Ab wann sind Politiker zu alt fürs Amt?

Ab 60 oder 70, bekam Café Puls zu hören, als das Kamerateam in einem Einkaufszentrum nachfragte, sollten Politiker ihr Amt niederlegen. So denkt aber nicht jeder. "Solange man geistig fit ist", sei es überhaupt kein Problem, meine eine Passantin. Ein weiterer findet, dass gerade langjährige Erfahrung in der Politik von Vorteil sein könne. 

Mit 92 Ministerpräsident

Tatsächlich befinden sich Joe Biden und Alexander Van der Bellen mit ihrem Alter in bester Gesellschaft. Lula Da Silva etwa wurde mit 77 als Präsident von Brasilien wiedergewählt, dem er 2003 bis 2011 schon einmal vorstand. Und Silvio Berlusconi mischt noch mit 86 in der politischen A-Liga Italiens mit. Daran kann ihn selbst eine Leukämie-Erkrankung nicht hindern. Der Spitzenreiter ist unumstritten Tun Mahathir bin Mohamad, der 2018 bis 2022 erneut Ministerpräsident von Malaysien war. Er ist inzwischen 97. Aktuell ist Paul Biya, der 90-jährige Präsident von Kamerun, der älteste Polit-A-Lister.

"Senil"? Konkurrenten missbrauchen Alter

Am lautesten regen sich jedenfalls wenig überraschend politische Gegner auf, wenn Politiker ein gewisses Alter erreicht haben. So auch nun im US-Wahlkampf. Trump-Anhänger bezeichnen Biden gern als senil oder inkompetent, dabei ist ihr eigener Kandidat selbst schon 76, und zum Thema Inkompetenz hätten bei Trump sicher auch viele etwas zu sagen. 

"Ich halte das für sehr gefährlich", sagt Soziologin Vera Gallistl von der Karl Landsteiner Universität im Interview, "weil es darum geht, Menschen auf Basis ihres Alters und nichts anderem vom politischen Entscheidungsprozess auszuschließen". Empirisch sei es eine mittelalte Gruppe, die in der Politik stark vertreten sei, sagt sie. Verhalten von Älteren würde allerdings anders bewertet. Stolpert Joe Biden etwa auf den Stufen zur Air Force One, wird sein Alter dafür verantwortlich gemacht, dabei könne das auch Jüngeren passieren.