Wiener Gartenbaukino wird auf 1960 zurückgebaut
"Das Ganze wird klassisch zurückgebaut werden", zeigte sich Wehdorn, der sich etwa schon bei der Hofburg als Experte für den Umgang mit denkmalgeschützten Bauten erwiesen hat, am Montag in einer Pressekonferenz begeistert von dem Projekt. Dazu gehöre auch, manch heute als kitschig empfundenes Element wieder aufleben zu lassen: "Ohne Kitsch könnten wir alle nicht leben."
Das Gartenbaukino sei ein Symbol für den Glamour, die Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit. Und das wolle man wieder spürbar machen, so Wehdorn. Die vor einer Woche begonnenen Arbeiten umfassen einerseits technische Aspekte hinter den Kulissen wie die noch aus 1960 stammenden Lüftungs- über die Sanitätsanlagen bis zum Brandschutz. Aber nicht nur hinter den Kulissen geschehe Einiges. Auch im stilistischen Bereich gibt es Teilrekonstruktionen, die die Anmutung der 1960er wieder fühlbar machen soll. Von den Beleuchtungskörpern über die Foyerdecke bis zur originalen Farbigkeit will man das Kino zurück in die Vergangenheit zu führen.
Es werde viele Hunderte kleiner Eingriffe geben, die aber in ihrem Gesamtbild einen neuen, festlichen Eindruck vermitteln werden, zeigte sich der seit 2008 amtierende Geschäftsführer Norman Shetler frohgemut: "Jeder, der hin schon einmal war, geht nicht unbeeindruckt heraus." Die Umbauarbeiten sollen Anfang Oktober und damit rechtzeitig zur Viennale abgeschlossen sein.
Von den geplanten 3,36 Mio. Euro Kosten entfallen rund eine Million auf die denkmalpflegerischen Aspekte. Zwei Millionen Euro der Kosten trägt die Stadt, 600.000 Euro der Bund. Zusätzlich startet man mit "Gartenbaukino forever" eine von zahlreichen prominenten Unterstützerinnen und Unterstützern flankierte Crowdfunding-Kampagne in Form von Sesselpatenschaften, die 200.000 Euro hereinspielen soll. Dafür sind unter www.startnext.com/gartenbaukino verschiedene Pakete vorgesehen - von Special Screenings über einen Analogworkshop bis zu einer exklusiven Abendveranstaltung mit bis zu 250 Freundinnen und Freunden. Und für 360 Euro kann man sich auf einem Sessel mit Namen verewigen.
"Hier schlägt das Herz der Wiener Kinokultur", freute sich Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) über das neue Leben für die alte Dame Gartenbaukino, für das man die coronaerzwungene Pause sinnvoll nütze. Dies sei ein Ort, der den Geruch der Gala und des Festivals in sich trage.
Auch Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) hatte sich zum Umbaustart eingefunden: "Das ist für mich in einer sehr schwierigen Zeit ein sehr glücklicher Moment." Dabei sollen die 600.000 Euro vonseiten des Bundes für das Gartenbaukino nicht die einzige Förderung an die notleidende Branche bleiben. So kündigte Mayer am Montag die Einrichtung von Österreichischen Kinopreisen an. Diese sollen sich jährlich in einen mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis für herausragende Programmarbeit, sowie zwei mit je 5.000 Euro verbundene Förderpreise für nachhaltiges respektive innovatives Programmieren gliedern. Verliehen werden sollen diese voraussichtlich im Herbst.
(S E R V I C E - www.gartenbaukino.at/)
Zusammenfassung
- Gähnende Leere herrscht im großen Saal des legendären Wiener Gartenbaukinos.
- Und das nicht nur, weil coronabedingt schon seit Monaten keine Besucher mehr Zugang haben, sondern auch, weil die 736 Sitze des Einraumkinos zur Aufpolsterung abtransportiert sind.
- Die seit 2018 unter Denkmalschutz stehende Institution aus 1960 wird von Architekt Manfred Wehdorn generalsaniert und in den Ursprungszustand rückgeführt.