was er heute erreicht hat", schrieb Donald Trump Junior am Freitag bei Twitter. Sein Vater habe für "unsere Bewegung" drei Richter am Obersten Gerichtshof eingesetzt, die gegen liberale Abtreibungsregeln seien. Auch der konservative texanische Gouverneur Greg Abbott begrüßte das Urteil: Texas sei ein Staat, der ungeborenes Leben schütze.
https://twitter.com/DonaldJTrumpJr/status/1540371426397519873
Die deutsche Familienministerin Lisa Paus äußerte sich "fassungslos" über das Urteil. Die Grünen-Politikerin schrieb am Freitag auf Twitter von einer schockierenden Nachricht.
"Ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen sorgt erwiesenermaßen nicht für weniger Abbrüche, es sorgt für eine Gefährdung der Schwangeren, denn ihnen wird ein sicherer und medizinisch begleiteter Abbruch verwehrt."
https://twitter.com/lisapaus/status/1540357968755040256
US-Abtreibungsurteil ist "absolute Horrorvorstellung für Frauen"
Meri Disoski, Frauensprecherin der Grünen, spricht im Interview mit PULs 24 Anchor Werner Sejka über die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes der USA, das liberale Abtreibungsrecht zu kippen.
In Österreich reagierte etwa die außenpolitische Sprecherin der Grünen Ewa Ernst-Dziedzic. Sie schrieb auf Twitter: "Ein Trauerspiel, eine Tragödie für Betroffene, ein herber Rückschlag."
https://twitter.com/dziedzic_ewa/status/1540338715339505668
Zuvor hatte der Supreme Court der USA mit einer wegweisenden Entscheidung das liberale Abtreibungsrecht des Landes gekippt. Der mehrheitlich konservativ besetzte Supreme Court machte damit den Weg für strengere Abtreibungsgesetze frei - bis hin zu kompletten Verboten in einzelnen US-Staaten.
Proteste in Washington
Nach der Entscheidung ist es vor dem Gerichtsgebäude in Washington zu Protesten gekommen. Dort hatten sich zuvor schon Gegner und Befürworter versammelt. Auch in anderen Städten des Landes werden Proteste erwartet. Die Stimmung war bereits aufgeheizt, nachdem vor rund zwei Monaten ein Entwurf der Entscheidung öffentlich wurde.
Zahlreiche Stars reagierten erschüttert
Zahlreiche Prominente haben erschüttert auf die historische Entscheidung des Obersten Gerichtshofs gegen das liberale Abtreibungsrecht in den USA reagiert. "Ich bin absolut geschockt, dass wir an dieser Stelle stehen", schrieb Sängerin Taylor Swift bei Twitter. "Nach so vielen Jahrzehnten, in denen Menschen für das Recht von Frauen, über ihren Körper zu bestimmen, gekämpft haben, hat uns diese Entscheidung das wieder weggenommen."
Auch Michelle Obama drückt auf Twitter ihre Bestürzung über das gekippte Abtreibungsrecht aus.
https://twitter.com/MichelleObama/status/1540345715616006148?cxt=HHwWiICyqY2RtOAqAAAA
Hailey Bieber, Model und Ehefrau von Popstar Justin Bieber, kommentierte via Instagram: "Wow ... ich bin sprachlos. Was für ein furchtbarer Verlust und was für eine Enttäuschung. Das macht sehr, sehr viel Angst." Schauspielerin Viola Davis schrieb via Twitter, sie sei "am Boden zerstört". "Jetzt müssen wir mehr denn je unsere Stimme und unsere Macht benutzen."
"Es ist wahrhaft unvorstellbar und entmutigend, versuchen zu müssen, meiner elfjährigen Tochter zu erklären, warum wir in einer Welt leben, in der Frauenrechte vor unseren Augen zerfallen", schrieb Sängerin Mariah Carey.
Zusammenfassung
- Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes gegen das liberale Abtreibungsrecht in den USA hat international für viele Reaktionen gesorgt.
- Die Vereinten Nationen etwa wiesen auf die Gesundheitsrisiken für Frauen hin. "Daten zeigen, dass die Einschränkung des Zugangs zur Abtreibung die Menschen nicht davon abhält, eine Abtreibung durchzuführen - sie macht sie nur tödlicher".
- Der britische Premierminister Boris Johnson bezeichnete die Entscheidung als "großen Rückschritt".
- Kanadas liberaler Premier Justin Trudeau zeigte sich entsetzt. "Keine Regierung, kein Politiker oder Mann sollte einer Frau sagen, was sie mit ihrem Körper machen kann und was nicht", schrieb Trudeau am Freitag auf Twitter.
- In Österreich reagierte etwa die außenpolitische Sprecherin der Grünen Ewa Ernst-Dziedzic. Sie schrieb auf Twitter: "Ein Trauerspiel, eine Tragödie für Betroffene, ein herber Rückschlag."
- US-Präsident Joe Biden nannte die Entscheidung einen "tragischen Fehler".