APA/ROLAND SCHLAGER

Corona-Gipfel im Kanzleramt: Gastro-Lockerungen wohl erst zu Ostern

Die Bundesregierung berät sich am Montag abermals mit Experten und Wissenschaftlern sowie mit Bundesländern und Opposition über die aktuelle Corona-Situation.

Die türkis-grüne Bundesregierung berät am heutigen Montag neuerlich mit Experten aus Medizin und Wissenschaft sowie mit Vertretern der Länder und Parlamentsparteien über das weitere Vorgehen in der Coronapandemie. Es geht vor allem um die Bereiche Gastronomie, Tourismus und Kultur, die vorerst bis Ende Februar geschlossen sind. Im Vorfeld wurden keine Lockerungen erwartet, da die Lage wegen der ansteckenderen Mutationen aus Großbritannien und Südafrika weiter angespannt ist. Das bekräftigte auch der steirische Landeschef Hermann Schützenhöfer, der schon vor dem Gespräch der Landeshauptleute mit der Bundesregierung Lockerung und Verschärfung der Corona-Maßnahmen eine Absage erteilte. Der burgenländische Landesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) forderte, den Tourismus ab 1. März zu öffnen und bot das Bundesland als Testregion an. 

Die Gespräche im Bundeskanzleramt haben am Vormittag begonnen. Als erstes wurde mit Medizinern (Virologen, Infektionlogen, Epidemiologen und Vertreter des Impfgremiums) sowie Komplexitätsforschern beraten. Danach waren die Vertreter der Parlamentsparteien und im Anschluss die Landeshauptleuten geladen. Am späten Nachmittag werden die Ergebnisse in einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Im Vorfeld wurde erwartet, dass Gastronomie, Tourismus und der Kultur-Bereich bis Ostern (Anfang April) geschlossen bleiben.

Lockdown-Ende erst zu Ostern?

Branchenvertreter äußerten bereits vor dem Wochenende die Befürchtung, dass nicht mit baldigem Aufsperren zu rechnen ist. "Die Regierung denkt offenbar nicht daran, dass Anfang März etwas öffnen könnte", hieß es zuletzt aus der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV).

Das Infektionsgeschehen in den vergangenen Tagen verlaufe weiterhin stabil, betonte Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne). Allerdings rechnet er mit einem Anstieg der Infektionen aufgrund der jüngsten Öffnung des Handels und Lockerungen bei den Schulen.

Virologe: Bei ca. 2.500 Neuinfektionen "muss die Reißleine gezogen werden"

Virologe Norbert Nowotny spricht über die möglichen Auswirkungen nach der Öffnung des Handels.

Virologe Nowotny bezweifelt weiter dauerhafte Öffnungen

Ob die Lockerungen im Handel weiter aufrecht bleiben, das wird sich anhand der aktuellen Infektionszahlen zeigen. Virologe Norbert Nowotny sprach im PULS 24 Interview Montagfrüh davon, dass das Aufsperren des Handels wohl nötig gewesen sei, aber die Infektionszahlen wohl weiter steigen würden.

Hoffnung mache ihm die hohe Testbereitschaft der Österreicher in der vergangenen Woche, sagte Nowotny. Er rechnet aber weiterhin mit neuen Verschärfungen in etwa zwei Wochen. Letztlich werde es wirklich dauerhafte Öffnungen erst bei einer breiten Durchimpfung der Bevölkerung geben.

Will: Öffnung des Handels war "Hilfe zur Selbsthilfe"

Das Resümee des Geschäftsführers des Handelsverband Rainer Will nach der ersten Woche der Lockerungen der Corona-Maßnahmen.

Nach Wien und Niederösterreich vor einer Woche haben heute auch in den restlichen sieben Bundesländern die Semesterferien für rund 690.000 Schüler geendet. Nach wochenlangem Distance Learning findet an Volksschulen nun wieder normaler Präsenzunterricht statt, an den übrigen Schulen ist Schichtbetrieb. Teilnehmen darf nur, wer einen Antigenschnelltest durchführt.

700.000 Corona-Schnelltests zu Unterrichtsbeginn

Die Unterrichtswoche hat am Montag mit österreichweit rund 700.000 Corona-Selbsttests begonnen. An den Volksschulen fand heute für alle Schüler, die einen Test absolvieren, Präsenzunterricht statt. An den anderen Schulen gibt es einen Schichtbetrieb - die Klassen sind in zwei Gruppen geteilt, von denen jeweils eine am Montag und Dienstag Präsenzunterricht hat und die andere am Mittwoch und Donnerstag (in der Woche darauf umgekehrt). 

In der Vorwoche wurden bei den Schnelltests am Montag und Mittwoch in Wien und Niederösterreich 123 Schüler positiv getestet, also im Schnitt rund 60 am Tag. Rechnet man das auf die anderen Bundesländer hoch, müssten heute rund 150 positive Tests zu erwarten sein. In diesen Fällen wird ein PCR-Test durchgeführt, um das Ergebnis abzusichern.

Unterdessen zogen die Wiener Pflichtschullehrer eine Bilanz der ersten Woche mit den Tests: Diese hätten "in vielen Wiener Pflichtschulstandorten besser funktioniert, als viele KollegInnen befürchtet haben", so Wiens oberster Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) in einer Aussendung.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Bundesregierung berät sich am Montag abermals mit Experten und Wissenschaftlern sowie mit Bundesländern und Opposition über die aktuelle Corona-Situation.