Mölzer: Taliban sagten "schau' ma, schau' ma"

Andreas Mölzer spricht über die Gründe hinter seinem Trip zu den Taliban. Die Menschenrechts-Situation in Kabul sei "katastrophal". Auch zur Freilassung des Rechtsextremen Herbert Fritz habe man nichts machen können.

Der ehemalige FPÖ-Politiker Andreas Mölzer spricht im Newsroom LIVE mit Sabine Loho über seine Reise zu den Taliban. FPÖ-Chef Herbert Kickl nannte Mölzer einen "Polit-Rentner", auch der nun ehemalige außenpolitische Sprecher der FPÖ, Axel Kassegger, musste wegen des Trips sein Amt zurücklegen - auch er hätte eigentlich mit von der Partie sein sollen. 

Organisiert wurde die Reise vom selben FPÖ-nahen Arzt, der bereits für Jörg Haider die Reise zum Diktator Saddam Hussein auf die Beine gestellt hatte. Der Arzt sei ein "lieber Kerl" und auch der befreundete ebenfalls ehemalige FPÖ-Politiker Johannes Hüber hatte Mölzer mit seiner Aufforderung "Foan ma" überzeugt. 

Er sei "eingeladen" worden, aber die Österreicher hätten alles selbst bezahlt.

IRAK HAIDERAPA/AFP/INA

Im November 2002 besuchte Jörg Haider, damals FPÖ-Spitzenkandidat, Saddam Hussein (r.) in Bagdad.

Es hatte Mölzer journalistisch sehr interessiert. Mit einem Chauffeur vom Hotel seien die Österreicher dann durch das Land gedüst. 

"Informelle" Verhandlungen zu Fritz

Eine Mutmaßung über die Hintergründe des Trips sei gewesen, dass die ehemaligen FPÖ-Politiker den rechtsextremen Journalisten Herbert Fritz befreien wollten. Dieser ist im Juni wegen Spionage-Verdacht von den Taliban festgenommen worden. Eigentlich hätte er beweisen wollen, dass Afghanistan ein sicheres Land sei und Österreich somit dorthin abschieben könne. 

Andreas Mölzer mit dem Taliban-AußenministerTOLOnews

Lebt Fritz noch?

Das sei aber nicht der Grund für den Trip gewesen. Die Reise hatte die Truppe im November des Vorjahres geplant, vor Fritz' Verhaftung, so Mölzer gegenüber PULS 24 Anchorwoman Sabine Loho. Man habe aber mit den Taliban über den inhaftierten Österreicher gesprochen - das hätten sie für jeden gemacht, sagt Mölzer. Auch Fritz' Familie habe die Reisetruppe im Vorfeld darum gebeten.

"Schau' ma, schau' ma" hätten die Taliban gesagt, man habe dann so schnell "nichts" machen können. Mölzer und Co. hätten dann aber eine EU-Delegation in Afghanistan getroffen, er hofft, dass diese den 84-jährigen Fritz nun befreien kann. 

Ob Fritz überhaupt noch lebt, das weiß Mölzer nicht. Die italienische Vorsitzende der EU-Delegation soll den Journalisten zumindest einmal besucht haben, "angeblich", betont Mölzer.

Menschenrechts-Situation ist "katastrophal"

Nur bis zum 12. Lebensjahr dürfen Mädchen die Schule besuchen, die Reisegruppe aus FPÖ-Ehemaligen wollte auch mit Menschen in Afghanistan über ihre Situation sprechen. Die Menschenrechts-Situation sei "katastrophal", so Mölzer.

Wie bei uns im 13. Jahrhundert, allerdings mit Kalaschnikow und Toyota Corolla.

Andreas Mölzer über den Besuch bei den Taliban

Lockerer Umgang mit Kickls-Drohung

Mit Kickl habe er im Vorfeld keinen Kontakt gehabt. Mölzer habe aus der Reise niemals ein Geheimnis genommen, der ehemalige außenpolitische Sprecher, Axel Kassegger habe zwei Tage vor der Reise abgesagt - Mölzer sei dann davon ausgegangen, dass der Trip in der Partei bekannt gewesen sei. 

Dass die Taliban die Reisegruppe als "Delegation" der FPÖ bezeichneten, das sei deren Idee gewesen. Mölzer und Co. hätten sich als nichts ausgegeben, was sie nicht sind und als aktiver Politiker hätte man den Trip sowieso anders abwägen müssen. Dass die Taliban den Besuch populistisch nutzen würden, hätte er so nicht erwartet. Die "Spin-Doktoren" im Vorwahlkampf würden die Affäre nun der FPÖ-umhängen wollen. Er würde "selbstverständlich" nochmal hinfahren. 

Die Drohung über den Partei-Ausschluss von FPÖ-Chef Kickl nimmt er nicht ernst, denn auch Jörg Haider hätte es nicht geschafft, ihn aus der Partei auszuschließen, dieser habe dann das BZÖ gegründet.

ribbon Zusammenfassung
  • Andreas Mölzer und weitere ehemalige FPÖ-Kollegen und Freunde waren zu Besuch bei den Taliban in Afghanistan.
  • Man habe über den festgenommenen Rechtsextremen Herbert Fritz verhandelt.
  • Die Menschenrechts-Situation im Land sei "katastrophal", so Mölzer.