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TV-Zweiteiler "Sternstunde der Mörder": Wien spielt Prag

26. März 2025 · Lesedauer 5 min

In Wien gehen diese Woche die Dreharbeiten zum TV-Zweiteiler "Sternstunde der Mörder" zu Ende. Das Großprojekt in Wien zu drehen, wäre vor über drei Jahren "definitiv unmöglich gewesen", betont Jakob Pochlatko im Gespräch mit der APA. Der Antragsstopp der Filmförderungen sei eine "Vollkatastrophe", so der Produzent der Epo-Film. "Jede Woche, in der die Portale nicht offen sind, entsteht ein Riesenschaden in der österreichischen Filmwirtschaft."

Die Geschichte von Mozart in Miloš Formans "Amadeus" mag zwar in Wien spielen, doch der Oscar-prämierte Film aus dem Jahr 1985 wurde fast ausschließlich in Prag gedreht. In der Stadt an der Moldau kann man dank Steuererleichterungen relativ günstig filmen, so wie auch in Polen, Rumänien und Ungarn. Doch Österreich hat sich mit der Initiierung der steuerlichen Anreizmodelle ÖFI+ und FISA+ im Jahr 2023 gemausert.

"Wir haben den Spieß jetzt umgedreht aufgrund von FISA+, die ja wirklich eine sehr wirkungsvolle Förderung in Österreich ist", erzählt Jakob Pochlatko, Geschäftsführer der sich in Familienbesitz befindlichen Epo-Film, die heuer ihr 70-jähriges Jubiläum feiert. "Es werden so viele internationale Produktionen in Tschechien gedreht, warum drehen wir nicht einmal Prag in Wien?", so der Produzent.

Aktuell dreht Pochlatko in Koproduktion mit ARD Degeto und ServusTV den Zweiteiler "Sternstunde der Mörder" nach dem gleichnamigen Roman des tschechisch-österreichischen Schriftstellers und Bürgerrechtlers Pavel Kohout. Schauplatz ist das von den Nazis besetzte Prag im Jahr 1945. Hauptkommissar Beran (Karel Dobry) und sein Assistent Morava (Jonas Nay) sollen den Mord an einer deutschen Offizierswitwe aufklären, müssen dabei aber mit dem Gestapo-Beamten Buback (Nicholas Ofczarek) zusammenarbeiten. "Vordergründig ist das Ganze ein Thriller", bemerkt Pochlatko, "aber im Hintergrund geht es natürlich sehr stark um nationale Identitäten". Das Projekt soll im Herbst fertig sein. Sendetermin auf ServusTV gibt es noch keinen.

FISA+ war entscheidendes Kriterium

Gedreht wurde unter der Regie von Christopher Schier ("Die Ibiza Affäre") quer durch Wien, etwas, das vor über drei Jahren nicht denkbar gewesen wäre. "Wir hätten das im Leben nicht in Wien umsetzen können", sagt Pochlatko, "niemals." Entscheidendes Kriterium sei FISA+ gewesen, die 2023 implementiert wurde, um internationale Filme und Serien im Rahmen von Serviceproduktionen und österreichische Filme und Serien für TV & Streaming anzufeuern.

"Österreich ist auf einmal ein Riesenrufzeichen auf der internationalen Filmlandkarte", betont Pochlatko. "Es ist ja ganz klar, dass die Förderung ein Erfolgsmodell ist, und die Nachfrage ist riesig, weil wir das in Österreich sehr, sehr gut machen im internationalen Vergleich." Die im Jänner veröffentlichten Zahlen des Filmwirtschaftsberichts bestätigen den Erfolg. 465 Millionen Euro an Wertschöpfung wurden seit 2023 generiert.

Das Team von "Sternstunde der Mörder" komme zu 95 Prozent aus Österreich, die Dienstleistung sogar zu 100 Prozent, erzählt Pochlatko. "Es wird vor allem sehr viel ausländisches Geld von der Degeto Film, die ein maßgeblicher Finanzierungspartner ist, in Österreich wirksam", so der Produzent. "FISA+ lässt 80 Prozent der Gesamtkosten als Höchstbemessungsgrundlage zu, und von denen gibt es 35 Prozent Förderung. Das heißt, es werden wirklich über 80 Prozent des Budgets in Österreich ausgegeben."

Antragsstopps "wirtschaftlicher Schaden"

Der große Geldregen hängt momentan allerdings in der Schwebe. Das Antragsportal für FISA+ wurde geschlossen. "Bis zum Inkrafttreten der FISA+ Richtlinien 2025-2027 ist keine Antragstellung möglich" ist auf der Website zu lesen. "Das betrifft uns unmittelbar", ist Pochlatko besorgt. "Diese Förderung war ja verbindlich zugesagt für vier Jahre. Jetzt haben natürlich viele österreichische Unternehmen, allen voran auch ganz stark wir, Strukturen aufgebaut und neue MitarbeiterInnen eingestellt, um internationale Großprojekte auch umsetzen zu können. Und auf einmal gibt es einen vollen Stopp. Das ist natürlich eine Katastrophe."

Er müsse Projekte absagen, so viele Anfragen gäbe es, aber er könne momentan niemandem etwas versprechen. "Jede Woche, in der diese Förderung still steht, schwindet das internationale Vertrauen. Der Imageschaden ist das eine, aber es auch ist ein riesiger wirtschaftlicher Schaden."

Regierungsprogramm stimmt "optimistisch"

Auch das Österreichische Filminstitut (ÖFI) hat mit 15. Jänner angesichts der Übergangszeit vor der Bildung einer neuen Bundesregierung einen Antragsstopp für neue Produktionen verhängt. "Leider gibt es noch keine neuen Informationen", sagt Roland Teichmann auf Anfrage der APA im Hinblick auf ÖFI+. "Mitte April kennen wir die Zahlen hoffentlich, je früher desto besser," so der Direktor des Instituts. "Aber ich glaube, wir haben gute Argumente auf unserer Seite. Volkswirtschaftlich rechnet sich das absolut." Die Ergebnisse einer unabhängigen Evaluierung seien "sehr positiv" und sollen demnächst veröffentlicht werden. Das Regierungsprogramm lässt ihn "hoffnungsvoll bleiben".

Auch Jakob Pochlatko hält das Regierungsvorhaben, die Filmwirtschaft noch einmal zu stärken, für "absolut begrüßenswert": "Das stimmt uns ja optimistisch irgendwo, aber da tickt die Uhr", so der Film- und Fernsehproduzent.

(S E R V I C E - www.epofilm.com; https://filminstitut.at; https://fisaplus.com)

Zusammenfassung
  • Die Dreharbeiten zum TV-Zweiteiler 'Sternstunde der Mörder' in Wien sind fast abgeschlossen, was ohne die steuerlichen Anreizmodelle ÖFI+ und FISA+ nicht möglich gewesen wäre.
  • FISA+ ermöglicht es, dass 80 Prozent des Budgets in Österreich ausgegeben werden, und bietet eine Förderung von 35 Prozent.
  • Seit 2023 hat die österreichische Filmwirtschaft eine Wertschöpfung von 465 Millionen Euro generiert.
  • Der Antragsstopp für FISA+ und ÖFI+ verursacht wirtschaftlichen Schaden und gefährdet das internationale Vertrauen.
  • 95 Prozent des Teams von 'Sternstunde der Mörder' kommen aus Österreich, und die Produktion ist eine Koproduktion mit ARD Degeto und ServusTV.