Albanien, Perle am Mittelmeer
Radfahren, Rafting und Wandern in den Bergen, danach Schwimmen im Mittelmeer, alles innerhalb einer Stunde möglich, sagt Dritan Agolli, Direktor des Albanian Development Found (ADF), auch wenn die Verkehrswege hier noch bei Weitem nicht modernen Standards entsprechen. Bahnverkehr spielt hier eine untergeordnete Rolle, auf dem 447 Kilometer langen Schienennetz werden heute ausschließlich Güter transportiert. Es gibt jedoch Pläne dieses auszubauen. Beim Aufbau von Infrastruktur in eher abgelegenen, ländlichen Gebieten leistet neben dem ADF auch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit tatkräftige Unterstützung. Das kommt auch dem Fremdenverkehr zugute.
Dieser spielt in dem noch immer stark agrarisch geprägten Land eine immer wichtigere Rolle. Wie Ermal Ilirjani, ADF-Direktor für strategische Planung, berichtet, sei Albanien in kommunistischer Zeit stark zentralisiert worden, wodurch die ländlichen Gegenden "verwaist" seien. Durch die Verbesserung der Infrastruktur kehren nun wieder mehr Menschen aufs Land zurück, die Zeit der "unterschiedlichen Realitäten" gehöre zusehends der Vergangenheit an, erklärt Ilirjani.
Agolli sagt, dass sich immer mehr Albaner mit dem im Ausland erwirtschafteten Geld Häuser am Land bauen, welche als Gästehäuser genutzt werden. Oft werden diese auch von Verwandten oder Freunden betrieben, da die Besitzer weiterhin im Ausland leben. Agolli erzählt die Geschichte eines deutschen Koches, der ein Gästehaus auf den Bergen im Landesinneren betreibt. Die "neue Realität", so Agolli, sei, dass immer mehr alte Gebäude renoviert und touristisch genutzt werden. Die Zahl der Sommersportler wachse von Jahr zu Jahr, es lockten das Wandern und das Radfahren, es gebe zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Seen, Flüsse, das Meer und eine diverse und wunderschöne Flora und Fauna, betont Agolli.
2018 wurde Albaniens Water Resources Management Agency (AMBU - Agjencia e Menaxhimit të Burimeve Ujore - Albanische Agentur für Wasserressourcenmanagement) ins Leben gerufen. Die Agentur, welche landesweit vier Büros betreibt, betreut in Albanien, einem Land mit 21 Prozent "Protected Areas", sieben Flussgebiete (River Basins), Seen und zahlreiche kleinere Flüsse und Bäche. In Albaniens Wassersektor mangelt es allerdings an Kapazitäten und Know-how. Entscheidungen auf zentraler und/oder lokaler Ebene werden nicht koordiniert gefällt und sind oft schwerfällig. Das macht die Angleichung an das EU-Recht und dessen Durchsetzung schwierig. Strategien einzelner Behörden Albaniens sind noch nicht aufeinander abgestimmt. Ein fünfjähriges Projekt, das von der EU und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit finanziert wird, soll die Situation ändern: Es soll den rechtlichen und institutionellen Rahmen im Wassersektor verbessern. Denn zur erfolgreichen Bewirtschaftung der landesweiten Wasserressourcen braucht es ein integriertes Management und eine leistungsfähige öffentliche Verwaltung. Die Austrian Development Agency (ADA), die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, setzt das Projekt um.
Große bisherige Meilensteine waren die Entwicklung eines Wassergesetzes im Einklang mit EU-Recht sowie die Erarbeitung eines komplexen Bewirtschaftungsplans für drei der sieben Flüsse. Die ADA arbeitet dazu eng mit der AMBU, anderen relevanten Institutionen, der EU und Behörden auf lokaler Ebene zusammen. Die EU und Österreich unterstützen Albaniens Agentur für Wasserressourcenmanagement finanziell und stellen Expertise bereit. Die Kooperation zwischen der EU und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit soll ab Juli 2023 für weitere fünf Jahre verlängert werden.
