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Berg-Karabach: Trotz Gesprächen fallen wieder Schüsse

Russische Friedenstruppen in der umkämpften Region Berg-Karabach bringen Tausende Armenier:innen vor anrückenden aserbaidschanischen Truppen in Sicherheit. Waffenstillstandsgespräche zwischen Armenien und Aserbaidschan laufen, während in Stepanakert wieder geschossen wird.

In Berg-Karabach wird offenbar wieder geschossen. Die aserbaidschanischen Truppen rücken laut mehreren Berichten örtlicher Journalisten und Beobachter weiter auf die Regional-Hauptstadt Stepanakert vor.

Nach der zunächst am Mittwoch verkündeten Feuerpause zirkulieren auf Social Media wieder Videos, auf denen Schüsse bzw. Kampfeslärm zu hören sind. Sie untermauern entsprechende Berichte der örtlichen Vertreter und stammen aus Stepanakert. Die örtlichen Behörden rufen die Einwohner dazu auf, in Luftschutzkellern Schutz zu suchen.

5.000 Menschen aus Dörfern in Sicherheit gebracht

Zusätzlich zu den Einwohnern befinden sich laut lokalen Berichten auch mehr als 5.000 Armenier:innen aus umliegenden Ortschaften in Stepanakert. Sie wurden von den russischen Friedenstruppen vor anrückenden aserbaidschanischen Soldaten dorthin in Sicherheit gebracht.

Zahlreiche Ortschaften der Umgebung wurden von den Bewohner:innen bereits aus Angst vor Genozid und ethnischen Säuberungen aufgegeben. Bei der Invasion starben bisher mehrere Hundert Zivilisten.

Während des Angriffskrieges 2020 kam es zu zahlreichen Massakern und Kriegsverbrechen durch aserbaidschanische Soldaten und Dschihadisten, die in der Reihen des aserbaidschanischen Militärs kämpften. Aserbaidschanische Social-Media-Kanäle teilen bis heute Fotos von geköpften armenischen Soldaten, verstümmelten Zivilisten und weiteren Gräueltaten.

Militärisch längst entschieden

Die Invasion der Region Berg-Karabach durch Aserbaidschan ist militärisch längst entschieden. Die hoffnungslos unterlegenen armenischen Verteidiger der selbsternannten "Republik Artsach" in Berg-Karabach haben kapituliert. Abgesandte von Armenien, Aserbaidschan und Russland treffen sich aktuell in der aserbaidschanischen Stadt Yevlakh zu Waffenstillstandsverhandlungen.

Aus Sicht der autoritären Führung in Baku soll es bei dem Treffen in der Stadt Yevlakh um die "Reintegration" Berg-Karabachs in Aserbaidschan gehen.

Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan warb für eine Befriedung des Konfliktes. "Frieden ist eine Umgebung ohne zwischenstaatliche und interethnische Konflikte", sagte Paschinjan am Donnerstag in einer Rede an die Nation anlässlich des armenischen Unabhängigkeitstages. "Dieser Weg ist nicht einfach, aber wir müssen ihn gehen." "Man muss den Frieden schätzen und darf Frieden nicht mit Waffenruhe und Waffenstillstand verwechseln", sagte Paschinjan weiter.

ribbon Zusammenfassung
  • Waffenstillstandsgespräche zwischen Armenien und Aserbaidschan laufen, während in Stepanakert wieder geschossen wird.
  • Aserbaidschan dementiert, dass seine Truppen vorrücken, auf aktuellen Videos aus der Regional-Hauptstadt Stepanakert sind aber Schüsse zu hören.
  • Russische Friedenstruppen in der umkämpften Region Berg-Karabach bringen Tausende Armenier:innen vor anrückenden aserbaidschanischen Truppen dorthin in Sicherheit.
  • Zahlreiche Ortschaften der Umgebung wurden von den Bewohner:innen bereits aus Angst vor Genozid und ethnischen Säuberungen aufgegeben.
  • Bei der Invasion starben bisher mehrere Hundert Zivilisten.