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"White Plastic Sky" zeichnet die Apokalypse in Budapest

Im Jahr 2123 ist die Erde für Menschen und Tiere unbewohnbar. Als gallisches Dorf stemmt sich Budapest unter einer Plastikkuppel der Apokalypse entgegen, die Bewohner zahlen dafür aber einen hohen Preis. Die Dystopie "White Plastic Sky" von Tibor Bánóczki und Sarolta Szabó, die am Mittwoch bei Crossing Europe Österreichpremiere hat, erzählt eine gute Story und wirft existenzielle Fragen auf - nur schade, dass sie als Animationsfilm mit recht flacher Grafik daherkommt.

50 Jahre darf man leben, danach muss man sich in eine Pflanze umwandeln lassen und als organischer Rohstoff der Gesellschaft dienen - so lautet der Deal, der die Welt unter der Plastikkuppel am Leben erhält. Nora hat sich nach dem Tod ihres Sohnes entschlossen, diesen unausweichlichen Schritt freiwillig früher zu setzen, was ihr Ehemann, der Psychiater Stefan, unbedingt verhindern will. Er folgt ihr in die industrielle Plantage, in der sie ihre Transformation zum Baum vollziehen soll, einen Schlachthof ohne Blut, dafür mit Wasser und Dünger und mit entsprechend abgebrühtem Personal.

Stefan befreit Nora, und die beiden schlagen sich durch Ödland bis zu jenem Wissenschafter durch, der das Kreislaufsystem dieser dystopischen Gesellschaft entwickelt hat, und als Einziger älter werden darf. Er haust in seinem Refugium mit riesigen Bäumen: Seine Tochter und sein Schwiegersohn, die sich mit ihrer pflanzlichen Existenz abgefunden hätten, wenn sie nur endlich blühen dürften. Das lässt der Professor aber nicht zu, denn die Pollen der lebenserhaltenden Bäume sind giftig, und außerdem würden sich die Pflanzen dann unkontrolliert vermehren. Zwischen dem fragilen Status quo und der Weltherrschaft der Bäume steht also nur der Bunsenbrenner, mit dem der Professor täglich Blütenknospen verödet. Aber Nora zieht es immer mehr auf die Seite der Pflanzen, und angesichts ihrer Transformation versteht auch Stefan, dass es hier um Evolution geht.

"White Plastic Sky" ist ein Animationsfilm mit recht schlichter, zweidimensionaler Grafik - die Landschaftsbilder erinnern an billig am Fließband produzierte Fast-Food-Sci-Fi-Serien und schaffen es nicht, den Zuschauer mit Haut und Haaren in die dystopische Welt eintauchen zu lassen, die Zeichnungen der Figuren können den Charakteren keine Tiefe geben. Dabei hätte diese fantastische Geschichte, die ganz große Fragen der Menschheit und ihrer Zukunft verhandelt und Proponenten mit menschlicher Größe ebenso wie welche mit charakterlichen Abgründen beinhaltet, durchaus verdient, dass sich gute - echte - Darsteller an ihr versuchen. Sehenswert ist der Film dennoch.

(S E R V I C E - www.crossingeurope.at)

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  • Als gallisches Dorf stemmt sich Budapest unter einer Plastikkuppel der Apokalypse entgegen, die Bewohner zahlen dafür aber einen hohen Preis.