Union holt Wahlsieg
Ausland hofft auf rasche und stabile Regierung in Berlin
Interimskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) gratulierte Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) zu seinem "fulminanten Wahlerfolg". "Wir brauchen Deutschland als Stabilitätsfaktor" und als "größten Wirtschaftsmotor", sagte er in Brüssel.
In den Bereichen Wehrhaftigkeit und Industriepolitik stünden in Europa wichtige Entscheidungen an, betonte der ÖVP-Politiker im Hinblick auf Forderungen nach höheren Verteidigungsausgaben. EU-Ratspräsident António Costa gratulierte Merz ebenfalls zum Wahlsieg. Er kündigte im Onlinedienst X eine enge Zusammenarbeit an.
Kreml hofft auf mehr Nüchternheit Berlins
Nach dem Sieg der CDU/CSU hofft Moskau auf eine Besserung der Beziehungen zu Berlin. "Jedes Mal möchte man auf einen nüchternen Blick auf die Realität hoffen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow zum Ausgang der Bundestagswahl. Dabei gehe es um die Frage, was von gegenseitigem Interesse und Nutzen sein könnte. Das deutsch-russische Verhältnis ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine zum Zerreißen gespannt.
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Auch China setzt auf eine Weiterentwicklung der Beziehungen zu Deutschland. Die Volksrepublik sei bereit, mit der neuen deutschen Regierung zusammenzuarbeiten, um die umfassende strategische Partnerschaft zwischen den beiden Ländern zu festigen und auszubauen, sagte Außenamtssprecher Lin Jian in Peking. China habe die Beziehung zu Deutschland stets aus einer strategischen und langfristigen Perspektive betrachtet, erklärte Lin.
Peking freue sich außerdem, dass Deutschland und die EU eine wichtige Rolle in globalen Angelegenheiten spielten. Peking sei bereit, mit Deutschland und der EU zusammenzuarbeiten, um zu Frieden und Wohlstand in der Welt beizutragen.
Elon Musk gratuliert Weidel
Tech-Milliardär Elon Musk hat sich nach dem Wahlergebnis erfreut gezeigt. "In Amerika sollte es genauso sein", kommentierte Musk auf seiner Onlineplattform "X" Posts des Accounts "End Wokeness" (Wokeness beenden).
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Er gratulierte der AfD-Chefin Alice Weidel zum Platz zwei. Mit diesem Stimmenzuwachs werde die AfD bei der nächsten Wahl die Mehrheitspartei sein. Dass Musk und US-Vizepräsident J.D. Vance sich bereits zuvor zugunsten der AfD geäußert hatten, wurde von anderen Parteien als Einmischung in den Wahlkampf kritisiert.
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Auch der rechtskonservative ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán gratulierte Weidel und nicht Merz. Orbán erklärte, dass die Menschen in Deutschland in großer Zahl für den Wandel gestimmt hätten. "Ich möchte Alice Weidel zur Verdoppelung des Stimmenanteils der AfD gratulieren. Viel Erfolg, und Gott segne Deutschland", schrieb der Premier.
Gratulationen aus Europa
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte, er freue sich darauf, mit Merz "gemeinsam Großes für Frankreich und Deutschland zu leisten und auf ein starkes und souveränes Europa hinzuarbeiten". "In dieser Zeit der Unsicherheit" müssten sich beide Länder vereint "den großen Herausforderungen der Welt und unseres Kontinents" stellen, schrieb Macron am Sonntagabend im Onlinedienst X.
Der belgische Regierungschef Bart De Wever sprach dem "künftigen Bundeskanzler Merz" seine Glückwünsche aus. "Wir freuen uns auf eine starke deutsche Regierung", schrieb der flämische Rechtsnationalist auf X.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez von den Sozialisten gratulierte Merz ebenfalls. Ein starkes Europa erfordere Zusammenarbeit, "um gemeinsame Herausforderungen zu meistern", schrieb Sánchez auf X. Spaniens Außenminister Albares Bueno sagte, Merz' Union habe "sehr klar gemacht, dass sie unter keinen Umständen irgendeine Art von Bündnis mit den Rechtsextremen eingehen wird".
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Der niederländische Außenminister Caspar Veldkamp betonte, Merz habe sich klar zu den transatlantischen Beziehungen bekannt. Dies sei wichtig, denn die Europäer müssten sich "organisieren angesichts der neuen Herausforderung durch (US-Präsident Donald) Trump". Veldkamp sah in Äußerungen von Merz zur Zukunft der NATO den Beweis für grundlegende Änderungen im transatlantischen Verhältnis. "Das signalisiert, dass wir am Beginn einer neuen Ära stehen", sagte er in Brüssel. "Die Ära, die mit dem Fall der Berliner Mauer begann, ist jetzt zu Ende", fügte er hinzu. Die Europäer müssten nun "realistische Erwartungen" bezüglich ihres Verhältnisses zu den USA entwickeln.
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"Herzlichen Glückwunsch", schrieb der estnische Regierungschef Kristen Michal auf Deutsch auf der Plattform X. "Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit für ein sicheres, stärkeres und einiges Europa". Ähnlich äußerten sich auch Evika Silina (Lettland) und Gintautas Paluckas (Litauen), deren Länder wie Estland an Russland und zudem noch an dessen Verbündeten Belarus grenzen.
"Ich wünsche eine zügige Regierungsbildung", schrieb Silina. Paluckas setzt darauf, dass die "besonders fruchtbare Partnerschaft in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit" weiter gedeihen werde. In Litauen, das wie Estland und Lettland der EU und NATO angehört, wird künftig eine gepanzerte Brigade der Bundeswehr fest stationiert sein.
Merz telefoniert mit Regierungschefs
CDU-Chef Merz telefonierte unterdessen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Das bestätigt eine CDU-Parteisprecherin. "Er ist derzeit fortlaufend im Austausch mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs", sagte sie zu Reuters.
Zusammenfassung
- Nach der Bundestagswahl hoffen europäische Politiker auf eine schnelle Regierungsbildung in Deutschland, um wichtige Entscheidungen in Europa voranzutreiben.
- Interimskanzler Alexander Schallenberg lobt Friedrich Merz für seinen Wahlerfolg und hebt Deutschlands Rolle als Stabilitätsfaktor und Wirtschaftsmotor hervor.
- Russland und China signalisieren Interesse an einer Verbesserung ihrer Beziehungen zu Deutschland, während die AfD ihren Stimmenanteil verdoppelt hat.
- Elon Musk und Viktor Orbán gratulieren Alice Weidel von der AfD, wobei Musk die AfD als zukünftige Mehrheitspartei sieht.
- Europäische Staatschefs wie Emmanuel Macron und Pedro Sánchez betonen die Bedeutung der Zusammenarbeit für ein starkes Europa.