Urlaub von Gegenwart: Wreckless Eric reist ins "Leisureland"
"Ich sollte euch etwas über das neue Album erzählen, kann ich aber nicht", sagt Wreckless Eric im PR-Text zu "Leisureland". "Auf jedem meiner letzten Alben ist ein Husten zu hören. Dieses bricht mit der Tradition, es enthält ein Schniefen." Das ist gleich im ersten Track "Southern Rock" zu hören, einem bluesigen, groovigen Rocksong.
Es folgt eine Mischung aus lockerem Classic Rock mit Elementen von Progressive Rock, Indie-Pop und Folk, die im positiven Sinne altmodisch und etwas verträumt klingt. Lässigen Rocksongs wie "Badhat Town" oder "Standing Water" stehen atmosphärische, verträumte Instrumentals wie "Inside The Majestic" oder "Intermission" gegenüber. Letzteres wirkt mit nur 36 Sekunden tatsächlich wie eine Pausenmelodie. Dazu sind Wellenrauschen und Möwengeschrei zu hören.
Auf seinem Album singt der 69-Jährige, der im Südosten von England aufgewachsen ist, über britische Küstenstädte ("Standing Water") und die Fähre nach Frankreich ("The Old Versailles"). Die Gitarren und die herrlich analogen Keyboards spielt und loopt er selbst. Für das Schlagzeug verpflichtete der Brite den Amerikaner Sam Shepherd, den er in seiner Wahlheimat Catskill/New York in einem Coffee-Shop kennenlernte.
Seine Stimme ist 46 Jahre nach "Whole Wide World" unverkennbar. Das ist umso erstaunlicher, weil ihn die Pandemie hart getroffen hatte. "Covid hat mir schwer zugesetzt, meine Lungen beschädigt, mir einen Herzinfarkt beschert, ich wäre fast in der Notaufnahme gestorben", erzählt Wreckless Eric. "Ich fühlte mich auf einmal extrem sterblich. Ich habe mir angeschaut, wo ich gewesen bin und wo ich herkam. Vielleicht um meine Gedanken vom endgültigen Ziel abzulenken."
Am 26. November kommt Wreckless Eric für ein Konzert ins Chelsea nach Wien. Vor der Pandemie war er ständig auf Tournee. "Als wäre ich süchtig danach", sagt der eigenwillige Musiker. "Während des Lockdowns konnte ich nirgendwo hingehen. Ich glaube, deshalb habe ich einen Ort erfunden." Wohl auch deshalb ist ihm so ein angenehm entspanntes und verträumtes Album gelungen. "Leisureland" klingt nach Fernweh und Vergangenheit - wie ein Urlaub von der Gegenwart.
Zusammenfassung
- Mit "Whole Wide World" landete Wreckless Eric 1977 einen Überraschungshit, der von unzähligen Künstlern gecovert wurde.
- Im Mainstream kam der 69-Jährige, der eigentlich Eric Goulden heißt, nie an.
- "Ich sollte euch etwas über das neue Album erzählen, kann ich aber nicht", sagt Wreckless Eric im PR-Text zu "Leisureland".
- Das ist gleich im ersten Track "Southern Rock" zu hören, einem bluesigen, groovigen Rocksong.