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Abgespecktes Programm zum Start des Linzer IDSA

Das Linzer Institute of Digital Sciences Austria (IDSA) startet im Herbst mit einem abgespeckten Programm. Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt hat am Freitag ihre Vorstellungen für den Studienbetrieb präsentiert. Begonnen wird mit modularen Angeboten im Herbst, Ende 2024 soll dann das erste Doktoratsstudium angeboten werden, 2025 das erste Masterstudium. Institute von der JKU abziehen will sie nicht.

Immer wieder war in Oberösterreich die Frage aufgetaucht, ob Teile der Johannes Kepler Universität (JKU) - allen voran das renommierte KI-Institut von Sepp Hochreiter - zum IDSA wandern werden. Dem erteilte Lindstaedt am Freitag eine Absage. Dafür sehe sie "in den kommenden Jahren keinen Ansatz". Es gehe eher darum, Synergien zu heben. "Die Idee ist, dass wir uns auf die interdisziplinären Schnittpunkte konzentrieren. Die Tiefe der Informatik wird an der JKU bleiben", das IDSA widme sich stattdessen der Verschränkung.

Zur Kooperation werde es demnächst Gespräche mit dem angehenden JKU-Rektor Stefan Koch geben. Lindstaedt kann sich gut vorstellen, dass das IDSA, das vorerst noch im Science Park der JKU logiert und später in unmittelbarer Nachbarschaft sein Quartier beziehen soll, mit der JKU Einrichtungen wie Bibliothek oder Mensa teilt, eine gemeinsame Verwaltung sieht sie aber skeptisch. Denn das IDSA unterliegt nicht dem Universitätsgesetz, daher sei etwa eine gemeinsame Personalstelle problematisch.

Bis Frühjahr 2024 will sie ein Kernteam "wie bei einem Start-up" aufbauen, die Ausschreibung eines Verwaltungschefs wurde bereits gestartet und Lindstaedt ist "überwältigt von der Anzahl und Qualität der Bewerbungen", 40 an der Zahl. Im Herbst sollen weitere Schlüsselpositionen ausgeschrieben werden, die bisher noch nicht genau definiert seien.

Sie sieht in dem IDSA die "Chance des Jahrhunderts". Man wolle "interdisziplinäre Grundlagenforschung" betreiben, die Informatik und künstliche Intelligenz betrifft, und an den Schnittstellen zu Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaften arbeiten, "systemisches Denken" stehe im Zentrum, umriss sie das inhaltliche Programm. Man werde nicht alle Disziplinen in aller Tiefe aufbauen, sondern die Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen suchen. Das Lernen solle in Projekten statt in Vorlesungen erfolgen, gesprochen wird Englisch, "coole Technologien" bis hin zu Hologrammen sollen hybrides Lernen selbstverständlich machen, so die Vision der Gründungspräsidentin. Das IDSA solle ein "Living Lab für Lehr- und Lerntechnologien" sein.

Den Anfang macht ab Herbst ein Founding Lab gemeinsam mit der Ars Electronica. Erster Schritt dabei ist eine "Summer School" von 23. August bis 13. September, an der 75 Studierende und 15 Fellows teilnehmen können. Dann folgt ein "Fall Term" für 25 Studierende, das sechs noch festzulegende Module mit zwölf ECTS-Punkten umfasst. Es gebe bereits "hunderte Bewerbungen" von "Top-Wissenschafterinnen und Künstlerinnen" aus aller Welt, so Lindstaedt, die Teilnehmenden werden von einer Fachjury ausgewählt, erklärte sie die Zugangsbedingungen.

Die Ergebnisse aus dem Founding Lab sollen in ein Strategiepapier einfließen. Bis Weihnachten sollen zwei Schwerpunktthemen identifiziert sein, denen jeweils drei bis vier Professorinnen und Professoren zugeordnet sind, und mit denen man Anfang 2024 in die Ausschreibung gehen könne. Ziel der Gründungspräsidentin ist es, bis 2027 eine Kern-Universität mit bis zu 30 Professorinnen aufzubauen, die maximal 400 internationale Studierende in Doktorats- und zwei Master-Studiengängen betreuen.

"Der Aufbau einer neuen Universität ist eine Chance, aber auch eine Herausforderung", sagte die Vorsitzende des Gründungskonvents Claudia von der Linden, "es ist viel zu tun". Das IDSA habe Modellcharakter, der Fokus liege auf Transformationsthemen zur Digitalisierung.

Immer wieder hatte es im Vorfeld Kritik an den extrem kurzen Vorlaufzeiten des Projekts gegeben. "Die Entscheidung, die Universität zu gründen, war eine richtige und eine gute, und die Entscheidung, sie rasch zu gründen, auch", ist Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) überzeugt. Das IDSA werde "neue Impulse für unser Land bringen". Lindstaedt streute er Rosen: Sie sei eine "erfahrene Universitätsmanagerin". Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) betonte die Bedeutung Oberösterreichs als Industrieregion und Exportland und erwartet hier Rückenwind vom IDSA. Der Weg, seit 2020 bekannt wurde, dass die Uni gegründet werden soll, sei "keine einfache Gerade", der Zeitplan aber auch "mehr als sportlich" gewesen. Und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), der zuletzt laut über eine Verschiebung nachgedacht hatte, ist mit dem nun erfolgten "Soft-Start" zufrieden.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Linzer Institute of Digital Sciences Austria (IDSA) startet im Herbst mit einem abgespeckten Programm.
  • Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt hat am Freitag ihre Vorstellungen für den Studienbetrieb präsentiert.
  • Begonnen wird mit modularen Angeboten im Herbst, Ende 2024 soll dann das erste Doktoratsstudium angeboten werden, 2025 das erste Masterstudium.
  • Den Anfang macht ab Herbst ein Founding Lab gemeinsam mit der Ars Electronica.