Segenreich: Hamas-Angriff war "kaltblütiges Ermorden von Zivilisten"
In Israel stelle man sich nach dem massiven Überraschungsangriff der Hamas darauf ein, dass die Situation noch viel schlimmer werde, sagt Nahost-Experte Ben Segenreich gegenüber PULS 24. "Man versucht noch immer mit dem fertig zu werden, was gestern in Wahrheit erst begonnen hat", hält er fest.
Die Zahl der Todesopfer steigt stetig, bis Sonntagmittag wurden bereits 350 Israelis sowie 313 Menschen auf palästinischer Seite getötet.
Familien und Kinder getötet
Ursprünglich war nach dem Angriff die Rede von Dutzenden Hamas-Terroristen gewesen, die es geschafft hatten, in Israel einzudringen. Es dürften allerdings eher Hunderte gewesen sein, erklärte Segenreich im Gespräch.
Sie seien von Haus zu Haus gezogen, hätten Familien und Kinder erschossen sowie Zivilist:innen in den Gaza-Streifen verschleppt. Wie viele Geiseln sich dort zurzeit aufhalten, ist weiterhin unklar. Es handle sich hierbei um "pure, geplante, kaltblütige Massaker an Zivilisten", so Segenreich, der sich gerade in Tel Aviv befindet.
"Treibjagd auf junge Menschen"
In der Nacht auf Samstag habe zudem ein großes Freiluft-Festival in Israel mit rund 3.000 Teilnehmer:innen stattgefunden. "Man hat aus allen Richtungen auf sie geschossen", erzählt Segenreich. Viele seien entkommen, viele seien aber auch getötet worden. Es sei "eine Art Treibjagd auf junge Menschen" gewesen.
"Das hat nichts mit Krieg zu tun, nichts mit Konflikt zu tun, das war ein kaltblütiges Ermorden von Zivilisten", so der Nahost-Experte.
"Terror braucht keine Motivation"
Das selbsterklärte Ziel der islamistischen Hamas ist die Zerstörung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates. Warum der Angriff aber gerade jetzt kommt, darüber kann Segenreich nur spekulieren. Womöglich habe die Hamas die innenpolitischen Spannungen in Israel, die vor allem seit der umstrittenen Justizreform bestehen, ausnutzen wollen.
Rational könne man den Angriff aber niemals erklären, denn "Terror braucht keine Motivation", betont Segenreich.
Gespräche über Notstandsregierung
In Hinblick auf den Ausnahmezustand in Israel begannen Samstagabend Gespräche über die Bildung einer Notstandsregierung. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat sich dazu mit den Oppositionsführern Jair Lapid und Benny Gantz getroffen. Es sei jedoch zu keiner Einigung gekommen.
Käme es zu so einer Notstandsregierung, wäre es ein "Signal", dass die Hamas es "mit einem geeinten Israel zu tun" habe, so Segenreich. Zudem könnte so "mehr militärische und sicherheitspolitische Kompetenz" in die Regierung kommen.
Ziel Israels sei es nun auf jeden Fall aber, die "Hamas als Organisation zu zerschlagen".
Zusammenfassung
- Nach dem überraschenden Angriff der islamistischen Hamas auf Israel dauerten die Kämpfe am Sonntag weiter an.
- Bei den Taten der Hamas handle es sich um "pure, geplante, kaltblütige Massaker an Zivilisten", erklärt Nahost-Experte Ben Segenreich im PULS 24 Interview.
- Die Hamas sei von Haus zu Haus gezogen, hätten Familien und Kinder erschossen sowie Zivilist:innen in den Gaza-Streifen verschleppt.
- Rational könne man den Angriff niemals erklären, denn "Terror braucht keine Motivation", betont Segenreich.