Datenschützer: Microsoft verletzt Privatsphäre von Schülern
"Nur Microsoft verfügt über alle wichtigen Informationen zur Datenverarbeitung. Aber wenn es um die Ausübung von DSGVO-Rechten geht, zeigt das Unternehmen mit dem Finger auf die Schulen", so Maartje de Graaf, Datenschutzjuristin bei noyb, laut Aussendung. Dabei hätten Behörden und Schulen keine realistische Möglichkeit, Microsofts Vorgehen zu beeinflussen oder zu bestimmen, wie Daten verarbeitet werden, hieß es darin weiter.
noyb kritisierte auch eine "realitätsferne Umsetzung". In Österreich seien etwa lokale Schuldirektorinnen und Schuldirektoren damit beauftragt worden, "Zwecke und Mittel" gemäß Artikel 4(7) DSGVO zu bestimmen. Zudem sollten sie sicherstellen, dass internationale Softwarekonzerne wie Microsoft die Vorschrift einhalten - "was komplett von der Realität der Datenverarbeitung losgelöst ist".
Außerdem sei unklar, was tatsächlich mit den Daten von Kindern passiert, die Microsoft 365 Education nutzen. "Die von Microsoft bereitgestellten Informationen sind so vage, dass selbst Jurist:innen nicht vollständig verstehen können, wie 365 Education persönliche Daten verarbeitet", erklärte de Graaf.
Ohne Einwilligung der Beschwerdeführerin seien zudem mehrere Cookies installiert worden. Diese analysieren nach Angabe von Microsoft das Nutzungsverhalten, sammeln Browserdaten und werden für Werbung verwendet. "Microsoft 365 Education scheint Nutzerinnen und Nutzer unabhängig von ihrem Alter zu verfolgen. Von dieser Praxis sind wahrscheinlich hunderttausende Schülerinnen und Schüler sowie Studierende in der EU und im EWR-Raum betroffen", sagte Felix Mikolasch, Datenschutzjurist bei noyb, laut Aussendung.
noyb fordert nun die DSB dazu auf, die Datenverarbeitung durch Microsoft 365 Education zu untersuchen. Recherchen der Datenschützer konnten keine Klarheit schaffen, damit verstoße Microsoft gegen die Transparenzbestimmungen der DSGVO. Außerdem habe das Unternehmen das Auskunftsrecht ignoriert.
Zusammenfassung
- Die Datenschutz-Organisation noyb hat zwei Beschwerden gegen Microsoft bei der Datenschutzbehörde eingereicht, da dem Unternehmen vorgeworfen wird, die Verantwortung für den Datenschutz auf Schulen abzuwälzen und Kinder heimlich zu tracken.
- Microsoft installiert ohne Einwilligung Cookies, die das Nutzungsverhalten analysieren und für Werbung verwendet werden. Von dieser Praxis sind wahrscheinlich hunderttausende Schülerinnen und Schüler in der EU und im EWR-Raum betroffen.
- noyb fordert die Datenschutzbehörde auf, die Datenverarbeitung durch Microsoft 365 Education zu untersuchen, da Microsoft gegen die Transparenzbestimmungen der DSGVO verstoßen und das Auskunftsrecht ignoriert habe.