Corona-Jahr brachte ÖGB Mitglieder-Rückgang
"Jedes Jahr brauchen die Gewerkschaften mehr als 70.000 neue Mitglieder, um ihren Mitgliederstand überhaupt halten zu können. Im Schnitt müssen also pro Arbeitstag fast 300 neue Mitglieder geworben werden", sagte der leitende ÖGB-Sekretär Willi Mernyi in der Presseaussendung. Im vergangenen Jahr traten 58.926 Personen den Gewerkschaften neu bei oder kehrten in den ÖGB zurück. Gerade in jenen Branchen, die durch Lockdowns, Kündigungen, Betriebsschließungen und -verlagerungen sowie durch belastende Arbeitsbedingungen besonders betroffen waren, habe es weniger Beitritte gegeben.
Besonders starke Rückgange gab es in der Gewerkschaft Bau-Holz mit einem Minus von 4.649 Mitgliedern (bzw. 3,91 Prozent) sowie der Dienstleistungsgewerkschaft Vida mit 3.728 Mitgliedern weniger (minus 2,78 Prozent). Auch die Produktionsgewerkschaft PRO-GE verzeichnete starke Abgänge mit 5.320 Mitgliedern weniger (minus 2,26 Prozent). Einen Zuwachs konnte lediglich die Beamtengewerkschaft verbuchen: Mit 949 zusätzlichen Mitgliedern wuchs die GÖD um 0,37 Prozent.
Eine ähnliche Entwicklung habe es zuletzt nach der Finanz- und Wirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren gegeben, so Mernyi. "Nach jeder Krise geht es aber wieder bergauf", sagt er. "Wir werden die verlorenen Kilometer in den nächsten Jahren wieder aufholen", gab er sich optimistisch. Dafür stünden die Zeichen "ganz gut": "Denn schließlich wird es nach der Krise darum gehen, wer die Kosten für die Krise zahlen wird müssen", so der ÖGB-Sekretär.
ÖGB-Mitgliederstatistik 2020:
Zusammenfassung
- Der Gewerkschaftsbund (ÖGB) hat im Corona-Jahre 2020 erstmals seit vier Jahren wieder einen Mitglieder-Schwund verzeichnet.
- Gegenüber 2019 entspricht das einem Rückgang von 1,47 Prozent bzw. 17.891 Mitgliedern.
- Im vergangenen Jahr traten 58.926 Personen den Gewerkschaften neu bei oder kehrten in den ÖGB zurück.
- Auch die Produktionsgewerkschaft PRO-GE verzeichnete starke Abgänge mit 5.320 Mitgliedern weniger.