Vienna Design Week im Fokus-Bezirk Landstraße öffnet Fenster
"Wir wollen ein Fenster im business as usual in der Designpraxis öffnen", sagte Festival-Direktor Gabriel Roland am Donnerstag bei einer Presseführung über die Motivation hinter den sogenannten Passionswegen, auf denen kuratierte Tandems aus Handwerk und Design Ideen vorstellen. So gibt es etwa bei der Glas- und Lustermanufaktur Lobmeyr (Salesianergasse 9) einen Leuchtkörper in Form eines Mobiles zu sehen. Als "Aufbrechen von bestehenden Prozessen" bezeichnete Leonid Rath, einer der Geschäftsführer, die Zusammenarbeit mit Designerin Flora Lechner, die sich von Naturformen inspirieren ließ. "Es geht um die Balance von Metall und Glas", so Lechner über das Projekt.
Ebenso lohnenswert ist ein Abstecher in den Betrieb von Kisten Lubach (Ungargasse 22), handelt es sich doch um die einzige verbliebene Gravur- und Kupferstich-Druckwerkstatt Wiens. Die Graveurin wurde mit dem französischen Designer Alexandre Delasalle "zusammengespannt", beide verbindet ein Interesse an Bildsprache und Schriftzeichen. Zusammen haben sie "eine anachronistische Neuauflage traditioneller Kupferstiche ersonnen", wie die Design Week informiert. Soll heißen: Klassische Elemente verschmelzen in den Entwürfen mit u.a. Motiven aus der Werbung oder Manga-Insekten - gedruckt auf Seide.
Ein weiterer Fixpunkt der Veranstaltung ist die "Stadtarbeit", die Verknüpfung von Design mit sozialen Komponenten, wie Roland festhielt. So werden Passanten eingeladen, den Begriff des Abfalls neu zu definieren: Eine mobile Küche stellt an verschiedenen Standorten im 3. Bezirk vegetarische Gerichte vor, gekocht aus geretteten Zutaten aus lokalen Betrieben. Das Projekt Wiener Klimahöfe wiederum will zeigen, welches mikroklimatische Potenzial in bestehenden Innenhöfen steckt.
Zum ausgiebigen Besichtigen lädt die Festivalzentrale in der Quartiersentwicklung Village (Landstraßer Gürtel 51) ein. Während sich nebenan noch Wohnungen im Bau befinden, werden unter dem Begriff "Design Everyday" Einblicke in die Tätigkeit heimischer Designstudios gegeben - und wie sie Gestaltungskriterien etwa in Hinblick auf Nachhaltigkeit überdenken. Das Gruppenausstellungsformat Fokus widmet sich heuer dem "Trash": Zu sehen sind Gegenstände, skulptural, experimentell und konzeptuell, hergestellt aus weggeworfenen Dingen. Über mehrere Hallen präsentieren Designerinnen und Designer Ideen, die mitunter auch eigenwillig anmuten dürfen. So besteht die einzige Funktion der "Spa Machina" darin, eine Bewegung auszuführen. "Darf ein Objekt existieren, dessen alleiniger Zweck darin besteht, sich zu drehen?", lautet die aufgeworfene Frage.
Nach dem Besichtigen von Möbeln, Schmuck, Teppichen, Taschen aus entsorgten Kartons und anderen Design-Highlights lädt eine Kantine zum Verweilen, bei deren Design das Thema "kreislauffähige Materialien" im Fokus stand. So hat das Projektteam auf 1.000 Ziegel aus mineralischem Abfall des Wiener Umfelds und bereits verwendetes Holz zurückgegriffen. Begleitet wird die Vienna Design Week von Veranstaltungen.
(S E R V I C E - Vienna Design Week vom 20. bis 29. September, Festivalzentrale in einem Neubau in der Quartiersentwicklung Village, Landstraßer Gürtel 51, 1030 Wien, Eintritt großteils frei, www.viennadesignweek.at)
Zusammenfassung
- Die 18. Vienna Design Week findet vom 20. bis 29. September im Bezirk Landstraße statt und bietet Einblicke in die vielfältige Welt des Designs.
- Ein Highlight des Festivals sind die Passionswege, bei denen Handwerksbetriebe wie die Glas- und Lustermanufaktur Lobmeyr und die Gravurwerkstatt Kisten Lubach mit Designern zusammenarbeiten.
- Die Ausstellung 'Design Everyday' und das Gruppenausstellungsformat 'Fokus' widmen sich der Nachhaltigkeit und der kreativen Nutzung von Abfallmaterialien.