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Abtreibungsdebatte in Vorarlberg: "Die ÖVP lässt die Frauen im Stich"

Anders als in den meisten anderen Bundesländern werden in Vorarlbergs Spitälern keine Abtreibungen angeboten. Einzige Anlaufstelle ist ein Bregenzer Privatarzt, der vor dem Pensionsantritt steht.

Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) hoffte zwar, dass sich eine Nachfolge findet, gleichzeitig lehnte sie es ab, Schwangerschaftsabbrüche in den Landeskliniken anzubieten. Dafür musste Schöbi-Fink viel Kritik einstecken, sie fühlt sich nun missverstanden.

"Die ÖVP lässt die Frauen im Stich", empörte sich SPÖ-Vorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger. Die ÖVP führe das Land damit in die späten 1970er-Jahre zurück, als Frauen für den Eingriff in die östlichen Bundesländer reisen mussten. Die ÖVP habe jahrelang zugeschaut, wie radikale Abtreibungsgegner Patientinnen und den Arzt tyrannisierten, und sich gegen eine Bannmeile gewehrt, nun finde sich nur schwer jemand für diese Aufgabe. Auch die NEOS forderten ein sicheres niederschwelliges Angebot.

Weitere Gespräche geplant

Die Debatte entzündete sich an der Ablehnung Schöbi-Finks bei VOL Live, mit der Begründung, Krankenhäuser seien "zunächst einmal da, um Leben zu retten und Gesundheit zu fördern". Ausgenommen sind Abbrüche mit medizinischer Indikation. Diese Worte würde sie nicht mehr wählen, so Schöbi-Fink am Mittwoch im Landtag und ortete ein Missverständnis.

Sie weise entschieden zurück, dass ihr Frauenleben nicht wichtig seien. Ihr sei wichtig, dass es in Vorarlberg weiter ein Angebot im extramuralen Bereich gebe. Schützenhilfe leistete Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, man wolle Spitalmitarbeiter nicht dazu verpflichten, Abtreibungen vornehmen zu müssen. Beide ÖVP-Politikerinnen betonten, man stelle sich nicht gegen die Fristenlösung.

Um Kalmierung bemüht waren auch die Klubobleute der Regierungsparteien. Roland Frühstück (ÖVP) und Eva Hammerer (Grüne) betonten in einer Aussendung, es müsse weiter ein Angebot für Schwangerschaftsabbrüche in Vorarlberg geben, das sei "sinnvoll und nötig". Dazu sei man "in guten Gesprächen". Die für Frauen zuständige Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) erklärte, angesichts der bevorstehenden Pensionierung werde man sich die Frage, wie ein Angebot sichergestellt werden kann, neu stellen müssen.

ribbon Zusammenfassung
  • Anders als in den meisten anderen Bundesländern werden in Vorarlbergs Spitälern keine Abtreibungen angeboten.
  • Einzige Anlaufstelle ist ein Bregenzer Privatarzt, der vor dem Pensionsantritt steht.
  • Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) hoffte zwar, dass sich eine Nachfolge findet, gleichzeitig lehnte sie es ab, Schwangerschaftsabbrüche in den Landeskliniken anzubieten.
  • "Die ÖVP lässt die Frauen im Stich", empörte sich SPÖ-Vorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger. Die ÖVP führe das Land damit in die späten 1970er-Jahre zurück.
  • Schöbi-Fink fühlt sich nun missverstanden.