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US-Musiker Will Sheff lädt zum musikalischen Lustwandeln ein

Entschleunigen, den Moment genießen: Anliegen des US-Gitarristen, Keyboarders und Sängers Will Sheff, Mastermind der Band Okkervil River. "Ich versuche meine Musik wie einen schönen Garten zu gestalten, in dem man lustwandeln kann", sagte der 47-Jährige im APA-Gespräch. Sheff gastierte am Samstag beim Blue Bird Festival im ausverkauften Wiener Porgy html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Bess, um Lieder aus seinem ersten Soloalbum vorzustellen. Aber auch Songs von Okkervil River gab es zu hören.

Die aktuelle, von Kritikern überaus positiv bewertete Platte trägt den anachronistischen Titel "Nothing Special". Sheff schmunzelte im Interview vor der Show: "Es begann als Scherz. Als ich den Leuten gesagt habe, ich möchte mein Album so nennen, haben sie gelacht. Viele Acts geben ihren Alben großspurige Titel, die das Gefühl vermitteln, es handelt sich um ihr Meisterwerk." Sheff amüsierte es, genau das Gegenteil zu tun. Allerdings bietet "Nothing Special" sehr wohl Spezielles: "Die Songs sind lange und langsam, sie entfalten sich mit Geduld. Wer das nicht mag, drückt wohl auf die Skip-Taste. Aber das ist nicht mein Problem."

Sheff begann als Jugendlicher britischen Folk zu hören, erst dann amerikanischen. Okkervil River habe eine "Poprock-Seite und eine Folk-Seite", sagte Sheff. Genre-Ängste kennt er längst keine, selbst Doom-Metal beschäftigt ihn. Zuletzt habe er Angst gehabt, Okkervil River zum Zerbersten zu bringen: "Als sich mein Geschmack erweiterte und sich mein Verlangen änderte, was ich auf Platte und was ich live machen möchte, was ich mit meinem Leben generell anfangen will, hatte ich das Gefühl, ich müsste das alles in diesen Okkervil-River-Rucksack packen. Der wurde immer größer."

Das Album "Away" von 2016 war als Befreiungsschlag gedacht als - als Soloalbum. Erschienen ist es aber unter Okkervil River. "Manchmal bin ich schuldig, zu sehr auf Manager zu hören", meinte Sheff. Als er an "Nothing Special" zu arbeiten begann, habe er nicht gewusst, was es werden soll: "Es war weder als Soloalbum, noch als Okkervil geplant. Ich wollte nicht über solche Sachen nachdenken, sondern einfach Musik machen, die sich zu diesem Moment richtig angefühlt hat."

Wasser und Meeresmotive ziehen sich wie ein roter Faden durch die Texte der wunderbaren Songs. "Ich habe dazu eine spirituelle Verbindung", erzählte Sheff. "Berge, Wasser, Feuer, Wälder - das kommt in meiner Arbeit ständig vor. Ich stamme aus New England, einem sehr ruralen Teil der Vereinigten Staaten. Ich bin ohne Internet aufgewachsen, mein Spielplatz war der Wald. Ich habe viel Zeit an einem wunderschönen See verbracht. Ich verehre diese Welt."

"Ein wichtiger Teil der Kreativität", so Sheff, "ist Langeweile". "Die Ideen in meinem Kopf, flüstern sehr leise. Ich muss an einem ruhigen Ort und entspannt sein, ich muss die Ideen kommen lassen. Manchmal sollte man sich einfach hinsetzen und runterkommen." Fraglich, ob Menschen, die selbst beim Gehen telefonieren oder beim U-Bahn-Fahren am Handy spielen, das überhaupt noch können. Sheff nickte: "Die Leute haben Angst, mit ihren Gedanken allein gelassen zu werden. Es gibt viele große Fragen, denen man sich nicht stellen will. Früher musste man damit klar kommen, weil es nicht so viele Ablenkungen gab. Heute ist das anders."

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)

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  • Entschleunigen, den Moment genießen: Anliegen des US-Gitarristen, Keyboarders und Sängers Will Sheff, Mastermind der Band Okkervil River. "Ich versuche meine Musik wie einen schönen Garten zu gestalten, in dem man lustwandeln kann", sagte der 47-Jährige im APA-Gespräch. Sheff gastierte am Samstag beim Blue Bird Festival im ausverkauften Wiener Porgy html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Bess, um Lieder aus seinem ersten Soloalbum vorzustellen. Aber auch Songs von Okkervil River gab es zu hören.