Aufstände lodern, China rüstet sich: Was in Myanmar passiert
Seitdem 2021 die Militärjunta (myanmarische Streitkräfte) die demokratisch gewählte Regierung stürzte, herrscht in der Bevölkerung Unmut. Dennoch blieb sie größtenteils ruhig, bis vor Kurzem.
Am 27. Oktober dieses Jahres brannte ein Aufstand los, der sich in einen regelrechten Bürgerkrieg entfaltete. Das Putschregime kämpft seither dagegen an - und kennt keine Skrupel. Eine Chronologie der Ereignisse.
Der Beginn des Aufstands
Am 27. Oktober rückten drei militante Rebellengruppen, die sich zur sogenannten Bruderschafts-Allianz zusammenschlossen, in die Grenzregion Shan-Staat vor. In diesem Gebiet leben verschiedenen Ethnien, eine Infrastruktur gibt es kaum.
Der Shan-Staat wurde von der Zentralregierung nie zur Gänze kontrolliert, weswegen sich dort lokale Milizen zu einer sogenannten Grenzschutztruppe zusammenschlossen. Sie herrschen in der Sonderverwaltungszone Kokang.
Dort konnten die Milizen tun und lassen, was sie wollten. Schmuggel und Menschenhandel waren gang und gäbe. Vom herrschenden Militärregime wurden sie unterstützt. Die Generäle schöpften viel Geld, was die Gruppen motivierte, im Shan-Staat einzufallen.
Und China?
Die Milizen erschlossen schon zuvor eine neue Erlösquelle: Betrugsfabriken, in denen verschleppte Sklaven Cyberbetrug durchführen müssen. Viele der Verschleppten sind chinesische Staatsbürger:innen. Die Militärjunta duldete dies und blieb untätig. Das eigentlich freundschaftliche Verhältnis zwischen China und dem Militärregime spannte sich an.
Die Rebellengruppen wollen auch dem Cyberbetrug ein Ende setzen. China verhielt sich dazu ruhig. Aus Kreisen der chinesischen Regierung hört man jedoch, dass China die Rebellengruppen möglicherweise unterstützen könnte. Offizielle Angaben gibt es dazu aber keine.
Ein regelrechter Bürgerkrieg entflammte
Aus einem erst lokalen Konflikt wurde ein regelrechter Bürgerkrieg. Die Bruderschafts-Allianz, die in den Shan-Staat vorrückten und gegen die Kokang-Milizen vorgingen, verbuchten schnell Gewinne. Das motivierte weitere Widerstandsgruppierungen verschiedener Ethnien. Der Aufstand soll im Hintergrund auch von einer demokratischen Gegenregierung koordiniert werden.
Die Junta rief das Kriegsrecht aus. Sie kommt durch die Rebellen seit dem Putsch zwar erstmals in Bedrängnis, ihr gehört aber weiterhin der Luftraum. Wie ein Mitglied einer Widerstandsgruppe dem "Spiegel" erzählt, könnte es in Myanmar "zu einer politischen Wende" kommen.
China versetzt Gruppen an Grenze
Am vergangenen Wochenende beorderte China Militärtruppen offenbar für Gefechtsgruppen an die Grenze zu Myanmar. Man wolle die Manövrierfähigkeit und die Feuerkraft der Truppe vor Ort testen, sagte ein Sprecher des Militärs. An der myanmarisch-chinesischen Grenze spitzen sich die Kämpfe immer mehr zu.
Zusammenfassung
- In Myanmar kämpfen Widerstandsgruppen gegen die Militärjunta, die 2021 in einem Putsch die demokratisch gewählte Regierung stürzte.
- PULS 24 erklärt, was im südostasiatischen Staat passiert und welche Rolle die Volksrepublik China dabei spielt.