Im Hinblick auf einen EU-Beitritt ist die Wasserreform essenziell. So versucht die AMBU etwa, im Bereich Flutmanagement europäische Kriterien zu erfüllen. Im gesamten Land gibt es zahlreiche Wasserkraftwerke aller Größen und mehr als 650 Staudämme, die größtenteils für die Landwirtschaft genutzt werden. Generell gibt es in Albanien große Wasserressourcen. Ziel ist es, auch im Hinblick auf den Tourismus, Verschmutzung zu verhindern und die Zerstörung der natürlichen Flussläufe durch die Errichtung weiterer Dämme aufzuhalten. Im Sinne der "EU Green Agenda" sollen Gesetze für das Wassermanagement der Zukunft beschlossen und der Klimawandel effektiv bekämpft werden. Derzeitige Herausforderungen sind unter anderem Überflutungen, Erosion und Trockenheit. Vor allem letzteres führt auch zu Problemen in der Energieversorgung, produziert doch Albanien annähernd hundert Prozent seines Stromes aus Wasserkraft.
Entlang der Vjosa, einem Fluss im Süden des Landes, soll ein Nationalpark entstehen. Gemeinsam mit der albanischen Regierung ist es bisher gelungen, den letzten wilden Fluss Europas mit seinem einzigartigen Ökosystem unter Naturschutz zu stellen. Dass dabei auch die am Fluss ansässige Bevölkerung miteinbezogen wird, dafür sorgen beispielsweise die albanische NGO EcoAlbania oder die deutsche NGO EuroNatur - mit Förderung durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit - eine akademische Partnerschaft zwischen der Universität für Bodenkultur Wien, der Universität Wien, der Universität Innsbruck, der Universität Tirana, der Universität für Landwirtschaft Tirana und der Polytechnischen Universität Tirana, die ebenso von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt wird. Das sogenannte Vjosa-River-Projekt ist ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel von Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Professor Aleko Miho vom Institut für Biologie an der Universität Tirana sagt, dass es nach der Wende massive Eingriffe in die Natur gegeben habe und rund eine Million Hektar an Wald verloren worden seien. Er ergänzt, dass es im gesamten Land rund 700 Genehmigungen für Wasserkraftwerke gebe, weshalb er all seine Energie in die Erhaltung dieses Naturparadieses stecke und postuliert, diesen Fluss "unbedingt zu retten". Die Flüsse Albaniens bezeichnet er als "nationalen Schatz".
Wichtig für den Tourismus sind aber nicht nur unbeschreibliche Naturlandschaften, sondern auch die ungemeine Gastfreundschaft der Albaner. Albanien zeichnet sich auch durch eine sehr vielfältige und köstliche Küche aus. Vielfältig deshalb, weil die Speisen eine Mischung aus mannigfaltigen Einflusssphären sind, die so eigentlich kaum wo zu bekommen sind. So kommen einem die Mahlzeiten als eine Art Mixtur aus osmanischer, griechischer, italienischer und balkanischer Küche vor, das Ganze gepaart mit lokaler albanischer Kochkunst. Außerdem eröffnen zahlreiche Rückkehrer - darunter Spitzenköche - Lokale, und nehmen Einflüsse aus dem jeweiligen Land, wo sie davor tätig waren, mit. Für Liebhaber lukullischer Genüsse ist Albanien auf alle Fälle eine Reise wert.
Zusammenfassung
- Das ändert sich gerade aber sukzessive, bietet das Land an der Adria im Norden und am Ionischen Meer im Süden doch wunderschöne, unberührte Landschaften.
- Agolli sagt, dass sich immer mehr Albaner mit dem im Ausland erwirtschafteten Geld Häuser am Land bauen, welche als Gästehäuser genutzt werden.
- 2018 wurde Albaniens Water Resources Management Agency ins Leben gerufen.
- In Albaniens Wassersektor mangelt es allerdings an Kapazitäten und Know-how.