Sechs Tote nach russischen Angriffen auf Dnipro und Kiew
Über 100 Bewohner mussten aus dem Gebäude in Sicherheit gebracht werden. Mehrere geparkte Autos seien zudem beschädigt worden. Drohnentrümmer seien ebenfalls in einem benachbarten Stadtteil auf eine Freifläche gefallen. Über der Stadt war mehrfach Flugabwehrfeuer zu hören.
Zuvor hatte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärt, ein russischer Drohnenangriff habe einen Brand in einem Wohnblock ausgelöst. "Die oberen Stockwerke eines von einer feindlichen Drohne getroffenen Hochhauses im Stadtteil Solomianskyj brennen. Im 17., 18. und 19. Stock wurden Wohnungen beschädigt", teilte Klitschko im Onlinedienst Telegram mit. Einsatzkräfte waren vor Ort. Laut dem staatlichen Rettungsdienst breitete sich das Feuer bis zum 21. Stockwerk aus. Rund hundert Menschen seien evakuiert worden.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie ein Fluggerät, das wie eine Drohne aussah, in das Gebäude im Westen von Kiew krachte, woraufhin ein Feuer ausbrach.
Bei den Angriffen in der Nacht auf das östlich gelegene Dnipro seien auch 20 weitere Menschen verletzt worden, darunter vier Kinder und Jugendliche, wie der Gouverneur der Region, Sergij Lysak, im Onlinedienst Telegram mitteilte. Mehrere Gebäude - darunter Wohnhäuser und eine medizinische Einrichtung - wurden demnach beschädigt. Fotos zeigten Rettungskräfte auf Schuttbergen und offenbar das Zimmer eines Krankenhauses, dessen Fenster zerstört waren.
Ukraine Präsident Wolodydmyr Selenskyj erklärte am Samstag nach den tödlichen Angriffen mit Blick auf den vorher zu Ende gegangenen BRICS-Gipfel in Russland: "Nach allem was in Kasan gesagt wurde, sind die russischen Mörder zu ihrem üblichen Geschäft zurückgekehrt." Dies zeige, "dass Aggression nicht durch Reden beendet werden kann, sondern nur durch entschiedene Taten zur Verteidigung des Staates".
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 gibt es immer wieder tödliche Drohnen- und Raketenangriffe auf ukrainische Städte. Kiew hat seine westlichen Verbündeten dazu aufgefordert, mehr Unterstützung für die Luftabwehr zu leisten.
Im russischen Grenzgebiet Kursk haben unterdessen heftige Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen stattgefunden. Angaben des ukrainischen Generalstabs zufolge warf die russische Luftwaffe im Laufe des Tages mindestens 24 Gleitbomben auf ukrainische Positionen ab. Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj wies dabei eine Aussage des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einer angeblichen Einkesselung ukrainischer Einheiten auf russischem Gebiet zurück.
"Das ist offene Desinformation, welche die reale Situation nicht widerspiegelt", schrieb er auf Telegram. Dem russischen Gegner würden seit Beginn der Operation Anfang August hohe Verluste zugefügt. Unter anderem seien 711 Gefangene gemacht worden. Zum Frontverlauf machte er keine Angaben.
Der russische Präsident legte in einem Interview des staatlichen Nachrichtensenders Rossija 24 noch einmal nach. Demnach seien 2.000 ukrainische Soldaten auf einem Gebiet von 6 mal 15 Kilometern eingeschlossen. "Mit allgemeinen Anstrengungen wurde ein hinreichend zuverlässiger Einkreisungsring geschaffen und jetzt wird dieser Ring zusammengedrückt, es wurde zur Beseitigung dieser Gruppierung übergegangen", sagte Putin. Ukrainische Befreiungsversuche für die Eingeschlossenen seien bisher gescheitert.
Laut ukrainischen Geheimdienstangaben steht zudem der vielfach erwartete Einsatz nordkoreanischer Soldaten aufseiten Russlands kurz bevor. Bereits am Sonntag und Montag würden erste Soldaten aus Nordkorea in Kampfgebieten erwartet, erklärte der Präsident Selenskyj am Freitag auf der Plattform X. "Das ist eine klare Eskalation durch Russland", so Selenskyj.
Westliche Staaten haben einen solchen Schritt ebenfalls als Eskalation eingestuft. Der russische Präsident Putin und die nordkoreanische Führung ließen am Freitag ihr Vorgehen zwar offen. Allerdings dementierten sie Angaben über einen Einsatz nordkoreanischer Soldaten auf russischer Seite nicht mehr - anders als in den Vortagen. Am Donnerstag hatte der ukrainische Militärgeheimdienst erklärt, im russischen Gebiet Kursk, das teilweise von ukrainischen Truppen kontrolliert wird, seien bereits nordkoreanische Einheiten beobachtet worden.
Zusammenfassung
- Präsident Selenskyj kritisierte Russland nach den Angriffen und forderte entschiedene Maßnahmen zur Verteidigung. Er wies die Behauptungen über eine Einkesselung ukrainischer Soldaten auf russischem Gebiet als Desinformation zurück.