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Wu-Tang Clan servierte in Wien satte Portion Rapnostalgie

Eine satte Portion Nostalgie bekamen alteingesessene Hip-Hop-Fans am Dienstagabend in der Wiener Stadthalle serviert. Die Rapurgesteine vom Wu-Tang Clan touren nämlich zum 30-Jahr-Jubiläum ihres Debütalbums "Enter the Wu-Tang (36 Chambers)" durch Europa, inklusive Zwischenstopp in Österreich. Für viele gelten die neun New Yorker als Hip-Hop-Legenden, den Durchbruch schafften sie schließlich in derselben Ära wie andere Eastcoast-Giganten wie Nas und Notorious B.I.G.

Am Programm standen vor allem Klassiker der ersten Platte. Alte Krawall-Lieder wie "Bring da Ruckus" und "Protect Ya Neck" fühlten sich dank Liveband aber keineswegs angestaubt an, sondern so brachial wie eh und je. Überhaupt haben die Wu-Tang-Oldies, darunter auch "Da Mystery of Chessboxin'" oder "Wu-Tang Clan Ain't Nuthing ta F' Wit", nichts an Wucht verloren - im Gegenteil. Die harten Lyrics und rohen Beats mit den krummen Samples wirken auf Hörgewohnheiten des aktuellen Mainstream-Hip-Hop ähnlich radikal wie in den 90ern.

So wurde die Gruppe rund um Wu-Tang-Mastermind RZA nicht müde, bei der eigenen Musik von "real Hip-Hop" zu sprechen. An ihre sozialkritischen Wurzeln wurde mit "C.R.E.A.M." und "Tearz" erinnert, spätere Partyhits wie "Gravel Pit" rundeten die Setlist ab. Dem 2004 verstorbenen Ol' Dirty Bastard, Wu-Tang-Mitglied der ersten Stunde, wurde mit einer Performance seines Solohits "Shimmy Shimmy Ya" gebührend Ehre gezollt.

Große Showeinlagen blieben aus, auf der Bühne flimmerten gelegentlich die Musikvideos der Band sowie KI-generierte Samuraikrieger und Cartoonanimationen - im Erscheinungsbild der Band gehörten schon immer Anspielungen auf das alte Asiakino und die Comickultur zum Erfolgskonzept.

Überrascht hat das nicht, sieht man von kurzen Einspielern von Nirvana oder Nancy Sinatra ab. Aber das tat dem Auftritt keinen Abbruch. Nicht zuletzt, weil den Rappern das Alter - inzwischen haben sie alle die 50 überschritten - kaum anzumerken war. Manchmal schienen die MCs zwar etwas abwesend, wenn sie nicht selbst am Mikro waren. Insgesamt aber lieferten die Wu-Tang Rapper dynamische und lautstarke Performances ihrer großen Klassiker und somit genau das, was eine solche Retroshow bieten muss.

Rund 14.000 Fans, zu großen Teilen aus der Millenial-Generation, wippten in der vollen Stadthalle fleißig zu den Beats, die Hände oft zum "W" geformt, und riefen auf Kommandos wie "Wu-Tang ain't" schallend "nothing to fuck with" zurück. Dafür hatte die Band einen kleinen Wink für Wien parat. Es sei ein Vergnügen, 50 Jahre Hip-Hop-Kultur in der "number one livable city in the world" zu repräsentieren.

Wermutstropfen gab es trotzdem. Denn die Truppe war wieder nicht vollständig. Immerhin Bandproducer RZA befand sich diesmal auf der Bühne. Bei anderen Auftritten, beispielsweise 2015 in Wien und Berlin, fehlte dieser zur Enttäuschung der Fans. Auch andere wichtige Kernmitglieder wie GZA, Raekwon und Ghostface Killah versammelten sich diesmal in Wien. Allerdings klinkte sich Method Man offiziell aus der Tour aus. Zum anderen pausierte in Österreich der Hip-Hop-Veteran Nas, der den Wu-Tang Clan bei der Konzertreise eigentlich begleitet.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine satte Portion Nostalgie bekamen alteingesessene Hip-Hop-Fans am Dienstagabend in der Wiener Stadthalle serviert.
  • Die Rapurgesteine vom Wu-Tang Clan touren nämlich zum 30-Jahr-Jubiläum ihres Debütalbums "Enter the Wu-Tang" durch Europa, inklusive Zwischenstopp in Österreich.
  • Dafür hatte die Band einen kleinen Wink für Wien parat.
  • Bei anderen Auftritten, beispielsweise 2015 in Wien und Berlin, fehlte dieser zur Enttäuschung der Fans.