Dichand will im "Krone"-Konflikt mit Funke weiter verhandeln
Der Herausgeber und Miteigentümer der "Kronen Zeitung", Christoph Dichand, will im Streit mit der Funke-Mediengruppe weiter über einen Kauf der Anteile des Hälfteeigentümers verhandeln - und zwar trotz der von der Gruppe eingebrachten Ausschlussklage. "Jetzt wäre es an der Zeit, sich die Hände zu reichen, um zu verhandeln", sagte Dichand in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
"Die Sache ist relativ einfach: Funke will verkaufen, und wir wollen kaufen. Da müsste man sich doch eigentlich treffen können - natürlich auf Grundlage der bestehenden Verträge", sagte Dichand gegenüber der "SZ". Die Ausschlussklage beim Wiener Handelsgericht, mit der die Funke-Gruppe die Familie Dichand aus der "Kronen Zeitung" drängen will, sieht Dichand offenbar nicht als Hindernis für weitere Gespräche: "Fakt ist: Ein 17 Jahre währender Rechtsstreit geht damit zu Ende!", verwies der "Krone"-Herausgeber auf den Ende Mai ergangenen Spruch eines Schweizer Schiedsgerichts, durch den er die Vorrechte der Dichands in den Verträgen mit der Funke-Gruppe "vollinhaltlich" bestätigt sah.
"Ein Urteil ist durch ein unabhängiges Gericht endgültig gefällt worden, es gibt keinen Aufschub oder Instanzen. Jetzt wäre es an der Zeit, sich die Hände zu reichen, um zu verhandeln. Mir ist klar, dass Funke noch etwas Zeit braucht, schließlich ist das Urteil noch ziemlich frisch", so Dichand in der "SZ" auf die Frage, ob er trotz der Ausschlussklage an eine geschäftliche Einigung glaubt.
Scharfe Worte fand Dichand für den österreichischen Immobilienunternehmer Rene Benko, dessen Signa-Holding seit 2018 in Funkes Beteiligungsunternehmen mit an Bord ist. "Benko passt mit seinen Unternehmungen einfach nicht zu unserer Marke. Meiner Ansicht nach will er unsere Unabhängigkeit als Trophäe in seinen Wirtschaftsladen stellen. Er wollte ja sogar Herausgeber werden. Wer fremde Reputation kauft, um sie sich anzuheften, macht sie damit kaputt." Benko scheine mit dem "Griff nach der Krone" seine "persönliche Eitelkeit" befriedigen zu wollen, so Dichand. "Als Investment macht es zumindest keinen Sinn."
Zu dem im Ibiza-Video von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Jahr 2017 geäußerten Ansinnen, Einfluss auf die "Krone" zu nehmen, sagte Dichand, dies sei eine "unglaubliche Vorstellung" gewesen. "Da malt sich ein Politiker aus, die Pressefreiheit in Österreich zu biegen und eine unabhängige Zeitung für seine persönlichen Zwecke zu instrumentalisieren - als ob das eine Selbstverständlichkeit wäre. Aber so läuft das nicht. Allerdings versucht ein Immobilienspekulant, jetzt tatsächlich durch die Hintertür hereinzukommen: René Benko, den Strache ja damals vor dem Videoabend auf Ibiza getroffen hatte." Strache selbst habe ihn kurz vor Auffliegen des Videos kontaktiert und ihm "etwas Unschönes" angekündigt: "Er sagte etwas von Frauen und einem Video. Für mich hörte sich das nach einer erotischen Geschichte an", so Dichand.
Gefragt nach den guten Kontakten von Benko in die österreichische Politik, etwa zu Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), sagte der "Krone"-Herausgeber: "Wie eng die beiden wirklich miteinander zu tun haben, kann ich nicht beurteilen. Was ich sagen kann: Jeder Politiker wäre gut beraten, nicht zu nahe an Rene Benko anzustreifen." Denn dieser habe "als einer der Ersten in der Corona-Krise nach staatlichem Geld gerufen". "Hier müsste die Politik eigentlich auf gesunden Abstand gehen."
Zwischen den beiden Eigentümern - Funke und der Familie Dichand - herrscht seit Jahrzehnten ein Konflikt. Bereits im vergangenen Jahr hatte Christoph Dichand seinerseits angekündigt, die Funke-Gruppe aus der Gesellschaft klagen zu wollen, diese Klage wurde bisher nicht realisiert.
Zusammenfassung
- Der Herausgeber und Miteigentümer der "Kronen Zeitung", Christoph Dichand, will im Streit mit der Funke-Mediengruppe weiter über einen Kauf der Anteile des Hälfteeigentümers verhandeln - und zwar trotz der von der Gruppe eingebrachten Ausschlussklage.
- "Jetzt wäre es an der Zeit, sich die Hände zu reichen, um zu verhandeln", sagte Dichand in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
- "Als Investment macht es zumindest keinen Sinn."