APA/APA/Vienna Contemporary/kunst-dokumentation.com / Manuel

viennacontemporary startet in Feierstimmung

Die viennacontemporary hat am Donnerstagnachmittag in der Messe Wien eröffnet und will sich mit 98 beteiligten Galerien als einzig relevante Messe für zeitgenössische Kunst in Österreich mit internationalem Anspruch präsentieren. "Das ist nicht nur eine weitere Kunstmesse, sondern ein Feiern von dem, was Kunstmessen sein können", gab sich die neue künstlerische Leiterin von viennacontemporary, Francesca Gavin, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag enthusiastisch.

Ihr Plan sei es gewesen, im September eine Woche zu organisieren, in der die Welt nach Wien komme und die internationale Aufmerksamkeit für die Stadt bei Kunstsammlern, Kuratoren und Kunstschaffenden wachse, sagte Gavin. "Kunstmessen können ein Katalysator sein, der Städte und ihre Kunstszene verändert", erklärte die gebürtige Britin.

Die 10. Ausgabe der Kunstmesse würde dabei mit einer Vergrößerung sowie der Übersiedlung in die Halle D der Messe Wien gebührend gefeiert, betonte sie. Im vergangenen Jahr hatte die Kunstmesse im Kursalon Hübner sowie einem Zelt stattgefunden - in letzterem hatten Galeristen über große Hitze geklagt. Die neue Location, die auch als Austragungsort der Buch Wien bekannt ist, kommentierten von der APA befragte Galeristen am Donnerstag positiv.

"Es war von Anfang an unser bewusstes Alleinstellungsmerkmal, eine internationale Kunstmesse zu sein, die Wien als eine europäische Brücke von Ost und West repräsentiert", erklärte seinerseits Geschäftsführer Markus Huber. Die Behauptung international zu sein würde von vielen in Wien auch als Slogan verwendet und dies sei oft nur Marketing-Sprech, kritisierte er.

2024 beteiligen sich an der Kunstmesse neben 43 österreichischen Galerien, 33 Galerien aus Zentral- und Osteuropa sowie 22 Galerien aus dem Rest der Welt, die Rede war von insgesamt 350 involvierten Künstlerinnen und Künstlern. In der allgemeinen Sektion dominieren Galerien aus Österreich, die vor allem auf bekannte österreichische Künstlerinnen und Künstler setzen: Die Galerie Thaddaeus Ropac hat etwa Markus Schinwald im Programm, Artelier Contemporary unter anderem Erwin Wurm und Michael Schuster, die Galerie Hilger präsentiert Gemälde von Gunter Damisch und Hubert Scheibl.

Der Bereich für Aufstrebendes ("Emerging") dominiert hingegen Osteuropäisches, darunter etwa Window Project aus dem georgischen Tbilisi, die estnische Galerie Pogo aus der aktuellen Co-Kulturhauptstadt Europas Tartu sowie die ukrainische Galerie The Naked Room, deren Kunst einen direkten Bezug zum Krieg Russlands gegen die Ukraine herstellt. Ksenija Bilyk zeigt hier keramische "Urnen für Asche", deren Verzierung mit russischen und sowjetischen Symbolen keinen Zweifel darüber lassen, für wessen sterbliche Überreste sie symbolisch bestimmt sind.

Neben zwei kuratierten Ausstellungen mit der Kunst konkreter Galerien, ZONE1 und CONTEXT, geht eine in Kooperation mit dem Kunstverein Salzburg entstandene Schau im Zentrum der Halle D auf die Energiefragen ein, die am Freitag auch im Rahmen der Diskursschiene "VCT STATEMENT" erörtert werden sollen.

Wirtschaftlich bleibt die Durchführung für die Kunstmesse selbst schwierig: Nach der Trennung vom langjährigen Gesellschafter Dmitry Aksenov im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine hatten zunächst der Jurist Bernhard Heinz, der Unternehmer Manfred Bodner sowie die Immobilienentwickler Daniel Jelicka und Reza Akhavan die viennacontemporary besessen. Jelicka und Akhavan seien jedoch im Frühjahr 2024 ausgestiegen und ihre Anteile habe der aus Paris gebürtige Investmentspezialist Marwan Younes übernommen, sagte Geschäftsführer Huber am Donnerstag.

Gegenüber der APA sprach Huber von einem geplanten Budget für die diesjährige Messe in der Größenordnung von etwa 1,5 Millionen Euro. Anders als vor 2018, als die Beiträge von Galerien etwa 70 Prozent der Kosten gedeckt hätten, seien diese mittlerweile nur noch ein Drittel und man sei in stärkerem Ausmaß auf andere Quellen wie Sponsoring oder den Verkauf von Eintrittskarten angewiesen. Er plädierte mit Verweis auf den Standortfaktor gleichzeitig für Subventionen durch die öffentliche Hand.

Zur Frage, ob die gleichzeitig stattfindende Kunstmesse Particolare seines ehemaligen Gesellschafters Aksenov wirtschaftliche Auswirkungen auf die viennacontemporary haben werde, zeigte sich Huber abwartend. Er habe diese Veranstaltung noch nicht gesehen und warte ab, ob das Konzept der dortigen Organisatoren, sehr teure Kunst aus einer kuratierten Ausstellung zu verkaufen, funktioniere oder nicht. "Ich glaube aber eher nicht, dass uns die Particolare Käufer und Publikum wegnimmt" sagt er. Als zehn Jahre am Markt befindliche Marke sei die viennacontemporary sehr stark und das internationale Publikum wisse, was seine Messe biete.

(S E R V I C E - viennacontemporary, bis 15. September, Halle D der Messe Wien, Wien, https://www.viennacontemporary.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die viennacontemporary hat am Donnerstagnachmittag in der Messe Wien eröffnet, mit 98 Galerien und 350 Künstlern und möchte sich als wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst in Österreich etablieren.
  • Die Messe findet dieses Jahr in der Halle D der Messe Wien statt, nachdem sie im Vorjahr im Kursalon Hübner und einem Zelt abgehalten wurde, und hat ein Budget von etwa 1,5 Millionen Euro.
  • Geschäftsführer Markus Huber betont die Bedeutung der Messe als europäische Brücke von Ost und West, während die neue künstlerische Leiterin Francesca Gavin die Messe als Katalysator für die Kunstszene Wiens sieht.