VdB zur Klima-Krise: "Können am Abgrund stehen"

Bundespräsident Alexander Van der Bellen weilt derzeit bei der UN-Vollversammlung in New York. Dort sprach er mit PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner über Klimapolitik, Afghanistan und die Corona-Impfung.

In New York tagt die UN-Vollversammlung -  und zwar aktuell wieder analog statt wie vergangenes Jahr corona-bedingt nur digital. Vor Ort ist neben Kanzler Kurz und Außenminister Schallenberg (beide ÖVP) auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Im Interview mit PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner zeigt er sich erfreut über Umdenken bei der Klima-Krise.

Die Gefahr der Klima-Krise werde immer drängender, warnt Van der Bellen einerseits: "Wenn nichts passiert, stehen wir tatsächlich vor einem Abgrund". Die Risiken der Erderwärmung würden von vielen Politikern nach wie vor unterschätzt, sagt Van der Bellen.

"Nie gedacht, dass der Markt das Problem eher erkennt als die Politik"

Umso erfreulicher sei es, dass besonders das Wirken des UN-Sonderbeauftragten für Klima und Finanzen Mark Carney langsam eine Veränderung bewirke, meint der Bundespräsident. Banken und Versicherungen würden zusehends die wirtschaftlichen Auswirkungen der Erderwärmung spüren und nun aktiv werden. "Ich hätte nie gedacht, dass es möglich sein wird, dass der Markt das Problem eher erkennt als die Politik und eher reagiert vor allem", meint Van der Bellen.

"Was viele Leute zum Umdenken bewegt, ist einfach die Realität", stellt der Bundespräsident fest und meint: "Sie müssen ja nur mit einem Manager einer österreichischen Hagelversicherung zu reden, die wissen ja was los ist." Der Klimawandel schlage sich dort allein schon darin nieder, wie sich das Verhältnis zwischen Versicherungsprämien und zu zahlendem Schaden verändert habe.

Der Afghanistan-Abzug und die Folgen

Zum Abzug der westlichen Truppen und den Status Afghanistans meint Van der Bellen, dass vor allem wichtig sei, weiterhin Informationen aus dem Land zu haben. Nur so könne die internationale Gemeinschaft richtig reagieren. Ob die Taliban-Regierung als rechtmäßig anerkannt werde, sei Sache der UN-Vollversammlung.

"Meine Sorge ist immer noch, wenn der Abzug der USA bzw. der NATO-Truppen interpretiert wird als 'Niederlage des Westens'", sagt Van der Bellen und betont, dass Österreich mit Sicherheit Teil des Westens sei. "Dann haben wir ein Problem", so der Bundespräsident. "Auf der politischen Ebene möchte ich nicht jeden Tag wieder beweisen müssen, dass das Vertrauen in den Westen gerechtfertigt ist", sagt Van der Bellen und pocht darauf, dass der Westen ein verlässlicher Verbündeter in der Welt sein müsse.

Dass die Demokratie im Nahen und Mittleren Osten derzeit auf dem Rückzug sei, das sieht auch Van der Bellen mit Sorge. Er merkt aber an: "Wo ich Zweifel habe, ist, dass das jetzt unmittelbar zu mehr Einfluss für Russland oder China führt."

Das weltweite Impfprogramm

Dass westliche Staaten nun Millionen an Impfdosen an Entwicklungsländer spenden, sei eine gute und überfällige Sache, so der Bundespräsident. Die Pandemiebekämpfung sei schließlich eine weltweite Herausforderung. Van der Bellen betonte auch, dass Österreich bereits bilateral mit Impfdosen aushelfe - etwa am Balkan oder gegenüber dem Iran.

Dass das Impfprogramm derzeit vielerorts stocke, ist dem Präsidenten hingegen unbegreiflich. Es sei "haarsträubend, was für Geschichten da im Umlauf sind", sagte er und rief erneut dazu auf, sich impfen zu lassen.

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  • Bundespräsident Alexander Van der Bellen weilt derzeit bei der UN-Vollversammlung in New York. Dort sprach er mit PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner über Klimapolitik, Afghanistan und die Corona-Impfung.