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"Netanyahu blockiert Deal": Tausende bei Demos in Israel

Tausende Menschen haben in Tel Aviv, Jerusalem, Haifa und anderen israelischen Städten für ein Abkommen zur Freilassung der noch rund 100 Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas demonstriert.

Redner auf verschiedenen Kundgebungen warfen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu vor, durch seine Blockadehaltung einen Deal zu verhindern. Dieser liege auf dem Tisch, Netanyahu würde ihn lediglich "aus politischen, persönlichen und strafrechtlichen Gründen" blockieren.

Tausende Israelis marschierten vor die Residenz Netanyahus in Jerusalem. "Die Zeit für einen Deal ist gekommen, und die Zeit ist gekommen für (vorgezogene) Wahlen", rief der ehemalige Diplomat Eran Etzion in die Menge, wie die "Times of Israel" berichtete.

Verhandlungsgespräche stocken

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer Gruppen aus dem Gazastreifen im Süden Israels rund 1200 Menschen ermordet und weitere 250 entführt. Mehr als 100 von ihnen kamen während einer kurzen Waffenruhe im November frei. Viele der noch im Gazastreifen gut 100 verbliebenen Geiseln dürften nicht mehr am Leben sein.

Netanyahu regiert seit Ende 2022 in einer Koalition mit ultrareligiösen und rechtsextremen Partnern. Diese sind strikt gegen Zugeständnisse an die Hamas. Seine Gegner werfen Netanyahu vor, sich an seine Koalitionspartner zu klammern, weil er bei Neuwahlen unterliegen könnte. Der Verlust des höchsten Regierungsamtes würde wiederum die strafrechtliche Verfolgung von Korruptionsfällen beschleunigen, in die Netanyahu verwickelt sein soll.

Von den USA, Ägypten und Katar vermittelte indirekte Gespräche über eine Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gaza-Krieg treten seit Monaten auf der Stelle. Eine letzte Verhandlungsrunde in Kairo brachte am Samstag keine Fortschritte, wie israelische Medien berichteten.

Video: Israel tötet Hamas-Führer

Pro-palästinensische Kundgebung in Istanbul

In Istanbul wiederum fand am Samstag eine pro-palästinensische und gegen Israel gerichtete Kundgebung statt. Die Menschen versammelten sich mit türkischen und palästinensischen Flaggen sowie Porträts des getöteten Politbüro-Chefs der radikalislamischen Hamas, Ismail Haniyeh, vor der berühmten Hagia Sophia.

Der Sohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, Bilal Erdoğan, der an der Demonstration teilnahm, sagte dem Sender CNN Türk: "Israel hat einen bedeutenden Helden auf eine Art und Weise ermordet, die ihm passt: heimtückisch."

Präsident Erdoğan hatte am Mittwoch von einem "perfiden Attentat" auf seinen "Bruder" Haniyeh gesprochen. Erdoğan bezeichnet die islamistische Hamas als "Befreiungsorganisation". Nach der Tötung von Hisbollah-Militärchef Fuad Shukr in Beirut, zu der das israelische Militär sich offiziell bekannt hatte, war am Mittwoch in Teheran Haniyeh getötet worden. Dessen Tötung hat Israel nicht kommentiert, der Iran macht das Land aber dafür verantwortlich.

Seit dem beispiellosen Großangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober, bei dem israelischen Angaben zufolge 1197 Menschen getötet worden waren, geht Israel massiv gegen Ziele im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bisher mehr als 39.550 Menschen getötet. Ob es sich dabei um Zivilisten oder Hamas-Kämpfer handelt, wird nicht mitgeteilt.

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ribbon Zusammenfassung
  • Tausende Menschen haben in Tel Aviv, Jerusalem, Haifa und anderen israelischen Städten für ein Abkommen zur Freilassung der noch rund 100 Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas demonstriert.
  • Redner auf verschiedenen Kundgebungen warfen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu vor, durch seine Blockadehaltung einen Deal zu verhindern.
  • Dieser liege auf dem Tisch, Netanyahu würde ihn lediglich "aus politischen, persönlichen und strafrechtlichen Gründen" blockieren.
  • Tausende Israelis marschierten vor die Residenz Netanyahus in Jerusalem.
  • "Die Zeit für einen Deal ist gekommen, und die Zeit ist gekommen für (vorgezogene) Wahlen", rief der ehemalige Diplomat Eran Etzion in die Menge, wie die "Times of Israel" berichtete.